c't 3/2017
S. 58
Trend
Neue Hardware
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Trends 2017

Was Sie dieses Jahr haben wollen und was danach kommt

Fürchtet Euch nicht – zumindest nicht vor KI. Ein Blick auf die Forschung zeigt, dass neuronale Netze uns dienen und universelle KI noch nicht in Sichtweite ist. Deshalb sind Roboter und Sprachassistenten nicht so schlau, wie der Hype uns vorgaukelt. Trotzdem verändert Technik unsere Welt immer schneller: Amazons Alexa lauscht zu Hause und im Auto, Algorithmen schreiben Artikel und Messenger verändern die Firmen-Kommunikation.

Auf dem Schreibtisch passiert mehr als in der VR

Die Hersteller bringen dieses Jahr ultraleichte Ultrabooks, flexible Desktop-PCs für Kreative und millimeterdünne Fernseher. VR tritt allerdings auf der Stelle – weil die Inhalte fehlen.

VR jetzt auch zum Anfassen

Gute Nachricht für Besitzer einer Playstation VR, Oculus Rift oder HTC Vive: Es wurde noch keine VR-Brille angekündigt, die die drei alt aussehen lässt. Intel arbeitet zwar an einem Referenzdesign, das dank eingebautem PC und Tiefenkamera ohne Kabel und externe Sensoren auskommt („Project Alloy“). Doch die ersten Brillen mit dieser Technik erscheinen frühestens in einem Jahr – und dann vermutlich mit kurzer Akkulaufzeit.

Schon im Sommer soll ein verlockendes Zubehörteil für die Vive erscheinen: Der Tracker, ein schwarzer Puck, lässt sich an beliebige Gegenstände kleben, markiert deren Position im Raum und holt sie so in die virtuelle Realität, zum Beispiel Plüschtiere, Sportgeräte oder Plastikgewehre. Er hängt auch am Datenhandschuh Hi5 des chinesischen Herstellers Noitom. Dieser hat Sensoren für jeden einzelnen Finger, sodass man virtuelle Objekte besser greifen kann als mit normalen Hand-Controllern. Die Preise von Tracker und Handschuh sind noch nicht bekannt.

Ein paar Unternehmen arbeiten außerdem an Adaptern, mit denen sich Vive und Oculus über Funk mit dem PC verbinden und dadurch das lästige HDMI-Kabel ersetzen. Das Modell von TPCast für die Vive machte auf der CES schon einen ausgereiften Eindruck. Die im letzten Jahr angekündigten und zum Teil noch nicht einmal erhältlichen Rucksack-PCs werden wohl bald überflüssig sein.

Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht für VR-Brillen-Besitzer: Eine richtig spannende Anwendung ist gerade nicht in Sicht. Dringender als neue Hardware werden Inhalte gebraucht.

Mobil zocken

Nvidias neue Mittelklasse-Grafikchips GeForce GTX 1050 und GTX 1050 Ti bringen im Notebook dieselbe Leistung wie im Desktop – das war früher nicht so. Der GTX 1050 steckt unter anderem in Acers Aspire VX 15, das ab 1000 Euro zu haben ist. Lenovo und MSI setzen die neuen Chips ebenfalls in günstigen Gaming-Notebooks ein.

Raumklang aus einem Riegel

Auf der CES zeigten zahlreiche Hersteller Soundbars mit Klang von allen Seiten und von oben. Sonys HT-ST5000 mit Dolby Atmos besteht nur aus einem Subwoofer und einem Riegel, dessen integrierte Lautsprecher an die Wände und die Decke strahlen – man muss also keine weiteren Boxen aufstellen oder an die Decke hängen. Samsung, LG und weitere Hersteller unterstützen das Dolby-Atmos-Format ebenfalls.

