c't 11/2018
S. 110
Test
Software für die Steuererklärung
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Bild: Rudolf A. Blaha

Richtig gegensteuern

Software für die Steuererklärung

Die Einkommensteuererklärung für das Jahr 2017 darf erstmals ganz ohne Belege abgegeben werden. Ein Grund mehr, sie elektronisch ans Finanzamt zu schicken, statt sich mit Papierformularen abzumühen. PC-Programme, Webdienste und sogar Apps sollen dabei helfen, eine ordentliche Erstattung rauszuholen.

Wann immer Geld verdient wird, verdient das Finanzamt kräftig mit. Doch es gibt viele Möglichkeiten, sich von den gezahlten Steuern einen Teil zurückzuholen. Kinderbetreuungskosten und sogar der Tiersitter können sich ebenso steuerlich auswirken wie Handwerkerrechnungen und Aufwendungen für die Gesundheit.

Steuerprogramme bieten sich als Dolmetscher zwischen dem Anwender und den kryptischen amtlichen Vordrucken an. Sie fragen Daten und Eurobeträge ab, bereiten alles für die Abgabe beim Finanzamt vor und versenden schließlich die fertige Erklärung an die Finanzbehörde. Viele prüfen später auch den Bescheid und unterstützen den Anwender, falls ein Einspruch notwendig sein sollte.

Der Klassiker für die Steuererklärung sind PC-Programme, die auf der eigenen Festplatte eingerichtet werden. Auch die Anwenderdaten bleiben in der Regel lokal gespeichert, bis alles fertig ist. Jedes Jahr muss eine neue Version dieser Programme eingerichtet werden, die zur Arbeitserleichterung aus der Vorjahresversion nach wie vor gültige Daten wie Anschrift, Identifikations- und Versicherungsnummern übernehmen kann. Obwohl die umfangreichen Programme nur einmal zum Einsatz kommen, müssen sie also mindestens ein Jahr lang auf dem Rechner installiert bleiben. Von der Auslieferung im November bis zur eigentlichen Nutzung im nächsten Frühjahr erhalten sie unzählige Updates.

Schlanke Webdienste für die Steuererklärung sind da schneller am Start. Weil die Bearbeitung der Daten auf dem Server des Anbieters stattfindet, bekommt man von Software-Updates kaum etwas mit. Wer seine Daten dem Server des Dienstanbieters anvertraut, kann wahlweise mal am PC arbeiten – beispielsweise, wenn viele Zahlen einzutippen sind – und mal gemütlich auf dem Sofa sitzend am Tablet ein paar Details überprüfen. Erklärungen für unterschiedliche Jahre verwalten die Webdienste übersichtlich in einer Oberfläche.

Längerfristige Beziehung

Einige Anbieter haben sich auf Studenten und Berufsanfänger spezialisiert. Mit betont lockerer Ansprache und teils gewagten Versprechen wollen sie diese Zielgruppe locken. Doch bei Aussagen wie „3000 Euro durchschnittliche Rückerstattung“ oder „automatische Steuererklärung in 3 Minuten“ sollte man sehr vorsichtig sein. Webseiten mit solchen Versprechen bieten zum Teil gar keine Steuersoftware an, sondern wollen online eine Dienstleistung verkaufen.

Außerdem ist es so, dass die besondere steuerliche Situation von Berufseinsteigern zwar tatsächlich im ersten Berufsjahr recht hohe Steuererstattungen möglich macht. Im folgenden Jahr sind dann aber schon deutlich mehr Angaben nötig, um eine hohe Erstattung zu erzielen. Wer vorhat, dem einmal gewählten Programm oder Dienst in den kommenden Jahren treu zu bleiben, sollte sich als Steuererklärungseinsteiger also gut überlegen, für welche Software er sich entscheidet. Aus manchem Steuerhelfer aus dem Web ist man nach ein paar Jahren Berufstätigkeit herausgewachsen.

Wir haben fünf PC-Programme, sechs Webdienste und drei Apps mit fiktiven Daten eines Berufseinsteigers getestet: Florian Fleißig hat in Düsseldorf einen Job gefunden und zog Anfang des Jahres aus Hannover dorthin. Umzugskosten in Höhe von 1121 Euro kann er vollständig belegen, weitere Ausgaben vom Tag des Umzugs bleiben unter dem Pauschalbetrag für diese Art von berufsbedingten Kosten. Eine Handwerkerrechnung liegt ebenfalls vor. Treppenhausreinigung und den Schornsteinfeger hat Florian mit dem Hausgeld bezahlt. Wenn er auch noch seine täglichen Fahrten zur Arbeit richtig angibt, kann er sich über eine Erstattung von knapp 900 Euro freuen.

Diesen Fall haben wir in die Desktop-Programme und Webdienste eingegeben, um zu prüfen, wie gut die Software einem Laien dabei hilft, alles in der vorgeschriebenen Weise zu dokumentieren, und ob sie dabei auf alle Steuersparmöglichkeiten hinweist. Außerdem haben wir die Hilfesysteme der Programme mit einer Liste von 20 Stichwörtern getestet. Auf der Liste standen Begriffe wie Altersentlastungsbetrag und Ehrenamt, Bitcoin-Transaktionen und Gebrauchtverkäufe, Dienstfahrrad und Jobticket.