c't 9/2017
S. 174
Praxis
Windows

N oder nicht N

Die Unterschiede zwischen Windows-Editionen mit und ohne N

Die N-Editionen von Windows unterscheiden sich im Prinzip nur durch ein Detail von denen ohne N im Namen: Es fehlt der Media Player. Die Auswirkungen reichen aber weiter. Und da sich in der letzten Zeit die Leseranfragen zu diesem Thema häuften, fassen wir sie hier einmal zusammen.

Seit dem Jahr 2004 zwingt die EU-Kommission Microsoft, Windows auch ohne Media Player anzubieten. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Fast alle Windows-7-Editionen (außer Home Basic) sowie sämtliche Windows-8.1- und -10-Editionen gibt es jeweils auch als Fassungen mit einem zusätzlichen „N“ im Namen. Das N steht für „not with media player“ beziehungsweise hierzulande für „nicht mit Media Player“.

Das Fehlen des Media Player bedeutet allerdings nicht nur, dass man Software zum Abspielen von Musik und Videos nachinstallieren muss, es hat auch auf einige andere Windows-Beigaben Auswirkungen. So setzen Programme wie Movie Maker und Media Center darauf auf, die dementsprechend ebenfalls fehlen. Bei moderneren Windows-Versionen verzichtet man auf die Kachel-Apps für Musik, Filme, TV und Skype. Die Kamera-App ist zwar dabei, verweigert aber den Start.

Zudem lauern bei N-Editionen Probleme, da kaum ein Software-Hersteller seine Anwendungen darauf testet. So scheitern Programme auf N-Editionen gern beim Abspielen von Intro- oder Hilfe-Videos. Auch bei der Installation von Grafikkartentreibern haben wir schon Probleme erlebt, mitunter brach die Installation mit absurden Fehlermeldungen ab.

Der unscheinbare Buchstabe „N“ bedeutet vor allem, dass es sich hier um eine eigenständige Windows-Edition handelt – mit allen Konsequenzen.

Die Probleme erkauft man sich nicht mal mit einem günstigeren Preis. N-Editionen kosten üblicherweise genauso viel wie die jeweiligen Editionen ohne N.

Auf- und umrüsten

Die meisten der Probleme lassen sich zum Glück relativ leicht und kostenlos lösen. Denn Microsoft stellt sogenannte Media Packs zum Download bereit, die all das nachinstallieren, was der N-Edition im Vergleich zum Pendant ohne N fehlt. Für jede Windows-Version gibt es eigene Media Packs, Sie finden sie allesamt über den blauen c’t-Link am Ende des Artikels.

Wenn Microsoft in der Vergangenheit eine neue Windows-Version veröffentlicht hat, dauerte es oft Wochen bis Monate, bis ein passendes Media Pack angeboten wurde. Daher ist es beim Installieren neuer Windows-Versionen ratsam, damit zu warten, bis das neue Pack da ist – sonst steht man so lange wieder ohne da.

Mit dem Media Pack unterscheidet sich eine N-Edition funktional zwar nicht mehr vom Pendant ohne N, doch bleibt es eine eigenständige Edition. Das spielt beim Arbeiten damit zwar keine Rolle, wird aber relevant, wenn man verlustfrei auf eine neuere Version umsteigen will. Denn eine Upgrade-Installation, bei der alle Daten, Anwendungen und Einstellungen erhalten bleiben, ist nur von einer N- auf eine neuere N-Edition möglich. Der Wechsel auf eine Nicht-N-Edition hingegen ist also grundsätzlich mit einer Neuinstallation verbunden.

Das bedeutet auch, dass Sie nicht einfach eine N-Edition durch deren Nicht-N-Pendant ersetzen können. Denn beide haben eigene Installationsschlüssel, die von der jeweils anderen Edition nicht akzeptiert werden. Eine Home-Edition akzeptiert also keine Home-N-Schlüssel und umgekehrt. Wer N in Nicht-N umwandeln will, muss also nicht nur neuinstallieren, sondern sich zuvor auch eine passende Nicht-N-Lizenz beschaffen.

Für wen?

Sofern ein Media Pack nachinstalliert ist, wird man zwar im Alltag kaum merken, dass man vor einer N-Edition sitzt. Doch da spätestens beim Umstieg Probleme drohen, sollten die meisten Anwender trotzdem besser die Finger davon lassen – es lohnt sich einfach nicht.

Es gibt allerdings eine Gruppe von Anwendern, für die N-Editionen trotz der Probleme interessant sind: Besitzer von MSDN-Abos finden in ihrem Download-Portal nicht nur eine bestimmte Anzahl an Windows-Lizenzen für normale Editionen, sondern die gleiche Anzahl auch noch mal für N-Editionen. Sie können damit die Anzahl der möglichen Testinstallationen faktisch verdoppeln. (axv@ct.de)