c't 14/2019
S. 114
Hintergrund
Early Access
Aufmacherbild
Bild: Albert Hulm

Vorschuss für Spiele

Das Finanzierungsmodell Early Access setzt sich durch

Wollen Sie frische Spieleideen als Erster ausprobieren und sogar Einfluss auf die Entwicklung nehmen? Unter dem Label „Early Access“ bekommen Gamer noch unfertige, aber spielbare Titel, die zudem günstiger sind als fertige Spiele. Auch für die Entwickler bietet Early Access viele Vorteile – eine Win-win-Situation?

Kennen Sie Ark, Playerunknown’s Battlegrounds, Subnautica oder Minecraft? Alle diese Spiele konnte man schon als unfertige Early-Access-Titel kaufen. Der frühe Zugang oder Early Access, kurz EA (nicht zu verwechseln mit dem großen Spielepublisher) zu einem noch in der Entwicklung steckenden Spiel liefert eine spielbare Version zum Ausprobieren. Diese sogenannte Alpha-Version – statt von Early Access spricht man auch von Alphafunding – enthält aber noch nicht alle Inhalte des fertigen Spiels und in der Regel zahlreiche Fehler (Bugs).

Der Preis für ein Early-Access-Game liegt typischerweise deutlich unter dem der finalen Version. Zudem stellt der Anbieter – meist der Entwickler – dem Käufer die folgenden Alpha- und Beta-Versionen und später ohne weitere Kosten das fertige Spiel zur Verfügung.

Software-Lotterie

Mit einem Early-Access-Spiel kauft man gewissermaßen die Katze im Sack. Zu Anfang darf man nur in den Sack greifen und das Fell streicheln. Dem Versprechen des Verkäufers, dass dem Sack hinterher eine komplette Katze entspringt, muss man aber vertrauen. Beim Spielen der frühen Alpha-Versionen lässt sich immerhin schon herausfinden, ob einem das Spielprinzip gefällt. Mängel bei der Bedienung, fehlende Inhalte sowie Fehler und Performance-Probleme beseitigen die Entwickler mit der Zeit.

Im schlimmsten Fall hat der Kunde einen Fehlkauf getätigt. Das ist verschmerzbar, denn die meisten EA-Titel kosten weniger als 20 Euro. Kauft man eine Spiele-CD vom Wühltisch im Elektromarkt, kann das schließlich auch passieren. Noch ärgerlicher ist, wenn ein für 60 Euro teuer gekaufter Blockbuster-Titel spielerisch enttäuscht, voller Fehler ist oder auf dem älteren PC nur mit Geruckel und verminderten Grafikdetails läuft. Große und finanzstarke Studios stellen vorab keine Testversionen ihrer Spiele bereit und arbeiten mit internen Testgruppen. Sie fürchten Ideenklau, Raubkopien und schlechte Vorabkritiken. Nach Marktstart erhält der Kunde – wenn überhaupt – lediglich nervige Day-1-Patches.

Mit einem EA-Titel kauft man dagegen bewusst ein unfertiges Spiel, dessen Entwicklung man verfolgen und oftmals sogar beeinflussen kann. Viele kleinere Entwicklerstudios haben kein Budget für professionelle Beta-Tester und freuen sich über Rückmeldungen aus der Gamer-Community.

Doch nicht jedes Genre eignet sich für Early Access: Spiele mit vorgegebener Handlung wie Adventures oder Shooter mit festem Lösungsweg lernen die EA-Kunden schon während der Entwicklungsphase kennen; das fertige Game bietet ihnen dann keinen Reiz mehr. Ganz anders sieht das bei Open-World-, Aufbau- und Rätselspielen mit zufallsgenerierten Aufgaben aus.