c't 13/2017
S. 116
Praxis
Fotos im Urlaub: Hardware-Tipps
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Sicher nach Hause

Hardware-Tipps zur mobilen Fotosicherung

Im Urlaub möchte man sich nicht mit Technik herumärgern. Mit unseren Hardware-Tipps bringen Sie Ihre Fotos und Videos sicher und bequem nach Hause.

Wenn das Handy geklaut wird oder die SD-Karte in den Pool hüpft, sind alle Urlaubserinnerungen futsch. Wer entspannt in den Urlaub fahren möchte, nimmt daher lieber die richtige Hardware zur mobilen Sicherung von Fotos und Videos mit.

Je nach Fotoaufkommen und persönlicher Ausrüstung lassen sich Fotos bequem von unterwegs sichern. Zwar kann man durchaus mit einer 512-GByte-Karte in den Urlaub fahren, doch die meisten Fotografen setzen eher auf mehrere kleinere Karten – so ist im Verlust- oder Defektfall wenigstens nicht die gesamte Ausbeute verloren. Und auch, wenn Sie die hier vorgestellten Tipps beachten und die Fotos daher als gesichert gelten könnten: Löschen Sie niemals die Fotos auf der Speicherkarte, denn auch das Sicherungsmedium könnte abhanden kommen oder einen Defekt erleiden. Lieber stecken Sie eine Speicherkarte mehr ein als notwendig: Eine flotte 128-GByte-Karte kostet gerade einmal 50 Euro und fasst 2500 Raw-Bilder einer 24-Megapixel-Kamera.

Urlaub bedeutet für viele Menschen auch, mal kein Notebook einzustecken. Wir haben uns in diesem Artikel daher auf Sicherungen auf Smartphones, zusätzlichen Speicherkarten und externen Festplatten konzentriert. Im nächsten Artikel auf Seite 120 finden Sie Anregungen für eine (zusätzliche) Sicherung bei verschiedenen Cloud-Diensten.

Sicherheit für Android ab fünf Euro

Smartphone-Fotos belegen nicht viel Platz, man kann die nur wenige MByte großen Bilder abends über das Hotel-WLAN in die Cloud schieben. Aber auch eine lokale Sicherung ist möglich, sofern das eigene Smartphone den USB-Host-Modus unterstützt. Dann braucht man nur eine zusätzliche Speicherkarte, einen Kartenleser und einen USB-OTG-Adapter (On The Go), der im Versandhandel für weniger als fünf Euro erhältlich ist. Da selbst aktuelle High-End-Smartphones meistens noch mit USB 2.0 arbeiten, darf der Kartenleser ruhig etwas älter sein; bei SD-Karten mit mehr als 32 GByte muss er jedoch den SDXC-Standard unterstützen. Weil auch nicht jedes Smartphone OTG beherrscht, sollte man die Kombination aus Adaptern Lesegeräten und Karten sicherheitshalber vor dem Urlaub ausprobieren.

Über einen einfachen USB-OTG-Adapter schließt man Kamera oder SD-Kartenleser an das Smartphone an.

Zur Sicherung der tagsüber geschossenen Fotos und Videos steckt man abends einfach den Kartenleser mit der Sicherungskarte über den OTG-Adapter an das Smartphone und kopiert die Dateien mit einem Dateimanager auf die SD-Karte.

Der OTG-Adapter lässt sich auch für einen anderen Anwendungsfall einsetzen: das Sichern der Fotos einer Kompakt- oder Spiegelreflex-Kamera im Smartphone. Dazu steckt man entweder die SD-Karte in einen Kartenleser und sichert die Daten über den OTG-Adapter am Smartphone oder schließt sie per USB-Kabel direkt am Smartphone an. Im letzteren Fall muss man jedoch drauf achten, dass die Kamera sich nicht vor dem Ende des Sicherungsvorgangs automatisch abschaltet.

Zum Sichern kann man sich ebenfalls eines Dateimanagers bedienen, aber es gibt auch spezielle Android-Apps dafür; etwa Camera Importer. Hier muss man vor dem ersten Import das Ziel wählen, idealerweise nutzt man hier eine zusätzliche MicroSD-Karte im Smartphone. Leider kennt der Camera Importer keine Option, nur neue Fotos zu importieren, man muss also jede Datei einzeln auswählen. Einige Kameras bieten immerhin die Option, täglich einen Ordner für die neuen Bilder zu erstellen – so kann man abends einfach den gesamten Tages-Ordner sichern.

