c't 3/2017
S. 183
Spielekritik
Fantasy-Rollenspiel
Aufmacherbild
Große Level, tolle Musik und schöne Effekte bestimmen das Bild von Tyranny. Noch mehr glänzt das Spiel bei seinem Entscheidungssystem, das die epische Geschichte antreibt.

Im Namen des Bösen

Die mächtigen Truppen des Tyrannen Kyros erobern das Land Terratus. Schon dringen zwei seiner konkurrierenden Armeen in eine der letzten freien Provinzen ein. Doch interne Querelen bringen den Vormarsch zum Stocken. Als zaubermächtiger Abgesandter von Kyros reist man in Tyranny an die vorderste Front, um die zerstrittenen „Geschmähten“ und den „Scharlachroten Chor“ auf Linie zu bringen. Doch die Situation erweist sich als komplexer als erwartet. Und als gefährlicher.

Die kalifornischen Rollenspiel-Strategen von Obsidian Entertainment bleiben ihrem Genre treu. Nachdem das Studio 2015 mit „Pillars of Eternity“ Rollenspielfans begeistern und den drohenden Bankrott abwenden konnte, setzen sie mit Tyranny noch eins drauf. Der Ansatz ist durchaus originell: Im Gegensatz zum klassischen RPG, bei dem man neutral oder eindeutig auf der guten Seite startet, ist man hier von Anfang an auf der bösen. Dort bekommt man einen spannenden Einblick in die innere Mechanik der Kräfte, die man in vielen anderen Spielen bekämpft. Dabei übertreibt es das Spiel nie mit der Bösartigkeit seines Protagonisten. Als hoher Beamter in Kyros’ Militär hat man in erster Linie einen Job zu erfüllen. Wie gnadenlos man dabei vorgeht, bleibt dem Spieler überlassen.