c't 3/2017
S. 18
News
Nintendo Switch

Daddelmobil

Nintendos neue Spielkonsole Switch

Sie ist Handheld, Couch-Konsole und Party-Spielzeug in einem: Nintendos Switch übt den großen Spagat, muss in einzelnen Disziplinen jedoch zurückstecken.

Am 3. März will Nintendo seine neue Konsole Switch auf den Markt bringen. Hierzulande bewegt sich der Straßenpreis bei 330 Euro. Das Besondere: Die Switch funktioniert sowohl unterwegs als auch am Fernseher. Die eigentliche Konsole ist ein Tablet mit 6,2-Zoll-Touchscreen, an dessen Seiten sich zwei Controller einhängen lassen, „Joy-Con“ genannt. Die mitgelieferte Ladestation stellt per HDMI eine Verbindung zum Fernseher her.

Die beiden Controller hat Nintendo äußerst flexibel gestaltet: Wenn sie abgekoppelt sind, können zwei Spieler gleichzeitig spielen. Oder man steckt sie in einen Adapter, dann bilden sie ein Gamepad. Nintendo hat außer einem NFC-Sensor für Amiibo-Figuren sogar eine IR-Kamera eingebaut, die kleine Objekte tracken und die Position der Hände erkennen kann.

Video: Nintendo Switch: Erste Vorstellung der Hardware

In den Joy-Con befinden sich außerdem Bewegungssensoren. Damit lassen sich Spiele wie auf der Wii steuern. Passend dazu will Nintendo etwa das Boxspiel „Arms“ im Frühjahr veröffentlichen, in dem sich zwei Roboter mit ausfahrbaren Armen beharken – der Spieler schlägt dabei einfach mit seinen Fäusten die Joy-Con haltend in die Luft.

Bemerkenswert sind die sehr präzisen Vibrationsmotoren der Joy-Con. In der Spielesammlung „1-2-Switch“ hat man bei einem Minigame etwa die Aufgabe, die Zahl der Kugeln in einer virtuellen Kiste zu erraten, indem man sie mit dem Joy-Con dreht und auf die subtilen Vibrationen achtet. Bei einer Vorführung klappte das schon recht gut. Man spürt am Controller förmlich, wie die Kugeln durch die Kiste rollen.

Zelda strauchelt am TV

Auf dem mobilen Bildschirm werden Spiele mit bis zu 720p gerendert. Auf dem Fernseher steigt die Auflösung auf bis zu 1080p. Je nach Spiel kommt die eingebaute Tegra-GPU von Nvidia dabei ganz schön ins Schwitzen. Bei einer Vorführung in Offenbach zeigte Nintendo „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“. Das Spiel gilt als Zugpferd zum Launch, soll aber auch für die Wii U veröffentlicht werden.

Mit der Switch vereint Nintendo erstmals eine mobile mit einer TV-tauglichen Spielkonsole.

„Breath of the Wild“ ist ein Open-World-Spiel – das größte, das Nintendo jemals entwickelt hat. Das bringt die Switch an ihre Grenzen: Die Vorabversion des Spiels lief auf dem Fernseher nicht ruckelfrei. Wir stellten vereinzelte Framedrops fest, die uns kurzzeitig aus dem Spielgeschehen rissen. Bis zur Veröffentlichung im März müssen die Japaner die Framerate also noch optimieren. Eine Wii-U-Version, die Nintendo uns im Sommer gezeigt hatte, lief hingegen flüssig.

Die Spielauswahl ist insgesamt übersichtlich; nur 80 Spiele befinden sich laut Nintendo derzeit in Entwicklung. Die meisten Publisher begnügen sich vorerst mit Umsetzungen älterer Titel. So will Bethesda „Skyrim“ auf die Switch portieren, Electronic Arts entwickelt zum Herbst eine Spezialversion von Fifa. Ubisoft plant zum Launch Portierungen vom Snowboard-Spiel „Steep“, vom Tanzspiel „Just Dance 2017“ sowie vom Jump&Run „Rayman Legends Definitive Edition“. Activision will seine Sammelfiguren-Serie „Skylanders Imaginators“ zum Launch veröffentlichen. Dazu gibts noch „Bomberman“, „Street Fighter 2“ und eine Umsetzung von „Minecraft“.

Zu Spielen von der Wii U und 3DS ist die Switch nicht abwärtskompatibel. Sie schluckt keine Discs, sondern kleine Speicherkarten. Oder man lädt Spiele direkt in den 32 GByte großen internen Speicher. Deshalb will Nintendo einige der erfolgreichsten Wii-U-Spiele erneut für die Switch veröffentlichen. „Mario Kart 8“ erscheint in einer „Deluxe-Version“ Ende April. Im Sommer kommt „Splatoon 2“ mit neuen Waffen und Spielmodi. Allerdings wird Nintendo Spieler für Online-Partien künftig zur Kasse bitten. Für Herbst ist ein Abo-Service geplant, der wahrscheinlich ähnlich wie die für Xbox und Playstation funktioniert.

Erst zu Weihnachten steht dann ein neues großes Mario-Abenteuer namens „Super Mario Odyssey“ auf dem Programm. Der italienische Klempner hüpft dabei in einer riesigen Open-World-Stadt umher. Rollenspielfreunde können sich zudem auf „Xenoblade 2“ freuen.

Erster Eindruck

Als große Mobilkonsole macht die Switch einer gute Figur. Nintendo-Fans können hier ihre Lieblinge unterwegs erstmals in 720p bewundern. Je nach Spiel soll der Akku zwischen 2,5 und 6,5 Stunden durchhalten; bei Zelda sind es laut Hersteller drei. Die flexiblen Controller haben viel Potenzial, vor allem für Casual- und Party-Spiele. Als reinrassige TV-Konsole ist die Switch dem ersten Anschein nach aber etwas schwach auf der Brust. Das anfängliche Spieleangebot ist – Zelda einmal ausgenommen – dürftig. (dahe@ct.de/hag@ct.de)