c't 12/2019
S. 164
Spielekritik
Horror-Abenteuer
Aufmacherbild

Flieg, Ikarus, flieg!

Hübsches Grusel-Adventure mit vielen Schwächen

Hoch hinaus wie ein griechischer Gott will das Horror-Abenteuer Close to the Sun des italienischen Indie-Entwicklers Storm in a Teacup. Deutlich versteht sich das Spiel als Hommage an Bioshock und viele Fans hatten einen Blick darauf geworfen. Dem modernen Kultspiel eifert es jedoch vergeblich nach.

Der antike Ikarus-Mythos erzählt von einem jungen Griechen, der sich mit selbstgebauten Flügeln zu nahe an die Sonne wagt und deshalb von den Göttern für seinen Frevel bestraft wird. Ikarus gilt als Sinnbild des übermütigen Menschen, dessen Taten scheitern. Für Close to the Sun ist die Geschichte von zweierlei Bedeutung: zum einen, weil es das Motiv auf die Wissenschaft Ende der 19. Jahrhunderts überträgt und zum anderen, weil sich die Entwickler zu viel zugemutet haben.

Ein geheimnisvolles Wissenschaftsparadies auf dem Meer, Art-Déco-Bauten und Quantenphysik – das wird Bioshock-Fans bekannt vorkommen. In Close to the Sun ist es die Journalistin Rose, die auf der Suche nach ihrer Schwester auf einem gewaltigen Schiff namens Helios landet. Von Nikola Tesla als großer Experimentierbaukasten für die größten Denker des 19. Jahrhunderts geschaffen, ist es nun ein riesiger Friedhof. Rose stolpert durch dunkle Gänge, vorbei an imposanten, kunstvollen Bauten und über zahlreiche Leichen, um hinter das Geheimnis der Helios und dem Verschwinden ihrer Schwester zu kommen.