c't 13/2017
S. 41
News
Streaming-Dienste

Leiser Frieden

Spotify senkt die Lautstärke seiner Streaming-Musik

Laute Musik klingt in vielen Ohren besser als leise. Doch der daraus resultierende „Loudness War“ tötete bislang vor allem die Dynamik. Damit Hörer nicht im Klangbrei ersaufen, werfen Musikdienste jetzt Rettungsringe aus.

Fans von Metallica können aufatmen: Künftige Alben der Thrash-Metal-Band haben auf Spotify wieder mehr Raum für dynamische Spitzen.

Der Streaming-Dienst Spotify hat die Lautstärke seiner Musik-Streams um drei Dezibel gesenkt. Statt mit –11 LUFS (Loudness Units Full Scale) haben die Songs nun nur noch eine durchschnittliche Lautstärke von –14 LUFS. Damit setzt Spotify ein Zeichen gegen den „Loudness War“ und nähert sich den Pegeln anderer Musik-Dienste wie iTunes an.

Der „Loudness War“ treibt Lautstärken seit den 50er Jahren in immer neue Höhen. Peilten CD-Produktionen in den 80er Jahren etwa noch –12 LUFS an, so liegen aktuelle Produktionen häufig im Bereich von –10 bis –5 LUFS, zuweilen sogar darüber. Paukenschläge haben in einem solchen Fall weniger als fünf Dezibel Platz, um aus dem Gesamt-Sound hervorzustechen, denn in der digitalen Welt ist bei null Schluss – lauter gehts nicht. In einigen Genres kann diese extreme Komprimierung gewollt sein, meist führt die Akzentnivellierung jedoch zu Klangbrei, der Zuhörer anstrengt.

Als einer der ersten Anbieter hatte Apple deshalb begonnen, die durchschnittliche Lautstärke der iTunes-Songs auf etwa –16 LUFS zu begrenzen. Mit dieser Zielvorgabe können Label ihre Songs speziell für iTunes mastern lassen (Mastered for iTunes), sodass sie dort mitunter eine höhere Dynamik erreichen als auf CD – garantiert ist dies aber nicht.

Die Audio Engineering Society (AES) schlägt in einem unter anderem von Mastering-Legende Bob Katz verfassten Papier sogar noch niedrigere Lautstärken vor. Demnach sollten Streaming-Dienste zwischen –16 und –20 LUFS anpeilen. Katz und seine Kollegen halten den in der EBU R 128 empfohlenen Programmpegel von –23 LUFS für Fernseh- und Radiostationen jedoch für zu leise. Mit ihm sei es speziell auf mobilen Abspielgeräten schwierig, eine adäquate Lautstärke zu erreichen.

Kriegstreiber EU

Schuld ist laut Katz die EU-Norm EN 50332, die den Ausgabepegel von mobilen Abspielgeräten limitiert. Diese Gehörschutz-Verordnung habe die Musikindustrie zu immer höheren Lautstärken auf Kosten der Dynamik getrieben und sei mitschuldig am Verfall der Klangqualität. Die EN 50332 schreibe eine Messung mit Testsignalen vor, die nichts mit den tatsächlichen Musikpegeln zu tun hätten. Deshalb werde derzeit an einer Verbesserung der EU-Norm gearbeitet, die reale Musik einbeziehen soll. Erst mit dieser Neuerung könnten Mobilgeräte lauter aufdrehen und Streaming-Dienste ihre Pegel zugunsten von mehr Dynamik senken. (hag@ct.de)