c't 1/2019
S. 16
c’t deckt auf
Alexa-Leaks
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Alexa, wer hat meine Daten?

Amazon gibt intime Sprachdateien preis

Irgendwann fallen alle Bedenken und Alexa steht auch im Schlafzimmer oder im Bad. Was soll schlimm daran sein, mit Amazons Sprachassistent auch im intimsten Bereich zu plaudern? Schlimm wird es dann, wenn all die Tondateien durch Schluderei von Amazon an fremde Personen geschickt werden. Nun ist Amazon.de genau das passiert, was Kritiker immer befürchteten.

Der Absatz von Sprachassistenten für die eigenen vier Wände boomt. Obwohl Amazon keine Absatzzahlen herausgibt, gilt als sicher: Echo-Lautsprecher des Konzerns haben sich in zig Millionen Haushalten eingenistet. Dieses Weihnachten werden wieder Hundertausende dazukommen.

Kritik von Datenschützern wischt Amazon mit den immer gleichen Argumenten beiseite. Der Nutzer wisse stets, was sein Echo wann aufzeichnet. Nur Amazon und er können laut Datenschutzerklärung die Aufzeichnungen abhören. Dieses Versprechen ist es, auf dem der große Vertrauensvorschuss der Alexa-Nutzer gegenüber dem Konzern fußt.

Und Amazon wäre von allen guten Geistern verlassen, wenn man dem Schutz dieser teils sehr intimen Sprachdaten aus den Wohn- und Schlafzimmern der Republik nicht größte Priorität beimessen würde. Doch ein Fall, den c’t aufgearbeitet hat, legt nahe, dass es fatale Lücken in den Verarbeitungsprozessen der Alexa-Daten bei Amazon.de gibt. Es ist genau der Präzedenzfall eingetreten, vor dem Daten- und Verbraucherschützer so eindringlich warnen.

Vergiftete Selbstauskunft

Alles begann mit dem Recht auf Selbstauskunft aus der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Verordnung gewährt „betroffenen Personen“ einen sehr weitgehenden Auskunftsanspruch über die gespeicherten Daten. Ende August dieses Jahres hat Amazon.de-Kunde Martin Schneider (Name von der Redaktion geändert) auf dieser Basis die Münchener Niederlassung des Online-Riesen um Auskunft gebeten. Rund zwei Monate später erhielt er einen Download-Link, unter dem Amazon die ihm zugeordneten Daten in einer rund 100 MByte großen ZIP-Datei zur Verfügung stellte.