c't 4/2017
S. 3
Editorial
Christof Windeck

Vorhersehbar vergurkt

"Ach, ach": Solche Seufzer hallen immer mal wieder durch die Redaktionsflure, wenn viel versprechende Ideen in der Realität scheitern. Beim Test von USB-Typ-C-Geräten kamen wir aus dem Seufzen, Stöhnen und Kopfschütteln gar nicht mehr heraus: Es ist kaum zu fassen, was alles schiefgeht.

Es war eigentlich schon absehbar, wenn man die PC-Branche kennt: Erst gibt es vollmundige Versprechungen zu einer neuen Idee, anschließend verwirrende und lückenhafte Spezifikationen, danach zahlreiche Verspätungen, schließlich halbgare Produkte, gerne ohne Dokumentation. Die werden freilich trotz aller Macken lauthals mit Superlativen angepriesen: "USB 3.1" (in Wahrheit nur mit USB-3.0-Geschwindigkeit, falls überhaupt), "alles über ein Kabel" (na ja, fast alles und nicht immer gleichzeitig), "universelles Ladegerät" (das nur mit bestimmten Geräten kooperiert), "mehr Komfort" (aber vieles klappt erst nach mehreren Fehlversuchen).

Was dem Fass aber den Boden ausschlägt: Nicht einmal auf den einleuchtendsten Vorteil des USB-C-Steckers ist Verlass. Sein Clou sollte ja sein, dass er in beiden möglichen Steckrichtungen passt. Doch genau daran scheitern mehrere Testgeräte: Manches funktioniert nur in einer der beiden Orientierungen des Steckers.

Hätte man sich eine Karikatur der Typ-C-Idee ausdenken wollen, man wäre wohl kaum darauf gekommen: Nun haben wir einen Stecker, dem man seine Ausrichtung nicht mehr ansieht, weil es ja genau darauf nicht ankommen sollte. Bei manchen Geräten und Adaptern muss man daher von Hand eine Seite dieses Steckers markieren, um ihn beim ersten Versuch richtig herum in die Buchse zu bekommen. Es sagt eine Menge über die Denkweise in der PC-Branche aus, dass der Qualitätssicherung sogar diese grandios dämliche Umkehrung der ursprünglichen Idee durchrutscht.

Schon in c't 16/15 hatte der ehemalige Kollege Benjamin Benz befürchtet, dass die unscharfen USB-C-Spezifikationen viele Hersteller dazu verleiten, Murks zu produzieren: Scheitern mit Ansage - und das in Zeiten schrumpfender PC-Verkäufe. Dass der Mangel an Kauflaune auch damit zusammenhängen könnte, dass vermeintlich attraktive Neuheiten regelmäßig enttäuschen, geht in die Köpfe vieler Geräteentwickler wohl einfach nicht hinein. Ach, ach ...

Unterschrift Christof Windeck Christof Windeck

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