c't 2/2017
S. 20
News
Smartphones, Apps

Web-Client für Threema

WhatsApp und Signal bieten schon länger einen Web-Client, nun zieht Threema nach.

Bald kann man Threema auch im Desktop-Browser nutzen: Die Macher des Schweizer Krypto-Messengers wollen ihren Web-Client im Januar freischalten – zumindest für Nutzer der Android-Version. iOS- und Windows-Mobile-Anwender kommen erst später zum Zug. Threema zufolge läuft die Anwendung in jedem modernen Desktop-Browser unter Windows, Linux und macOS. Mit ihr kann man nicht nur bequem per Tastatur chatten, sondern auch Dateien per Drag & Drop verschicken. Ein Satz Emojis ist ebenfalls vorhanden.

Um Smartphone-App und Web-Client zu verbinden, scannt man mit der App einen im Desktop-Browser angezeigten QR-Code. Wie bei WhatsApp tauschen dann weiterhin die Smartphone-Apps der Nutzer die Nachrichten aus. Der Web-Client bekommt seine Nachrichten quasi aus zweiter Hand von der Smartphone-App des jeweiligen Nutzers.

Threema setzt dabei auf WebRTC, ein speziell für Real-Time-Chats entwickeltes Protokoll. Dessen Channel-Verschlüsselung ergänzt Threema laut seinem Whitepaper um eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der gut beleumundeten Krypto-Bibliothek NaCl und dem darauf aufsetzenden SaltyRTC. Da sich Web-Client und App häufig nicht im gleichen Netz befinden, wird die Verbindung über externe Server aufgebaut – ebenfalls Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Der eigentliche Datentransport soll dann falls möglich über eine direkte Verbindung zwischen Web-Client und App erfolgen.

WebRTC nutzt dazu sogenannte Hole-Punching-Techniken aus STUN und TURN, um Löcher in Firewalls zu bohren. Scheitert das, kommt ein Relay-Server zum Einsatz, der jedoch auf Grund der E2E-Verschlüsselung keine Daten mitlesen kann. Befinden sich PC und Smartphone im selben Netzwerk, verlassen die Datenpakete dieses laut Threema nicht. Basis der Geheimhaltung ist der Austausch von Schlüsseln zwischen Web-App und Smartphone-App. Dies erfolgt über das Einscannen des QR-Codes, den die Web-App anzeigt. Den Quellcode von Threema Web will Threema vollständig veröffentlichen. (cwo@ct.de)

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CyanogenMod wird zu LineageOS

Die von Freiwilligen entwickelte Android-Distribution CyanogenMod heißt ab sofort LineageOS. Hintergrund ist der Niedergang der Firma Cyanogen: Sie hatte CyanogenMod einige Jahre lang unterstützt, entließ aber aufgrund finanzieller Probleme in den vergangenen Monaten viele Entwickler und stellte Ende 2016 sämtliche Dienstleistungen für das Custom-ROM CyanogenMod ein.

Das CyanogenMod-Team zog nun die Konsequenz: Es forkte den Quellcode von CyanogenMod und benannte das acht Jahre alte Projekt in LineageOS um. Das soll mehr als nur ein Markenwechsel sein. „Dieser Fork wird zu den basisgemeinschaftlichen Anstrengungen zurückkehren, die CyanogenMod ausmachten, während die professionelle Qualität und Verlässlichkeit erhalten bleiben wird“, erklärten die Entwickler.

Lineage bedeutet so viel wie Abstammung, Geschlecht oder Stammbaum. „Stolz auf unser Lineage“ ist im englischen Original also auch ein Wortspiel, das gleichzeitig „stolz auf unsere Abstammung“ bedeutet.

Auf ihrer neuen Webseite lineageos.org bitten die Entwickler zurzeit um Unterstützung beim Aufbau einer professionellen Server-Infrastruktur. Mit dem Kompilieren von offiziellen Betriebssystem-Dateien haben sie noch nicht begonnen. Unter download.cyanogenmod.org standen zumindest bis Redaktionsschluss aber noch alle Daten von CyanogenMod bereit.

Die Firma Cyanogen Inc. steckt bereits seit einiger Zeit in der Krise. Im Juli wurde einem Fünftel der Belegschaft gekündigt, im Oktober folgte ein Strategiewechsel. Man werde kein komplettes Betriebssystem auf Android-Basis mehr entwickeln, hieß es. Vielmehr stehen nun Software-Module für Hardware-Hersteller im Fokus. Im November wurde dann auch das Büro in Seattle geschlossen, und der Gründer des CyanogenMod-Projekts, Steve Kondik, verließ das Unternehmen. (Daniel AJ Sokolov/cwo@ct.de)

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