c't 26/2017
S. 48
Test
Fitnesstracker
Aufmacherbild

Bisschen fitter

Das Fitnessband Samsung Gear Fit 2 Pro lernt schwimmen

Samsungs neuer Fitnesstracker heißt Gear Fit 2 Pro. Für einen Kaufpreis von 229 Euro darf man einiges erwarten.

Samsung hat es wohltuend ehrlich vermieden, bei der Vorstellung des Nachfolgers für sein Fitnessband Gear Fit 2 vom Gear Fit 3 zu reden – zu ähnlich sieht es seinem Vorgänger.

Bereits beim Vormodell ließ sich Spotify im Streaming-Modus zusammen mit dem Smartphone benutzen. Neu ist, dass man Spotify-Playlisten jetzt offline hören kann. 500 Stücke sollen in die dafür freien 2 Gigabyte Speicher passen. Für Sport mit Musik braucht man also kein Smartphone mehr. Spotify ist jedoch als App nicht – wie man meinen könnte – vorinstalliert und wie bei Spotify-Radios durch Klicken nutzbar, sondern man muss sich mit einer fingernagelgroßen Tastatur auf dem winzigen Touch-Display des Fitnessbandes mit Benutzernamen und Passwort einloggen. Selbst mit den schmalen Fingern einer japanischen Geisha ist das fummelig.

Plaste und Elaste

Das Überspielen herkömmlicher MP3-Titel auf das Gear Fit 2 Pro klappt per WLAN, ist aber kompliziert und nicht vom Smartphone aus möglich.

Das mit dem herstellereigenen Betriebssystem Tizen 3 laufende Band hat einen herkömmlichen Bandverschluss mit Dorn. Beim Sport hält das Band damit besser am Arm als mit dem Knubbelverschluss der Vormodelle. Die Unterseite des schmalen und werkzeuglos austauschbaren Kunststoff-Armbandes ist schwach geriffelt, sodass man darunter kaum ins Schwitzen kommt.

Das Gear Fit 2 Pro hat gewichtsmäßig zugelegt, die L-Größe um vier Gramm, die kleinere S-Version um fünf. Es ist dennoch am Arm kaum spürbar. Mit nur 13 Millimetern Dicke verschwindet es ohne viel Gewürge unter Hemdenärmeln. Das Band ist aber wegen des großen Displays mit 25 Millimetern viel breiter als beispielsweise das Fitbit Alta.

Das Gear-Fit-typische gewölbte Amoled-Anzeigefeld schaltet sich nur bei markanter Handgelenksdrehung oder auf Knopfdruck ein. Optional leuchtet es auch bei neuen Nachrichten auf oder zeigt bei aktivem Display einen orangefarbenen Punkt in der Ecke links oben. Ein Umgebungslichtsensor zum Anpassen der Helligkeit fehlt. Bei heller Sonneneinstrahlung ist es also zu dunkel, im Dunkeln zu hell.

Puls und Strecke

Der optische Pulsmesser auf der Unterseite hat nur zwei Leuchtdioden. Das tut der Grundgenauigkeit keinen Abbruch. Bei der optionalen Pulsüberwachung misst das Band periodisch über den Tag verteilt in unterschiedlichen Abständen den Puls. Hier lagen die Werte auf gleicher Höhe mit der Apple Watch 2. Beim Sport kappte es Pulsspitzen und besonders zu Beginn einer Einheit fehlten Werte oder sie erschienen unplausibel hoch.

Genauso wie die Pulsüberwachung muss man auch den GPS-Chip im Band extra einschalten. Das lösen andere Hersteller besser: Sie schalten das trackereigene GPS nur zu, wenn kein gekoppeltes Smartphone in Reichweite Standortdaten beisteuern kann. Das spart viel Akkusaft des Bandes. Insgesamt patzte das Gear Fit 2 Pro bei der Streckenaufzeichnung mit Abweichungen von 400 Metern auf einer vier Kilometer langen Runde im Stadtwald. Die Schlafüberwachung erkannte hingegen Augenpflege betreibende Tester zuverlässig, sogar beim Mittagsschläfchen tagsüber.

Die automatische Sporterkennung funktioniert besser als bei anderen Fitnesstrackern. Sie erkennt Sportarten anhand ihrer Bewegungsmuster und ordnet ihnen entsprechende Kalorienumsätze zu. Das Erkennen einer Aktivität dauert etwa zehn Minuten. Längere Stopps an Ampeln torpedieren die Automatik. Insgesamt ließen sich 96 verschiedene Sportarten tracken, darunter so exotische wie Sternsprung oder Racquetball. Mit etwas Menüfummelei lässt sich die Liste der Sportarten so ausdünnen, dass sie nur zeigt, was man braucht. Was fehlt, sind fortgeschrittene Analysefunktionen wie die Messung der maximalen Sauerstoffsättigung im Blut (VO2max).

Augenpulver

Wie das erste Gear-Fit-Modell aus dem Jahr 2014 hat das Amoled-Touchdisplay in Längsrichtung 432 Pixel. Statt 128 Pixeln auf der Schmalseite sind es nun 216 Pixel. Das mag die Entwickler dazu bewogen haben, viele winzige Erklärtexte und kleinteilige Menüs auf dem Display unterzubringen. Daher benötigt der Nutzer Adleraugen und vor allem etwas Zeit, sich mit den drei Tasten und Wischmenüs in die Bedienung einzuarbeiten.

Verwirrend ist, dass zwei Apps auf dem wie üblich nötigen Smartphone als Begleiter installiert werden müssen: die Gear-App zum Einstellen und zum Installieren von Zifferblättern sowie die unübersichtliche Samsung-Health-App zum Betrachten der gewonnenen Daten und dem Abgleich mit der Samsung-Cloud. Anders als bei Fitbit, Polar oder Garmin kommt man aber nicht per Browser an die Daten, sondern nur mit dieser App. Mit der lassen sich übrigens komfortabel auch eingenommene Mahlzeiten mitloggen.

Strom und Daten

Tabelle
Tabelle: Gearfit 2 Pro

Mit nur knapp 2,5 Tagen ist die Akkulaufzeit des Bandes arg kurz. Ein Energiesparmodus dehnt sie zwar um einen halben Tag, aber dafür schaltet das Display in einem Monochrom-Modus und die Smartphone-Benachrichtigungen werden gekappt. Das Band kommt zum Laden in eine USB-Halterung, die den Akku (210 Milliamperestunden) in knapp zwei Stunden auffüllt.

Vorbildlich ist, dass alle vom Band gesammelten Fitnessdaten sehr einfach gelöscht werden können – auch die schon auf Samsung-Servern gebunkerten. Daten, die man per Datenfreigabe direkt oder über den Umweg von installierten Apps mit anderen Plattformen teilt, bleiben davon aber unberührt.

Fazit

Der Tracker Gear Fit 2 Pro kann viel, bedarf aber etwas Einarbeitung. Dafür lässt er sich feingranular auf persönliche Vorlieben einstellen. Nicht genau ist die Streckenaufzeichnung. Den Vorgänger Gear Fit 2 gibt es für rund 140 Euro. Außer der Wasserdichtigkeit gibt es wenige Gründe für einen Umstieg auf die Gear Fit 2 Pro. (mil@ct.de)