c't 1/2018
S. 130
Praxis
Color Grading bei Videoaufnahmen
Aufmacherbild

Bilderpracht

Color Grading bei Videoaufnahmen in Log-Profilen

Mit modernen Kameras lassen sich Videos in ungeahnter Bildqualität drehen. Allerdings bedarf es spezieller Aufnahmemodi und Formate sowie der Nachbearbeitung am Rechner, um das Optimum herauszuholen. Dafür steigen mit dem Aufwand auch die künstlerischen Freiheiten.

Werbung für Videokameras überschütten Kaufinteressenten oft mit Hochglanz-Aufnahmen, auf denen auch in schwierigsten Lichtsituationen noch kleinste Details klar zu erkennen sind. Die ersten eigenen Aufnahmen bringen dann aber meist Ernüchterung: Die Videos unterscheiden sich kaum von dem, was einfache Kameras liefern. Vor allem aber scheint der tolle Bildsensor noch immer Probleme mit schwierigen Aufnahmesituationen zu haben – etwa in einem unbeleuchteten Raum, in dem durchs Fenster die Sonne scheint.

Die Wurzel dieses Übels liegt in der Abwärtskompatibilität: Auch modernste Kameras nehmen im Standard ITU-R BT.709 (besser bekannt als Rec.709) mit 8 Bit pro Farbkanal auf. So kommt am Ende ein Video heraus, das auf älteren Fernsehern genauso aussieht wie auf neuen TV-Modellen, PC-Monitoren, Beamern und Tablets. Allerdings ist dadurch auch der Kontrastumfang mager: Der liegt bei Rec.709 bei etwa sieben Blenden, während moderne Bildsensoren wesentlich leistungsfähiger sind und bis zu 14 oder gar 15 Stufen verarbeiten.

Beim Fotografieren würde man spätestens in solchen Situationen in den Raw-Aufnahmemodus wechseln, der den gesamten Kontrastumfang des Bildsensors nutzt. In der Nachbearbeitung ließen sich dann die zunächst im Schatten oder in überstrahlten Bildbereichen verschwundenen Details mit wenigen Klicks wieder sichtbar machen. Einen solchen Raw-Modus bieten für Videoaufnahmen bislang jedoch nur die wenigsten Kameras – schon wegen der anfallenden Datenmassen.

Auf der Suche nach dem besseren Bild

Bekommt man also wirklich keine besseren Bilder aus den Kameras heraus? Doch, aber wer die Möglichkeiten der Bildsensoren voll nutzen will, muss die Werkseinstellungen hinter sich lassen und Aufnahmemodi mit kryptischen Namen wie „S-Log“, „V-Log“, „D-Log“ oder „D-Cinelike“ aktivieren. Hierbei handelt es sich um sogenannte „Log-Gamma-Profile“, die bis zu 15 Blendenstufen in den Rec.709-Standard zwängen. Die Kamera generiert also ein Rec.709-konformes Videosignal, zeichnet darin aber ein auf den Sensor abgestimmtes und mit einer logarithmischen Gammakurve bearbeitetes Bild auf.

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