c't 3/2017
S. 180
Web-Tipps
Syrischer Krieg, Öko-Visualisierung, Suche für Entwickler

Gegen das Verdrängen

https://syrianarchive.org

Seit seinem Ausbruch 2011 hat der Krieg in Syrien vermutlich mehr als 300.000 Todesopfer gefordert – ein Ende ist nicht in Sicht. Überlebende haben viele Kriegsverbrechen von IS, dem Assad-Regime, aber auch der russischen Armee mit dem Smartphone gefilmt und irgendwo im Netz abgelegt. Doch was ist authentisch und was gestellte Propaganda? Seit 2015 bemüht sich Syrian Archive, all das Material zu sichten, zu checken und zu dokumentieren.

Gegründet wurde das Projekt von Hadi Khatib, einem Syrer aus Damaskus, der seit 2012 in Berlin lebt. Hadi hat ein Netzwerk von Fact-Checkern aufgebaut, das in ständigem Austausch die Quellen geolokalisiert und überprüft. Nur was nach menschlichem Ermessen authentisch ist, wird in der Datenbank archiviert und veröffentlicht. Mittlerweile arbeitet das Projekt unter anderem mit den Vereinten Nationen, Human Rights Watch, Amnesty International und syrischen Journalisten zusammen.

Mehr als 2200 einzelne Kriegsakte hat Syrian Archive bis zum Januar 2017 erfasst. Darunter sind rund 1600 russische Angriffe mit zivilen Opfern und 642 Einsätze von international geächteten Waffensystemen. Zahlreiche Videos oder Beiträge in sozialen Netzwerken seien inzwischen auch gelöscht worden, möglicherweise auf Betreiben staatlicher Stellen, berichteten die Aktivisten jüngst auf dem Hamburger Hacker-Kongress 33C3. Daher habe man jetzt besonderes Augenmerk auf das Backup der gesammelten Daten gelegt. (hob@ct.de)

Ökologische Fußabdrücke

https://electricitymap.tmrow.co

Wie unterschiedlich der ökologische Fußabdruck bei der Stromproduktion selbst innerhalb Europas ist, belegt das Projekt Electricitymap. Es sammelt Echtzeit-Daten und visualisiert sie eindrucksvoll auf einer Landkarte von Europa. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass Frankreich im Januar 2017 nicht einmal halb so viel CO2 bei der Stromproduktion pro Einwohner ausstößt wie Deutschland – was an den Atommeilern liegt.

Die Entwickler haben ihr Projekt mit der JavaScript-Bibliothek D3.js realisiert und auf GitHub dokumentiert. Sie zapfen Open-Data-Quellen an, beispielsweise zur Wetterlage oder zum nationalen Erdgas-Verbrauch. Projektgründer Olivier Corradi hofft, dass es den Einzelnen zum Energiesparen ermuntert, wenn er die Daten in dieser Weise visuell aufbereitet bekommt. (hob@ct.de)

Index für Entwickler

https://libraries.io

Was Entwickler nervt: Nicht immer heißt die Projektseite einer Library oder eines Frameworks wie das Projekt. Natürlich könnte man den Namen bei Google eingeben. Dann tauchen in der Ergebnisliste aber auch Fragen von StackOverflow, Forumsbeiträge oder sogar Seiten auf, die nichts mit Programmieren zu tun haben. Libraries.io ist eine Abkürzung, die direkt zu Bibliotheken und Frameworks führt.

Die Suchmaschine indexiert Kataloge von Paketmanagern, durchforstet GitHub und katalogisiert Repositories. Die Ergebnisse präsentiert sie übersichtlich mit Zusatzinformationen wie der aktuellen Versionsnummer, der Beliebtheit bei GitHub oder dem Installationsbefehl für die Konsole. Auch Programmierer, die mal eben die Projektseite suchen oder nachschauen möchten, ob es Updates gibt, sparen sich im Vergleich zur Google-Suche etwas Scrollen und ein paar Klicks. Dass die Seite auf Werbung verzichtet, beschleunigt die Suche zusätzlich. (jme@ct.de)

CSS, ganz anschaulich

http://cssreference.io

Es gibt viele CSS-Referenzen. Die CSS Reference von Jeremy Thomas sticht aus der Masse hervor, weil sie die Wirkung der behandelten CSS-Properties visuell – und wo es sinnvoll ist, animiert – veranschaulicht. Die Referenz ist allerdings nicht vollständig; Thomas beschränkt sich auf die „beliebtesten“ Eigenschaften. (jo@ct.de)

Kommentare lesen (1 Beitrag)