c't 22/2017
S. 98
Test
iPhone 8 und 8 Plus
Aufmacherbild

Lückenfüller

Apple iPhone 8 und iPhone 8 Plus im Test

Das neue iPhone ist viel schneller als sein Vorgänger, hat eine nochmals bessere Kamera, das Display unterstützt nun HDR-Filme und sogar drahtlos laden lässt sich die neue Generation. Und doch stehen iPhone 8 und 8 Plus im Schatten des kommenden iPhone X.

Was Google und die Android-Smartphones nie geschafft haben, besorgt Apple einfach selbst: Mit der Ankündigung des erst im November erscheinenden iPhone X wirkt das klassische iPhone mit einem Schlag langweilig. Dabei baut Apple ausgerechnet jetzt so manches in das iPhone 8 ein, was bislang im Vergleich zu anderen High-End-Smartphones fehlte.

Etwa ein Bildschirm mit Unterstützung für HDR-Videos und ein Prozessor, dessen sechs Kerne nun alle gleichzeitig aktiv sein dürfen. Nach jahrelangen Spekulationen schafft es das kabellose Laden ins iPhone und vor allem lässt sich der iPhone-Akku nun auch schneller aufladen – als Sahnehäubchen setzt Apple sogar auf gängige Standards wie Qi. Dazu gesellen sich die üblichen Verbesserungen: mehr Leistung, bessere Kameras und mehr Speicher.

Das hat den gewohnt hohen Preis: 800 und 910 Euro für iPhone 8 und iPhone 8 Plus sind immer noch mehr, als die meisten High-End-Smartphones mit Android im Handel kosten. Die Plus-Version unterscheidet sich wie gehabt in einigen Punkten: Außer dem größeren Display (5,5 statt 4,7 Zoll) gibt es eine Doppelkamera und 3 statt 2 GByte RAM. Wer mehr als die jeweils 64 GByte internen Speicher in der Grundversion braucht, der muss happige 170 Euro Aufpreis zahlen, um direkt zur 256-GByte-Version zu springen. Eine Klinkenbuchse fehlt, für herkömmliche Kopfhörer liegt ein Adapter für den Lightning-Anschluss bei. Das mitgelieferte Headset hat bereits einen passenden Stecker.

Spieglein, Spieglein 

Die Glasrückseiten von iPhone 8 und 8 Plus spiegeln dezent in der Gehäusefarbe.

Damit das drahtlose Laden funktioniert, ist die Aluminium-Rückseite einer aus Glas gewichen. Diese schimmert schick in der Gehäusefarbe. Nebenbei beseitigt der Verzicht auf Metall die durchgehenden Antennenbänder, die bei den Vorgängern je nach Farbe mal mehr, mal weniger auffällig waren. Der Rahmen besteht wie gehabt aus Aluminium. Die Verarbeitung ist wie gewohnt hervorragend.

Das Gewicht des Geräts ist durch das Glas gestiegen, mit rund 150 und 200 Gramm sind die beiden Modelle vergleichsweise schwer. Dennoch liegt besonders die kleine Variante angenehm in der Hand. Beide Modelle sind vor Spritzwasser und Staub geschützt (IP67), bei Flüssigkeitsschäden greift die Garantie trotzdem nicht.

Insgesamt hat Apple dem iPhone 8 ein äußerst stimmiges Design verpasst. Doch auch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grundlegende Gestaltung seit dem iPhone 6 nur in Nuancen verändert wurde. Im Vergleich zu den Android-Flaggschiffen und dem iPhone X wirken die breiten Displayränder ganz schön altbacken.

Display-Stillstand

Sowohl iPhone 8 als auch 8 Plus sind minimal dicker geworden als die Vorgänger (rechts). Stramm sitzende Hüllen passen daher nicht mehr.

