c't 17/2019
S. 82
Test
Smarter Lautsprecher
Aufmacherbild

Kleindarsteller

Amazon Echo Show 5 bringt mehr Privatsphäre

An der generellen Ausrichtung der Echo-Show-Reihe ändert sich auch beim neuesten Spross der Familie nichts: Der Echo Show 5 ist eine Kombination aus vernetztem Lautsprecher mit Sprachassistenten und Touchdisplay. Dennoch bietet der Neuling einige neue Funktionen – auch solche, um skeptische Nutzer für sich zu gewinnen.

Die Grundaufgabe jedes Echo Show ist es, auf Alexa-Anfragen Zusatzinformationen auf dem integrierten Display anzuzeigen: Zum Wetterbericht gibt es eine Vorschau für mehrere Tage, Nachrichten spielt er auf Wunsch als Kurzfassung der Tagesschau in Videoform ab. Wer sich von Amazon Music beschallen lässt, bekommt Liedtexte eingeblendet.

Der Echo Show 5 bietet dafür statt eines 10,1-Zoll-HD-Bildschirms wie der Echo Show der zweiten Generation (Test in c’t 23/2018) aber lediglich ein 5,5 Zoll großes Display im 2:1-Format mit einer vergleichsweise geringen Auflösung von 960 × 480 Pixel (entspricht einer Dichte von 195 ppi). In unserem Test erwies sich dies bei üblichem Betrachtungsabstand aber als völlig ausreichend.

Das gilt auch für die Helligkeit des Displays, die in der Spitze bei 362 cd/m2 liegt. Die automatische Helligkeitssteuerung funktioniert gut, manuelle Eingriffe sind nicht nötig. Allerdings ist das Display blickwinkelabhängig: Aus der Frontalen stellt es Farben kräftig dar, schon ab einem Winkel von etwa 45 Grad kommt es aber zu Verfälschungen. Hier schnitt Googles Nest Hub im Test besser ab.

Hinsichtlich des Klangs landet der Show 5 hingegen vor Googles smartem Display. Der 42 Millimeter große Breitbandlautsprecher sorgt für einen vergleichsweise vollen, wenn auch etwas zu basslastigen Sound. Dank integriertem Equalizer lässt er sich noch ein wenig justieren.

Der in Schwarz und in Weiß erhältliche Echo Show 5 ist praktisch eine Mini-Version des Echo Show der zweiten Generation – einschließlich der schicken stoffartigen Rückseite, die leider ein echter Staubmagnet ist.

Zwar sitzt der Lautsprecher zentral im Gehäuse, er gibt den Schall aber direkt unterhalb des Displays nach schräg unten gerichtet aus. Das sorgt für eine Soundblase, die je nach gewählter Lautstärke gut zwei Meter nach vorne in den Raum reicht. Außerhalb dieser Blase fällt die Klangqualität ab, vor allem, wenn sich der Zuhörer in einem Winkel von 30 Grad oder mehr zum Display befindet. Musik nimmt der Show 5 von Streaming-Diensten wie Amazon Music, Spotify und Deezer, sowie via Bluetooth entgegen.

Zwei über dem Display integrierte Mikrofone sind für die Erfassung der Spracheingaben zuständig. Im Test wurden selbst bei starken Nebengeräuschen alle Kommandos erkannt und umgesetzt. Die integrierte 1-Megapixel-Kamera (1280 × 720 Pixel) lässt sich beispielsweise für Videotelefonie nutzen. Zumindest bei guten Lichtverhältnissen liefert sie artefaktarme Bilder.

Einsatzgebiete

Amazon selbst bewirbt beim Show 5 unter anderem den Einsatz in der Küche, wo man Rezepte Schritt für Schritt nachkochen kann. Es gibt jedoch Hinweise, dass seine Entwickler auch und vor allem den Einsatz im Schlafzimmer im Hinterkopf hatten. Deutlich zeigt dies das neue Wake-up-Light: Das Display wird auf Wunsch ab 15 Minuten vor der eingestellten Weckzeit kontinuierlich heller, um einen Sonnenaufgang zu simulieren. Das Ganze funktioniert aufgrund der geringen maximalen Displayhelligkeit aber bestenfalls in einem komplett abgedunkelten Zimmer und wenn das Gesicht des Schlafenden in Richtung Display zeigt. Zudem lässt sich die Funktion nur nutzen, wenn die Weckzeit zwischen 4 und 9 Uhr morgens liegt – ärgerlich, wenn man zu anderen Zeiten schläft.

Der Show 5 ist als erster seiner Gattung mit einer physischen Abdeckung für die Kameralinse ausgestattet. Bei den bisherigen Echo-Modellen mit Kamera lässt sich diese (und die eingebauten Mikrofone) nur elektronisch abschalten. Das ist auch hier weiterhin möglich, doch die Klappe dürfte Skeptiker eher überzeugen.

