c't 11/2019
S. 108
Test
In-Ear-Kopfhörer
Aufmacherbild

Edle Pfropfen

Klangvergleich: Sind teure In-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth wirklich besser als günstige?

Wer bei kabellosen In-Ears tiefer in die Tasche greift, hofft auf besseren Klang und längere Akkulaufzeiten. Wir fühlen zehn Paaren zwischen 90 und 1200 Euro auf den Zahn, ob sich die Mehrausgabe lohnt.

Spätestens seit man bei der jüngsten Fußball-WM jeden zweiten Fußballstar mit Apples markanten Airpods in die Umkleidekabinen huschen sah, sind kabellose In-Ears en vogue. Man muss kein Kabel entwirren und der Verbindungsaufbau zum Smartphone klappt meistens problemlos. Zwar finden in den Stöpseln nur winzige Akkus Platz, die lassen sich unterwegs jedoch in einer kleinen Ladebox auffüllen.

Während Vorreiter Apple just die zweite Generation der Airpods auf den Markt gebracht hat, ziehen andere Firmen mit ähnlichen In-Ears nach. Die versprechen entweder besseren Klang oder richten sich mit einem besonders festen Sitz gezielt an Sportler. In diesem Test vergleichen wir die Airpods 2 mit kabellosen Modellen von Audio-Technica, Samsung, Sennheiser und Soul. Zum Vergleich ziehen wir Luxusmodelle von Beyerdynamic und Shure heran, die ebenfalls per Bluetooth funken, aber ihre Stöpsel noch mit einem kurzen Kabel verbinden, das meist um den Nacken herum läuft. Mit Preisen bis zu 1200 Euro und speziell gefertigten Wandlern richten sich diese Modelle besonders an Audiophile und Musikprofis. Alle In-Ears sind mit Mikrofonen ausgestattet, sodass sie als Headsets zur Sprachtelefonie taugen.

Bass-Abschottung

In-Ears sparen vor allem Platz beim Transport und halten beim Tragen die Ohrmuscheln frei, was sie für den mobilen Einsatz prädestiniert. Diese Vorteile muss man jedoch mit einigen Nachteilen gegenüber ausgewachsenen Kopfhörern bezahlen. So ist es beispielsweise eine Herausforderung, Bassfrequenzen der kleinen Kapseln zu übertragen. Die meisten Anbieter arbeiten daher mit Gummimanschetten, die den Ohrkanal komplett abdichten und das Trommelfell über die abgeschlossene Luftsäule anregen.

Solange die Manschetten dicht halten, lassen sich selbst tiefste Frequenzen mit großer Amplitude übertragen. Doch sobald ein Leck auftritt, weil die eigenen Ohren anders geformt sind als die Passstücke, sackt der tieffrequente Bereich ab und die Musik klingt nur noch wie aus dem Telefon. Deshalb legen die Anbieter Manschetten in verschiedenen Größen bei – manche nur zwei, andere bis zu zehn verschiedene Ausführungen.

Aber selbst wenn die Manschetten perfekt sitzen, stellt sich beim Hörer ein Gefühl der Abschottung ein. Denn aufgrund der Abdichtung des Hörkanals werden körpereigene Geräusche, die beim Gehen, Sprechen oder beim Sport entstehen, besonders stark und ungewohnt reflektiert. Da hilft es auch nicht, wenn Samsung, Sennheiser und Audio-Technica über die eingebauten Mikrofone auf Wunsch Außengeräusche einblenden. Für ein Gespräch mit seinem Gegenüber nimmt man die Pfropfen besser aus dem Ohr – nicht nur, um die eigene Stimme unverfälscht zu hören, sondern auch um seinem Gegenüber zu vermitteln, dass man ihm tatsächlich zuhört.