c't 12/2019
S. 130
Hintergrund
Planetenverteidigung

Asteroid über New York

Planspiel der NASA zeigt Gefahr aus dem All

In einem Testszenario der NASA wird ein mittelgroßer Asteroid entdeckt, der in acht Jahren die US-Ostküste ausradieren könnte. Krisenstäbe simulieren den Kampf gegen die Verwüstung. Hobbyastronomen können Umlaufbahnen zu Hause beobachten und Gegenmaßnahmen simulieren. Reichen heutige Mittel aus, um eine Katastrophe abzuwenden?

Alle Daten und Fakten in diesem Szenario sind realistisch, aber frei erfunden. Trotzdem kamen die Beteiligten der Planetary Defense Conference Exercise in College Park (Maryland) vom 29. April bis zum 3. Mai 2019 ins Schwitzen. 240 Wissenschaftler aus der ganzen Welt, Entscheider aus Raumfahrtorganisationen und politischen Gremien überprüften Tag für Tag die eingehenden astronomischen Daten des Planspiels, das die letzten acht Jahre bis zum drohenden Asteroideneinschlag umfasst. Dabei versuchten sie, möglichst schnell möglichst viel zu erfahren. Sie suchten Mittel gegen den heranrasenden Asteroiden, trafen Entscheidungen und kämpften am nächsten Tag mit deren Folgen und neuen Messdaten.

Mittels der KML-Datei der NASA kann sich der Interessierte den Einschlag-Korridor in Google Earth ansehen, den Erdball drehen, ein- und auszoomen. Bild: NASA

Die Online-Gemeinde darf mitmachen. Der Kampf ums Überleben ist Tag für Tag dokumentiert (siehe ct.de/ydpf). Neben Briefings und Vorschlägen zum jeweiligen Zeitpunkt sind dort auch die Umlaufdaten des hypothetischen Asteroiden und der Planeten unseres Sonnensystems verfügbar. Sie können mit dem JPL Orbitviewer aus beliebigen Winkeln betrachtet werden. Das JPL (Jet Propulsion Laboratory) am California Institute of Technology entwirft Raumsonden für die NASA. Mit dem NASA-Toolkit SPICE stehen dieselben Daten für Projekte in C, Fortran, IDL oder Matlab zur Verfügung. Damit lassen sich für verschiedene Zeitpunkte Positionen und Geschwindigkeiten von Planeten, Satelliten, Kometen und Asteroiden ermitteln.

Der JPL Orbitviewer zeigt die Umlaufbahnen von Planeten und Asteroiden aus jedem Blickwinkel. Bild: NASA

Im Online-Tool NEO Deflection App (NEO für Near-Earth Object) kann der Interessierte Geschwindigkeitsänderungen simulieren und so ausprobieren, an welcher Position und mit welchem Impuls der Asteroid noch abzulenken wäre.