Beim Lesen und Schreiben über die in den Smartphones verbauten USB-2.0-Schnittstellen braucht man etwas Geduld: Bei unseren Tests haben wir Maximalwerte von knapp 20 MByte/s gemessen, beim Schreiben waren es noch etwas weniger. Da helfen auch keine besonders schnellen SD-Karten.

Prinzipiell ist es auch möglich, über einen OTG-Adapter eine externe Festplatte oder SSD an ein Android-Smartphone anzuschließen. Allerdings liefert der USB-Port des Telefons nicht ausreichend Energie für deren Betrieb, sodass man hier entweder einen aktiven USB-Hub oder Modelle mit eigener Stromversorgung in Erwägung ziehen muss.

iOS erkennt, welche Fotos bereits gesichert sind und bietet an, diese zu überspringen.

iPhone- und iPad-Nutzer haben es beim Import einer SD-Karte einfacher: Sie benötigen zwar den Lightning-auf-SD-Kartenlesegerät-Adapter für 35 Euro, die passende Software aber ist bereits in iOS integriert. iOS bemerkt sogar, wenn sich Fotos bereits auf dem iPhone befinden, und bietet an, diese zu überspringen. Wer seine Kamera direkt anschließen möchte, nutzt dazu den gleich teuren Lightning-auf-USB-Kamera-Adapter.

WLAN-Kameras

Kameras mit WLAN finden sich inzwischen zuhauf auf dem Markt. Beispielhaft haben wir uns die knapp 400 Euro teure Canon PowerShot SX730 HS herausgesucht.

Fünf verschiedene WLAN-Modi bietet die Canon-Kamera: den Transfer zu einer anderen Kamera, zu einem Smartphone und einem PC, einem Drahtlos-Drucker sowie zu einem Web-Service. Als Goodie lässt sich die Kamera auch vom Smartphone aus bedienen – das kann etwa nützlich sein, wenn man die Kamera auf einem Stativ befestigt hat und selbst mit aufs Bild möchte.

Nutzt man die Kamera in Verbindung mit einem Smartphone, schickt sie lediglich in der Auflösung verringerte Fotos über die Luft – als echte Fotosicherung kann man das nicht bezeichnen. Die Funktion ist eher zum schnellen Teilen der Fotos auf Facebook geeignet. Die müssen deshalb den Umweg über das Smartphone gehen, weil die Kamera zwar einen Hotspot zur Verfügung stellt, aber keinen Internet-Zugang.

Spaß macht die Sicherung auf das Smartphone nicht. Zwar hat die Kamera eine Taste zur Aktivierung des WLAN, aber damit ist es noch nicht getan. Man muss sich mit dem Smartphone in den Kamera-Hotspot einwählen und dann mit der Canon-App die einzelnen Fotos aussuchen. So wird aus der Urlaubslust schnell der Technikfrust. Wirklich benutzerfreundlich sind auch die WLAN-Lösungen anderer Hersteller laut unserer Schwesterzeitschrift c’t Fotografie nicht [1].

SD-Karten mit WLAN

Universeller sind SD-Karten mit eigenem WLAN-Modul. Auch damit baut man eine Verbindung zwischen Kamera und Smartphone oder Notebook auf und kann so Fotos und Videos sichern.

SD-Karten mit WLAN gibt es nur noch von Toshiba. Das Warten auf die neue Version Q-04 lohnt sich, sie ist wesentlich schneller.

Toshiba stellte uns eine Vorabversion der neuen FlashAir-Karte mit der Versionsnummer W-04 zur Verfügung, im Handel sind derzeit noch die Vorgängermodelle W-03 erhältlich. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass die Übertragung wesentlich schneller sein soll.

Toshiba hat Apps für Android und iOS im Angebot, aber man kann beispielsweise auch mit Photosync (ebenfalls für Android und iOS erhältlich), per WebDav oder Web-Browser darauf zugreifen.

Einen vorhandenen Internet-Zugang per WLAN können die FlashAir-Karten durchreichen – schnell ist das allerdings nicht: Zwischen 4 und 6 MBit/s beim Lesen und Schreiben reichen zum Surfen, ohne die WLAN-Karte als Vermittler lagen die Werte beim Kurztest mit einem Samsung Galaxy S4 mindestens beim Doppelten. Zudem dürfte die Vermittlertätigkeit den Akku der Kamera stark belasten.