Apple baut weiterhin IPS-Bildschirme mit den gleichen Auflösungen wie bisher ein. Das reicht zwar nicht für Spitzenwerte bei der Pixeldichte (325 respektive 400 dpi beim 8 Plus), an Schärfe und Schriftdarstellung gibt es aber weiterhin nichts zu bemängeln. Auch der Kontrast ist hervorragend. Mit DCI-P3 wird ein erweiterter Farbraum unterstützt, der aber nur bei entsprechendem Material aktiv wird, hauptsächlich bei Filmen und Bilder mit entsprechendem Farbprofil. Manuell aktivieren lässt er sich nicht, sodass die meiste Zeit sRGB eingestellt ist. Im direkten Vergleich zu anderen Smartphones wirkt das mitunter etwas blass, gerade im Vergleich zu OLED-Bildschirmen.

Die maximale Helligkeit im Automatikmodus ist mit jeweils rund 600 cd/m2 hoch, kommt aber nicht ganz an die Spitzenwerte von Galaxy Note 8 und S8 heran, die 100 cd/m2 mehr erreichen. Für den Einsatz selbst im direkten Sonnenlicht reicht es trotzdem, zumal das Displayglas nicht so extrem spiegelt wie bei den Konkurrenten.

Obwohl sich die Displays im Vergleich zum iPhone 7 kaum verändert haben, wird nun auch die Wiedergabe von HDR-Videos unterstützt. Das macht jedoch zurzeit noch Probleme – mehr dazu auf Seite 18.

Performance-Zuwachs

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Tabelle: Benchmarks

Der neue Prozessor sorgt für einen kräftigen Performance-Schub gegenüber dem iPhone 7: Schon bei Auslastung nur eines Kerns steigen die Benchmark-Ergebnisse um ein Viertel. Im Multithread-Test verdoppelt sich das Ergebnis beinahe. Denn neuerdings kann das System alle CPU-Kerne gleichzeitig nutzen, neben den zwei schnellen Kernen auch die vier stromsparenden Kerne. Zuvor wurde zwischen beiden Gruppen umgeschaltet.

Den schnellsten Chip für Android, den Qualcomm Snapdragon 835, hängt Apple damit noch weiter ab. Ein einzelner Kern rechnet doppelt so schnell, alle 6 Kerne zusammen immer noch 50 Prozent flotter als die 8 Kerne im Snapdragon. Die geringe Wärmeentwicklung bei CPU-Belastung beeindruckt, das System drosselte in unserem Test auch bei Dauerlast nicht. Im Alltag ist der Unterschied dennoch kaum spürbar. Wie bei den Vorgängern starten Apps sehr schnell; das Laden der Rennstrecken im Spiel Asphalt 8 geht dank enorm schnellem Flash-Speicher rasant.

Die Grafikleistung ist ebenfalls gestiegen. Apples erste eigene GPU bringt bis zu doppelt so viele Bilder pro Sekunde auf den Schirm. Bei anspruchsvolleren Tests sind es immer noch ein Drittel mehr. Gab es vorher Gleichstand mit Qualcomm, enteilt Apple jetzt ein deutliches Stück. Die hohe Grafikleistung fällt aufgrund der Wärmeentwicklung nach wenigen Minuten Last um ein Drittel, ähnlich wie bei anderen High-End-Chips. Für flüssige Bilddarstellung reicht es dennoch bequem.

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Tabelle: Laufzeiten

Obwohl der Akku weiter geschrumpft ist, bleiben die Laufzeiten mindestens identisch und fallen je nach Test sogar leicht besser aus. Für Spitzenplätze reicht es nicht: Ob nun 10 Stunden im Videotest oder 14 Stunden im WLAN-Test, Samsung, LG und Google schaffen mit ihren Topmodellen bessere Werte. Dennoch kommt man mit einer Akkuladung des iPhone 8 über den Tag, bei mäßiger Nutzung sind zwei Tage drin.

Zum Aufladen liegt weiterhin nur ein schlappes 5-Watt-Netzteil in der Packung. Wer es eilig hat, kann nun auch schneller laden: Das iPhone unterstützt USB Power Delivery (USB PD), mit dem der Akku nach 30 Minuten zu 50 Prozent geladen ist. Ein geeignetes Netzteil und ein USB-C-auf-Lightning-Kabel kosten bei Apple allerdings zusammen 90 Euro. Die Investition lohnt kaum, schon an einem stärkeren herkömmlichen 10-Watt-Netzteil (etwa vom iPad) ist der Akku des iPhone 8 in gleicher Zeit bei fast 40 Prozent.