Der Echo Show 5 ist das erste Modell der Reihe, bei dem sich die Kamera nicht nur elektronisch abschalten lässt. Zusätzlich gibt es hier eine kleine Klappe.

Aktuell bietet Amazon den Echo Show 5 und den kleinen runden Echo Spot (Test in c’t 4/2018) parallel an. Das überrascht etwas, da beide vorrangig für das Schlafzimmer und den Schreibtisch konzipiert zu sein scheinen und somit um die gleiche Kundschaft buhlen. Die dürfte nicht zuletzt auf den Preis schauen: Für den Echo Show 5 verlangt Amazon knapp 90, für den Echo Spot rund 130 Euro.

Tagesgeschäft

Die Einrichtung des smarten Displays erfolgt am Gerät und ist schnell erledigt. Die meisten Einstellungen lassen sich anschließend ebenfalls direkt am Bildschirm anpassen, nur für wenige Aufgaben ist weiter die Alexa-App erforderlich.

Die wichtigsten Funktionen erreicht man mit einem Wisch von oben nach unten auf dem Display, über ein von rechts nach links ausrollbares Menü kann man zudem direkt Smarthome-Funktionen, Musik, Wecker und Routinen nutzen. Der Startbildschirm lässt sich mit wenigen Handgriffen konfigurieren. Zur Auswahl stehen verschiedene Uhren-Designs und die Möglichkeit, neben Wetter, Datum und Terminen auch Informationen von Skills anzeigen zu lassen.

Über das Kommando „Starte Firefox“ beziehungsweise „Starte Silk“ lassen sich die beiden installierten Browser aufrufen, die aber nur über den Touchscreen bedienbar sind. Auf diesem Weg lassen sich auch YouTube-Videos abspielen; einen eigenen Skill für YouTube gibt es ebenso wenig wie für andere Google-Dienste.

Performance-Probleme traten im Test anders als beim Google Nest Hub nicht auf – solange wir keine aufwendigen Seiten wie YouTube über einen der beiden Browser aufriefen. Dann kam es beim Seitenaufbau mitunter zu kurzen Aussetzern. Das kann am betagten SoC (MediaTeks MT8163 von Mitte 2015) oder an einem zu kleinen Arbeitsspeicher liegen. Als Unterbau nutzt Amazon den hauseigenen Android-Fork Fire OS in Version 6, der auf Android 7.1.2 basiert.

Die eingerichteten Smarthome-Komponenten stellt der Show 5 zwar optisch ansprechend in seinem Menü dar, aufgrund des kleinen Displays wird es bei mehr als vier oder fünf Geräten aber schnell unübersichtlich – was in Scroll-Arien mündet. Die Sprachsteuerung ist da wesentlich schneller und komfortabler. Im Unterschied zum Echo Show der 2. Generation ist kein Zigbee-Hub integriert, sodass man für die Steuerung smarter Leuchtmittel eine externe Bridge benötigt.

Beim Energiebedarf bewegt sich der Neuling auf einem ähnlichen Niveau wie der Google Nest Hub. Im Leerlauf, also der Darstellung des Startbildschirms, benötigt der Show 5 je nach Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung zwischen etwa 2 und 3 Watt; bei mittlerer Einstellung maßen wir 2,4 Watt. Bei der Wiedergabe von Musik (50 Prozent Helligkeit und Lautstärke) kletterte die Leistungsaufnahme auf etwa 3,5 Watt, beim Abspielen von YouTube-Videos auf 4,3 Watt. Ausgehend von 30 Cent pro Kilowattstunde liegen die jährlichen Betriebskosten zwischen 6,30 und 9,20 Euro.

Fazit

Mit dem Echo Show 5 hat Amazon das zweite smarte Display auf den Markt gebracht, das nach dem Echo Spot auch im Schlafzimmer eine gute Figur abliefern soll. Dank der abdeckbaren Kamera dürften die Vorbehalte bei diesem Modell auch geringer ausfallen. Zudem ist sein Klang für ein Gerät dieser Größe sehr gut, weshalb der Echo Show 5 auch als Radiowecker Freude bereitet.

Tabelle
Tabelle: Echo Show 5

Das neue Display-Format schafft Platz für mehr Informationen und verleitet anders als das kreisrunde Echo Spot zum Videoschauen. Leider reicht genau dafür die Performance des Echo Show 5 nicht ganz aus. Ein zweiter Kritikpunkt betrifft die nicht an allen Stellen an das Display optimal angepasste Bedienoberfläche. Dennoch ist der Echo Show 5 das derzeit interessanteste Smart-Display in seiner Größenklasse. Nur wer auf Google-Dienste partout nicht verzichten will und bislang an keinen Sprachassistenten gebunden ist, könnte beim Google Nest Hub besser aufgehoben sein. (nij@ct.de)