c't 15/2017
S. 3
Editorial
Merlin Schumacher

Docker macht was mit Menschen

Wer sich das erste Mal mit Containern beschäftigt, der landet schnell beim Wort Metaphysik. Die Container, ihre Entstehung und ihre Existenz wirken fast wie Hexerei. Als hätten die drei unheimlichen Schwestern aus Shakespeares Macbeth, statt Hundezungen und Bilsenkraut zu kochen, sich des Linux-Kernels bemächtigt, um Prozessen ihr Schicksal zu weisen.

Als ganz wirklicher Mensch hat man es zumeist nicht so mit Hexerei und es beginnt ein Prozess des Lernens. Mit der Durchdringung der Container bei null anzufangen ist nicht einfach. Es fühlt sich in etwa so an wie damals, als man die erste Programmiersprache gelernt hat. Die Syntax der Sprache ist nicht das Schwere, sondern das Konzept des Programmierens an sich ist die Herausforderung.

Der Weg ist manchmal steinig: Bis man einigermaßen verstanden hat, was die Container genau ausmacht und wie sie wirklich funktionieren, vergehen ein paar Tage vor dem Buch der großen Docker-Hexerei. Auch bei uns trat in Gesprächen noch das ein oder andere Missverständnis zu Tage: Die Frage, was die Container zu Containern macht, hat uns viel beschäftigt. Wenn dann zufälligerweise noch ein weiterer Kollege reinschneit, hat man gleich noch zwei sich widersprechende Ansichten mehr zum Verhältnis von Containern und Images. Was ist Teil des Containers und was des Images? Und bestehen Images aus Images oder aus Schichten?

Ein wenig Diskussion beseitigt die Verwirrung: Die scheinbar widersprüchlichen Meinungen sind beidermaßen richtig. Das Docker-Image ist ein Vexierbild. Das ist dann der Moment, in dem man begreift: Container haben etwas Philosophisches, denn auch vermeintlich widersprüchliche Dinge können zugleich richtig sein.

Dass Docker sich stets weiterentwickelt, macht es besonders spannend, aber es verpflichtet einen auch, immer am Ball zu bleiben: Die große Verbreitung führt auch zu immer neuen Anforderungen. Um diesen gerecht zu werden, bleiben manche Techniken auf der Strecke.

Wer die Docker-Hexerei erst einmal verinnerlicht hat, wird belohnt. Aus Probier- und Konfigurationsorgien werden zwei Dateien und ein Befehl und – hex, hex – wird daraus ein Mailserver, CMS oder eine Tor-Node mit Proxy. Das ist es, was Docker so erfolgreich macht. Den Einstieg in die Welt der Container lesen Sie ab Seite 106.

Doppelt plagt euch, mengt und mischt! Kessel brodelt, Feuer zischt.

Unterschrift Merlin Schumacher Merlin Schumacher