Das ist wohl auch das größte Manko der WLAN-SD-Karten. Zwar konnten wir die Leistungsaufnahme der FlashAir-Karten nicht messen, aber Nutzerberichten zufolge sinkt die Laufzeit der Kameras bei aktiviertem WLAN in einigen Fällen auf die Hälfte. Falls sich die Akkus der Kameras unterwegs nicht nachladen lassen – etwa per Powerbank –, hilft in diesem Fall nur ein großzügig bemessener Vorrat geladener Ersatzakkus weiter.

Festplatten mit SD-Schacht

Eine USB-Verbindung zum Smartphone ist langsam, eine WLAN-Verbindung noch langsamer. Wer auch unterwegs große Datenmengen bewegen muss, ist davon schnell genervt. Abhilfe versprechen externe Festplatten mit SD-Schacht – am besten solche mit Akku, sodass man sie auch mobil nutzen kann. Vor einigen Jahren hatte sich die Kategorie der Image-Tanks für solche Aufgaben etabliert, davon aber sind fast nur noch Restbestände auf dem Markt.

Mobile Festplatte mit Akku und WLAN: Die WD My Passport Wireless sichert Fotos und dient als mobiler Mediaserver.

Einen SD-Kartenschacht und eine eigene Stromversorgung haben nur wenige aktuelle externe Festplatte, dazu gehören Intenso Memory 2 Move, Toshiba Canvio Aerocast und WD My Passport Wireless – alle sind auch per WLAN erreichbar. Wir haben uns das WD-Modell mit 1 TByte Speicherkapazität angeschaut; das sollte selbst für einen langen Urlaub ausreichen. Wer nicht so viel Platz für die Sicherungen benötigt, spielt vor dem Urlaub ein paar Filme oder Hörspiele auf die Platte und hat so Unterhaltungsstoff für die Reise – per WLAN versorgen diese Festplatten drei bis fünf Clients gleichzeitig mit Audio- und Videostreams.

Über den Browser oder die WD-App schaltet man die automatische Sicherung einer SD-Karte auf der WLAN-Festplatte My Passport frei.

Die WD-Platte lässt sich zwar drahtlos erreichen, aber eine Verbindung mit einer Kamera oder einer WLAN-SD-Karte gelingt nicht: Sie stellt einen mobilen Hotspot bereit, aber keine Funktionen zur Verbindung mit einem WLAN-Client. Zum Platten-WLAN kann man daher nur mit einem Smartphone Verbindung aufnehmen und so etwa neue Fotos sichern. Photosync oder auch die Android-App File Commander nutzen dazu FTP, das über das Konfigurationsmenü der Festplatte freigeschaltet sein muss.

Für die Sicherung von Kamerafotos bleibt daher nur, die SD-Karte aus der Kamera zu nehmen und sie in die Festplatte zu stecken. Einmal per WD-App oder Browser passend konfiguriert, importiert die My Passport automatisch alle Daten von der SD-Karte und legt sie in einem Verzeichnis mit der SD-Karten-Kennung und dem aktuellen Datum ab.

Problemfall Videokamera

Wer seine Urlaubserinnerungen vor allem per Video festhält, steht vor zwei zusätzlichen Problemen. Zum einen ist es die schiere Menge des Materials: Ein 4K-Video mit 30 fps braucht rund 400 MByte Speicherplatz pro Minute, wer nur in Full-HD und mit 60 fps filmt, kommt mit der Hälfte hin. Das stellt nicht nur gewisse Mindestanforderungen an die Speicherkarte, sondern dauert vor allem beim Sichern eine geraume Zeit – WLAN fällt da schon einmal aus.

Einige Videokameras speichern ihre Filme zudem nicht als AVI- oder MPEG-Datei, sondern in einem eigenen Format. Das führt dazu, dass so manche Smartphone-App diese Dateien gar nicht als Video einstuft und sie damit auch nicht sichern will – so etwa die Toshiba-App in Verbindung mit der FlashAir-Karte in einem Panasonic-Camcorder. In solchen Fällen ist es besser, die Speicherkarte aus der Kamera zu nehmen und sie über eine mobile Festplatte mit SD-Schacht zu duplizieren, denn diese Methode sichert zuverlässig alle Dateien. (ll@ct.de)