c't 5/2017
S. 174
Web-Tipps
GeoCities-Reboot, Internet-Bestimmer, Europa-Clips

Der Charme des Web 1.0

https://neocities.org

http://oneterabyteofkilobyteage.tumblr.com

Alle Farben, zappelige GIFs und nervige Werbe-Pop-ups – GeoCities war gelebte Anarchie im Internet. Der kultige Homepage-Dienst bot in der Internetfrühzeit jedem ein kostenloses Online-Zuhause. Die jungen Nutzer konnten ihre Websites ganz nach eigenen Vorlieben gestalten. Die Ergebnisse waren oft erstaunlich hässlich, aber immer einzigartig. Irgendwann zogen die Bewohner jedoch aus und ließen sich bei MySpace nieder. Die GeoCities verwahrlosten, ehe 2009 die „Internet-Mumie“ (Spiegel Online) offline ging.

Das massenhafte Homepage-Sterben hinterließ offenbar eine Leere in den Weiten des Internet – die Neocities füllt. Mit dem Quasi-Nachfolger von GeoCities soll das Internet endlich wieder Spaß machen und mehr Freiheiten als Facebook bieten. Die Nutzer bekommen 100 MByte Speicherplatz. Die Seite entsteht im HTML-Editor wie damals bei GeoCities. Beim Nachfolger geht es ebenfalls bunt zu, samt Pixelwolken, die über die Website gleiten. Mehr als 100.000 Seiten sind es inzwischen. Wer beim Anblick der Pixel ins Schwärmen gerät, findet im Blog One Terabyte of Kilobyte Age zahlreiche Screenshots alter GeoCities-Seiten. Täglich gibt es alten Nachschub, der als Inspiration fürs neue Neocities-Zuhause dient. (dbe@ct.de)

Kunden aus der Hölle

http://ausderhoelle.de

Der Kunde ist zwar König, kann aber dennoch gewaltig nerven. Geschichten aus der Hölle sammelt absurd-amüsante Erfahrungen, die Servicekräfte mit schwierigen Kunden gemacht haben. Da beschwert sich etwa ein Gast, dass seine Nudeln zu heiß seien und verlangt nach einer „kühleren Portion“. Ein anderer findet, dass der Wein korkt – obwohl die Flasche einen Schraubverschluss hat. Die kleinen Storys stammen nicht nur aus Restaurants, sondern auch aus Callcentern und Agenturen. Ein Auftraggeber findet die Beschriftung „Hier klicken“ nicht eindeutig genug. Besser sei doch „klicken Sie hier, um zu klicken“. (dbe@ct.de)

Wer hat im Internet das Sagen?

www.cigionline.org/publications

Was macht eigentlich die ICANN genau? Und WTF ist IETF? Viele solcher Fragen beantwortet eine Aufsatzsammlung, die das Royal Institute of International Affairs (auch bekannt als Chatham House) in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Institut Centre for International Governance Innovation (CIGI) zusammengestellt hat. Im Report Who Runs the Internet? versuchen zahlreiche Experten die verschiedensten Facetten der Netzverwaltung herauszuarbeiten. Praktisch ist besonders das Schaubild auf Seite 28: Es erklärt, welche Organisation welche Aufgabe im Kosmos der Netzverwaltung wahrnimmt. Damit erhalten auch Laien einen guten Überblick. Das CIGI bietet auf seiner Website weitere kostenlose Reports zu Internet und Wirtschaft an – viel Lesestoff für kritische Internetnutzer. (bb@ct.de)

Europe Second

www.everysecondcounts.eu

„America first, America first!“ Die USA sollen wieder das beste Land der Welt werden, die unangefochtene Nummer eins – so wollen es Donald Trump und seine patriotischen Anhänger. Schön und gut, aber wer ist die Nummer zwei? Natürlich die Niederlande, findet zumindest der Late-Night-Entertainer Arjen Lubach. Als Beweis drehte sein Team einen kleinen Werbeclip, der die Vorzüge des flachen Landes preist: „Wir haben den besten Pony-Park der Welt!“, behauptet der Sprecher, der sehr nach Donald Trump klingt. „It’s true!“

Der Clip verbreitete sich in Windeseile im Netz und forderte Jan Böhmermann heraus, einen Spot für Deutschland abzuliefern: „Amerika hat den KKK, Deutschland hat FKK.“ Dahinter steckt mehr als nur eine Kopie, denn auch andere europäische Länder haben sich beteiligt und eigene Bewerbungsclips gedreht. Sie sind auf Every Second Counts zu sehen und beweisen nebenbei: Europa hat Humor. It’s true! (dbe@ct.de)

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