c't 23/2018
S. 21
News
Nachruf auf Paul Allen

Zum Tode des Microsoft-Mitgründers Paul Allen

1978 posierte Paul Allen (links) mit Bill Gates zwischen den damals aufkommenden Microcomputern. Bild: DB Microsoft HO/Microsoft/dpa

Ohne Paul Allen hätte es wohl kein Microsoft gegeben. Trotz perfektem Schulabschluss verließ Allen nach zwei Jahren die Universität in Washington, um bei Honeywell in Boston als Programmierer zu arbeiten. Elektrisiert vom MITS Altair 8800 Microcomputer suchte er seinen Schulfreund Bill Gates in Harvard auf, um ihn zu überreden, BASIC für den auf einer Intel-8080-CPU aufbauenden Rechner zu schreiben. Ebenfalls in Harvard zu der Zeit: Steve Ballmer, Microsofts zweiter CEO nach Gates. Gates verließ 1975 Harvard und gründete mit Allen in Albuquerque in einer Strip-Mall die Firma Micro-Soft, wie sich das Unternehmen zunächst nannte. Mit Altair BASIC lieferten die beiden Gründer die Software für die anstehende Microcomputer-Revolution. Allen schrieb den Emulator, Gates entwickelte darauf das BASIC.

Paul Allen und Bill Gates kannten sich schon von der privaten Lakeside School in Seattle. Gates war in der siebten Klasse, Allen zwei Jahre weiter. Astronaut wäre Allen damals gerne geworden, aber als kurzsichtiger Brillenträger hätte er nie eine Chance gehabt.

1980 war Allen für den Deal verantwortlich, der ihn und Gates zu Milliardären machen sollte. IBM war auf der Suche nach einem Betriebssystem für den PC und wollte zunächst CP/M von Digital Research kaufen. Über eine Verbindung von Bill Gates’ Mutter zu IBM-CEO John Opel kam Microsoft ins Gespräch. Zwei Tage nach dem Vertragsabschluss kaufte Microsoft bei Seattle Computer Products das von Tim Paterson entwickelte 86-DOS und lizenzierte es als MS-DOS an IBM. Wie schon beim Altair BASIC sicherte sich Microsoft die Rechte, die Software selbst auch an andere Hersteller verkaufen zu können und etablierte sich so als Software-Lieferant der PC-Revolution.

1982 schied Allen bei Microsoft aus, weil er an einem Hodgkin-Lymphom erkrankte. Gates handelte Allen einen 60-prozentigen Anteil am Unternehmen ab, weil er die meiste Arbeit in BASIC gesteckt habe. 1983 versuchte Gates dann, Allen mit 5 Dollar pro Anteil auszuzahlen. Allen weigerte sich und verließ Microsoft, ohne seine Anteile aufzugeben. 1986 ging Microsoft an die Börse und schloss den ersten Handelstag mit 35,50 Dollar ab. Wieder einmal hatte Allen den richtigen Riecher gehabt.

Seiner Heimatstadt Seattle blieb Allen stets verbunden. Dort gründete er 1986 Vulcan Inc. als Dachgesellschaft für seine vielfältigen Aktivitäten. Er kaufte das Football-Team Seattle Seahawks sowie das Basketball-Team Portland Trail Blazers. Noch immer fasziniert von der Raumfahrt finanzierte Allen das SpaceShipOne des legendären Flugzeugdesigners Burt Rutan, der damit den renommierten Ansari X-Prize gewann. Mit seinem Unternehmen Stratolaunch Systems entwickelte Allen zuletzt das mit 117 Meter Spannweite größte Flugzeug der Welt, dessen Erstflug er nicht mehr erleben sollte.

Paul Allen starb am 15. Oktober 2018 im Alter von 65 Jahren an Komplikationen eines Non-Hodgkin-Lymphoms. (Volker Weber/hag@ct.de)