Günstiger kommt das kabellose Laden: Mit Qi (gesprochen Tschi) wählt Apple den am weitesten verbreiteten Standard, sodass bereits jede Menge Zubehör auf dem Markt ist. Die Ladegeschwindigkeit ist dabei ebenso lahm wie am Standard-Netzteil. Die Verbindung zur Ladestation reißt zudem schon bei kleinen Bewegungen Qi-typisch ab und der Ladevorgang unterbricht.

Kamera-Feinschliff

Apple nutzt in den beiden Geräten einen neuen Kamerasensor. Der macht hervorragende Bilder – die Fotos gehören zum Besten, was der Smartphone-Bereich zu bieten hat. Die Detailauflösung ist bei wenig Licht besser geworden und die Farben wirken natürlicher als zuvor. Im schummrigen Licht bekommen Google Pixel oder Samsung Note 8 die Belichtung dennoch besser hin, auch Details werden meist besser herausgearbeitet. Generell produzieren die beiden Android-Geräte eher kräftige Farben, während die iPhones zurückhaltender agieren, aber meist den korrekten Farbton treffen.

Der neue Porträtmodus des iPhone 8 Plus erlaubt schicke Spielereien mit der Beleuchtung – sogar nachträglich.

Beim 8 Plus gibt es zusätzlich zur Standardkamera eine mit Teleobjektiv. Mit ihr realisiert Apple einen verlustfreien Zweifach-Zoom; ansonsten wird es für zusätzliche Bildeffekte eingesetzt. Schick anzusehen sind die Bilder im Porträtmodus. Der errechnet aus den Aufnahmen mit beiden Linsen nicht nur ein sehr ansehnliches Bokeh. Neuerdings lässt sich auch die Beleuchtung des fotografierten Objekts sowohl in Echtzeit als auch nachträglich verändern. Das sieht unter idealen Bedienungen beeindruckend aus, doch feine Konturen, abstehende Haare oder durchschimmernde Hintergründe bringen die Software hin und wieder sichtbar aus dem Tritt.

Videoaufnahmen sind nun auch in 4K-Auflösung mit beeindruckenden 60 Bildern pro Sekunde möglich. Die Zeitlupenfunktion schafft bis zu 240 fps in Full-HD. Generell sehen Videos hervorragend aus: Besonders bei Tageslicht können Stabilität (ohne Zoom) und Farbwiedergabe überzeugen.

Fazit

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Tabelle: Apple iPhone 8

Das iPhone 8 und das iPhone 8 Plus sind technisch hervorragende Smartphones – und schick obendrein. Sie haben mehr als genug Performance für die nächsten Jahre, die Displays sind ansehnlich und die Akku-Laufzeiten gut. Insbesondere das Plus schießt dank Doppelkamera gegenwärtig mit die besten Smartphone-Fotos, aber auch das kleine iPhone macht tolle Bilder.

Die Änderungen zum Vorgänger sind jedoch marginal. Die Mehrleistung verpufft derzeit wirkungslos, die teure Schnellladefunktion ist kaum der Rede wert und drahtloses Laden ist lahm und nur selten wirklich praktisch. Das iPhone 8 ist deshalb eher ein iPhone 7s. Für Besitzer eines iPhone 7 oder 6s lohnt der Umstieg nicht, im Alltag wird man von den Verbesserungen kaum etwas mitbekommen.

Unabhängig von den Qualitäten des iPhone 8 bleibt es ein Lückenfüller auf dem Weg zum iPhone X – erst dieses bricht mit der angestaubten iPhone-Optik und den jährlichen Iterationen. Noch kann Apple das X nicht in den nötigen Stückzahlen produzieren, noch ist dessen neue Benutzerführung ungewohnt und unerprobt, weshalb das 8 als bewährte und etwas günstigere Variante attraktiv bleibt. So hat man etwas, was man bei Apple selten bekommt: eine echte Wahl. (asp@ct.de)