Desktop-PCs legen sich hin

Während Tablets und Smartphones kaum noch Sprünge machen, erfindet sich der gute alte Schreibtischknecht mal eben neu. Zuerst zeigte Microsoft im Oktober sein Surface Studio, einen All-in-One-PC, dessen 28-Zoll-Display sich schräg herunterklappen lässt und dann als Riesentablet dient. Nun hat Dell einen 27-Zoll-Touchscreen namens Canvas vorgestellt, der anstelle von Maus und Tastatur komplett flach oder leicht geneigt auf dem Tisch liegt, angeschlossen an einen bestehenden PC.

Microsoft und Dell bieten dazu nicht nur Stifte zum Zeichnen und Schreiben an, sondern auch etwas ganz Neues: Drehknöpfe, mit denen man je nach Anwendung gefühlvoll spult, zoomt, scrollt oder Kreativwerkzeuge wechselt, und zwar sowohl auf als auch neben dem Display platziert. Viele Architekten, Ingenieure, Designer und Musikmacher wollen das ausprobieren – noch ist aber unklar, wann die Geräte in Deutschland erhältlich sind. Dells Canvas kostet in den USA 1800 Dollar, Microsofts Surface Studio mindestens 3000 Dollar.

Ultraleichte 14-Zoll-Notebooks

Lenovos neues Thinkpad X1 Carbon wiegt nur 1,13 Kilogramm – beachtlich wenig für ein Notebook mit 14-Zoll-Bildschirm. Geladen und angedockt wird es dank Thunderbolt-3-Unterstützung über ein USB-Typ-C-Kabel. Darüber hinaus gibt es Schnittstellen für HDMI, LAN und MicroSD. Mit einer Akkuladung soll es bis zu zwölf Stunden durchhalten. Lenovo verkauft es ab 1600 Euro; die Auslieferung soll im Februar beginnen.

Konkurrent Asus unterbietet das Gewicht sogar noch: Das ZenBook 3 Deluxe UX490UA mit 14-Zoll-Display wiegt nur 1,1 Kilogramm, das Business-Notebook Asuspro B9440 (ebenfalls 14 Zoll) lediglich 1,04 Kilogramm. Das erste soll ab April für 1600 Euro erhältlich sein, beim zweiten steht der Preis noch nicht fest. Überall an Bord sind Intels neue Kaby-Lake-CPUs.

Monitore mit HDR und 8K

HDR hält auch bei Monitoren Einzug, außerdem gebogene Schirme: Nachdem sich die Curved-Displays bei den Fernsehern nicht recht durchgesetzt haben, werden jetzt PC-Gamer damit befeuert.

Der Dell UltraSharp UP3218K ist der erste 32-Zoll-Monitor mit 8K-Auflösung (7680 × 4320 Pixel). Normalanwender brauchen nicht so viele Pixel – einige Profis aber durchaus, zum Beispiel in der Videoproduktion. 5000 Dollar verlangt Dell dafür, außerdem braucht man zwei DisplayPort-Ausgänge. Sharp hat bereits einen 27-Zoll-Monitor mit 8K-Auflösung als Prototyp gezeigt.

TV als Tapete

Der Hingucker auf der CES war LGs 2,57 Millimeter dünner Signature OLED TV W, der in den USA ab sofort für 8000 Dollar zu haben ist. Das Display wird mit Magneten an der Wand befestigt, die Elektronik steckt in der zugehörigen Soundbar mit Dolby Atmos.

Panasonic zeigte auf der CES einen besonders hellen OLED-Fernseher: Der EZ1000 schafft 850 cd/m2, während das aktuelle OLED-Spitzenmodell CZ950 nur 450 schafft. Samsung hat neue Nanopartikel für kräftigere Farben und größere Einblickwinkel entwickelt. In letzterem Punkt ist die LCD-Technik den OLEDs unterlegen.

Ach ja: Der 3D-Hype ist vorbei, die neuen Fernseher beherrschen die Technik nicht mehr. Gehypt wird von den meisten Herstellern stattdessen HDR, das für lebendigere Bilder sorgen soll. Das statische HDR-Format HDR-10 ist der kleinste gemeinsame Nenner, darüber hinaus konkurrieren zwei dynamische HDR-Formate und lassen Kompatibilitätsprobleme befürchten. (cwo@ct.de)