c't 5/2017
S. 41
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Forschung

Hyperloop: Mit Karacho durch die Röhre

Die Hyperloop-Transportkapsel des Teams der TU München erzielte beim SpaceX-Wettbewerb Ende Januar die höchste Geschwindigkeit. Bild: TU München

2013 stellte der Unternehmer und Erfinder Elon Musk das Konzept eines neuen oberirdischen Transportsystems vor, das Passagiere und Waren künftig mit Geschwindigkeiten von bis zu 1200 km/h von einem Ort zum anderen bringen soll. Das Transportsystem, das ähnlich wie eine Rohrpost funktioniert, taufte Musk auf den Namen Hyperloop. Musk reagierte damals auf Pläne zum Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke von Los Angeles nach San Francisco, die seiner Meinung nach viel zu teuer und viel zu „Old School“ sei. Im günstiger zu bauenden Hyperloop lasse sich die Reisezeit zwischen beiden Städten, die 560 Kilometer voneinander entfernt sind, auf lediglich 30 Minuten reduzieren.

Kritiker bezweifelten indes, ob ein solches Hyperloop-Transportsystem technisch überhaupt machbar sei. Doch der Hyperloop lebt: Gleich mehrere Unternehmen versuchen derzeit, das Konzept kommerziell umzusetzen. Inzwischen stehen die ersten Rohranlagen und die Jagd nach Geschwindigkeitsrekorden ist ebenfalls eröffnet. So reisten Ende Januar 27 Studententeams aus sechs Nationen nach Hawthorne in Kalifornien, wo das von Musk geleitete Weltraumunternehmen SpaceX eine 1,25 Kilometer lange Hyperloop-Röhre im Maßstab 1:2 aufgebaut hat.

Drei der 27 Teams, darunter Studierende der Raketen- und Raumfahrttechnik der TU München, qualifizierten sich bei der „SpaceX Hyperloop Pod Competition“ für das Haupt-Event: eine erste Fahrt ihrer selbstgebauten Transportkapsel in einer echten Hyperloop-Röhre. Die Röhre in Hawthorne ist kerzengrade und verläuft entlang einer normalen Straße. Beim Bau wurden achtzig jeweils 15 Meter lange und 180 Zentimeter breite Stahlrohre zusammengesetzt und auf Betonsockeln positioniert.

Im Betrieb ist die Röhre nahezu luftleer. Mehrere Vakuum-Pumpen entlang der Strecke erzeugen einen Unterdruck, der etwa einem Tausendstel des Luftdrucks außerhalb der Röhre entspricht. Dieses Fast-Vakuum ist eine der Voraussetzungen, um die geplanten hohen Reisegeschwindigkeiten im Hyperloop zu erreichen. Denn wenig Luft bedeutet wenig Reibung. Wie stark Luft bremst, kennt jeder, der bei Tempo 200 auf der Autobahn die Hand raushält.

Geführt werden die Transportkapseln während der Fahrt von einer Aluminiumschiene, die mittig auf dem Röhrenboden befestigt ist. Damit auch hier so wenig Reibungsverlust wie möglich entsteht, setzten die besten Teams im Wettbewerb auf Magnetschwebetechnik, wie man sie zum Beispiel vom Transrapid kennt. Die höchste Geschwindigkeit (94 km/h) erreichte das Team der TU München, das einen zusätzlichen Kompressor an der Spitze ihrer Transportkapsel verbaut hat, um auch die letzten Luftmoleküle in der Röhre während der Fahrt abzusaugen.

Der Gesamtsieg bei der „SpaceX Hyperloop Pod Competition“ ging allerdings an ein niederländisches Team der Technischen Universität Delft. Ihre Kapsel war zwar etwas langsamer, punktete dafür aber in den Kategorien Schwebetechnik, Stabilisierung und Bremssystem. Im Sommer wird SpaceX einen weiteren Wettbewerb in Hawthorne austragen. Dann sollen die Fahrgeschwindigkeiten bereits 200 km/h und mehr betragen.

Das Unternehmen Hyperloop One hat unterdessen für Ende März die Fertigstellung eines voll funktionstüchtigen Hyperloop-Systems auf der hauseigenen „Hyperloop Test and Safety Site“ rund 30 Kilometer nordöstlich von Las Vegas angekündigt. Die mehrere hundert Meter lange Röhre soll Grundlage für geplante Hyperloop-Projekte in den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten sein. Unter anderem will man Waren vom Container-Hafen Dubais künftig über eine Hyperloop-Röhre zu einem neuen Verteilzentrum im Landesinneren transportieren.

Der Konkurrent Hyperloop Transportation Technologies (HTT) gab Mitte Januar die Unterzeichnung eines Forschungsabkommens mit der tschechischen Stadt Brünn bekannt. Untersucht werden soll, ob eine Hyperloop-Verbindung zwischen Brünn und der 130 Kilometer entfernten slowakischen Hauptstadt Bratislava machbar ist. (pmz@ct.de)