c't 19/2018
S. 114
Know-how
Datenrettung
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Daten-Archäologie

Tipps zur Datenrettung

Daten gehen gelegentlich verloren. Diese Tatsache ist weder überraschend noch vermeidbar. Jeder Benutzer von Digitaltechnik sollte also darauf vorbereitet sein, dass es ihn irgendwann trifft. Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen und einem kühlen Kopf bei Rettungsversuchen stehen die Chancen meist gar nicht so schlecht, die verlorenen Informationen doch noch wiederzugewinnen.

Die beste Vorbeugung gegen den plötzlichen Datentod sind zweifellos regelmäßige Backups: Aus einer Sicherungskopie lassen sich abhanden gekommene Dateien meist problemlos restaurieren. Dazu sollte das Backup regelmäßig stattfinden und die Sicherheitskopien so aufbewahrt werden, dass ihnen nichts passiert.

Aus Erfahrung wissen c’t-Redakteure, Freizeit-Admins und leidgeprüfte Anwender allerdings, dass der gute Vorsatz für brauchbare Backups viel zu oft verpufft. Ein unüberlegter Mausklick, marodierende Software oder Hardware am Ende ihrer Lebensdauer führen dann doch immer wieder dazu, dass wertvolle Daten verloren gehen.

Es lohnt sich also, auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Dazu kann es unter anderem sinnvoll sein, sich ein Datenrettungsprogramm zu besorgen und vorsorglich zu installieren. Einige mehr oder weniger geeignete Vertreter dieser Kategorie stellen wir ab Seite 118 vor.

Deren Erfolgsaussichten hängen von verschiedenen Faktoren ab: Die Auswahl des Dateisystems und des Speichermediums sind ebenso wichtig wie der Umgang mit ihnen. Überraschenderweise birgt der Gebrauch der sonst so beliebten SSDs hier ein erhöhtes Risiko (siehe Kasten auf Seite 117). Nicht zuletzt kann richtiges oder falsches Verhalten des Anwenders beim Eintreten eines Datenverlusts über den Erfolg der Rettungsaktionen entscheiden.

Datenhalde

Mit speziellen Werkzeugen wie der Freeware Active@ Disk Editor lassen sich die internen Strukturen von Partitionstabellen und Dateisystemen aufs Bit genau untersuchen.

Um zu verstehen, warum es überhaupt eine Chance gibt, Daten wiederherzustellen, die eigentlich gelöscht wurden, muss man wissen, wie Festplatten und ähnliche Datenträger arbeiten. In erster Näherung bestehen sie aus einer mehr oder weniger großen Anzahl von Speicherblöcken – sogenannten Sektoren –, die bei Desktop-Laufwerken je 512 Bytes aufnehmen und beginnend mit 0 durchnummeriert sind. Daten lesen und schreiben sie stets sektorweise, wobei sie immer die Nummer der betroffenen Sektoren genannt bekommen müssen.

Anwender und Programme wollen allerdings nicht mit Sektoren hantieren, sondern mit Dateien und Ordnern. Zwischen diesen beiden Sichtweisen vermitteln – zumindest auf PCs – zwei Softwareschichten. Die erste definiert auf dem Datenträger eine oder mehrere Partitionen. Dabei handelt es sich um logisch voneinander getrennte, virtuelle Laufwerke. Diese Unterteilung ermöglicht es unter anderem, den Rechner mit unterschiedlichen Betriebssystemen zu betreiben – jedes startet von seiner eigenen Partition.

Um festzulegen, welche Sektoren der Festplatte zu welcher Partition gehören, sind im PC-Bereich zwei Schemata gebräuchlich: Die ältere verwendet eine Partitionstabelle mit maximal vier Einträgen, die an einer festgelegten Stelle im allerersten Sektor (Sektor 0) der Festplatte gespeichert ist, dem sogenannten Master Boot Record (MBR). Er heißt so, weil hier auch der Boot-Code liegt, den der Rechner beim Hochfahren als Erstes abarbeitet, nachdem er mit seinen internen Initialisierungen fertig ist.

Moderner ist die GUID Partition Table (GPT), deren Spezifikation Teil des UEFI-Standards (Unified Extensible Firmware Interface) ist. Sie belegt mindestens die Sektoren 1 bis 33 der Festplatte und bietet Platz für 128 Einträge, bei Bedarf auch mehr. Die Einträge enthalten GUIDs und Prüfsummen, zusätzlich ist die GPT noch dadurch geschützt, dass eine Kopie von ihr in den letzten Sektoren des Datenträgers gespeichert wird. Die Stellen, an denen bei MBR-Partitionierung die Partitionstabelle steht, enthalten beim Einsatz einer GPT eine spezielle Markierung, die die gesamte Platte als belegt kennzeichnet.