c't 12/2017
S. 50
News
Apple

Apple auf Einkaufstour

Lattice und Beddit stammen aus sehr unterschiedlichen Branchen, aber beide könnten Apples Know-how und Portfolio sinnvoll erweitern.

Gleich zwei Unternehmen hat Apple in kurzer Zeit gekauft: Anfang Mai wurden die Übernahmen von Beddit und Lattice Data bekannt.

Beddit gab die Übernahme in ihren Datenschutzbedingungen bekannt. Die Firma verkauft mit dem gleichnamigen Sleep Monitor ein Gerät, das unter dem Bettlaken angebracht wird, Schlafdaten des Nutzers misst und auf dem iPhone bewertet und darstellt. Dazu gehören die gemäß BCG-Verfahren gemessene Herzfrequenz, Atmung, Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit oder auch detektierte Schnarchphasen. Die iOS-App enthält auch einen „Schlafcoach“.

Im Bereich des Schlaftrackings engagierte sich Apple zuvor nur wenig. Für die hauseigene Watch hat die Firma bislang keine Schlaftracker-App veröffentlicht; in iOS 10 wurde lediglich die Weckerfunktion um ein Modul erweitert, das helfen soll, einen regelmäßigen Schlafrhythmus einzuhalten. Wie viel Apple für Beddit gezahlt hat, ist offen.

Lattice Data befasst sich mit der Auswertung unstrukturierter Daten beziehungsweise deren Strukturierung. Die Firma hat jüngst mit Angeboten auf sich aufmerksam gemacht, die künstliche Intelligenz digitaler Assistenten wie Amazon Alexa und Samsung Bixby verbessern zu wollen.

Als Kaufpreis wurden 200 Millionen US-Dollar genannt, 20 Ingenieure der Firma sind ebenfalls zum neuen Mutterschiff gewechselt. Lattice Data wurde 2015 als kommerzieller Ableger des Uni-Stanford-Projektes DeepDive gegründet und sammelte nach der Gründung rund 20 Mio. US-Dollar von Kapitalgebern ein.

Sprachassistenten wie Siri benötigen bisher strukturierte Daten, etwa für die Abfrage von Wetterdaten oder Adressen aus dem Kontaktverzeichnis. Unstrukturierte Daten wie Bilder und Texte stellen Siri vor Probleme. Das Know-how von Lattice Data könnte aber auch die Mustererkennung bei autonomen Autos verbessern. DeepDive hatte schon geholfen, Struktur in große Faktensammlungen der Paläontologie zu bringen (siehe paleobiodb.org). (dz@ct.de)

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Warnsystem für Firmware-Modifikationen

Der Mac-Hersteller arbeitet an Techniken, die unerwünschte Änderungen an den Firmwares der hauseigenen Desktop- und Mobil-Computer erkennen, Nutzer warnen und Apple informieren. Kommende macOS-Versionen könnten so unbemerktes Einschleusen von EFI-Rootkits bemerken.

Darauf deutet ein eficheck-Tool hin, das Entwickler in der Beta-Version von macOS 10.12.5 gefunden haben. Eficheck blendet einen Warndialog ein und bittet den Nutzer um Erlaubnis, Daten über die Modifikation an den Hersteller zu übermitteln.

Das Tool und die zugehörige Eficheck-Kernel-Extension gehen vermutlich auf das Konto zweier Sicherheitsforscher, die Apple im vergangenen Jahr eingestellt hat. Diese hatten zuvor mit „Thunderstrike 2“ für Aufsehen gesorgt: Sie demonstrierten mehrere Schwachstellen in der Mac-Firmware, die das Einschleusen eines resistenten Schädlings ermöglichen, der sich über Peripherie oder Apples Thunderbolt-auf-Ethernet-Adapter weiter verbreiten kann.

Mit dem BIOS-Rootkit LightEater hatten die Forscher auch gezeigt, dass bei vielen weiteren PC-Herstellern ebenfalls Schwachstellen auf Firmware-Ebene zu finden sind. (dz@ct.de)

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KI erkennt Vorhofflimmern

Forscher der University of California in San Francisco haben ein neuronales Netzwerk mit Pulsmessdaten der Apple Watches von 6158 Studienteilnehmern gefüttert und mit 97-prozentiger Genauigkeit Vorhofflimmern der Träger detektieren können. Die meisten der Teilnehmer wiesen übliche EKG-Werte auf. Bei 200 Teilnehmern war zuvor anderweitig Vorhofflimmern diagnostiziert worden.

Die Erkrankung ist laut Angaben der amerikanischen Stroke Association für einen von vier Hirninfarkten (Schlaganfällen) verantwortlich. Zwei Drittel sind bei rechtzeitiger Medikamentengabe vermeidbar. Vorhofflimmern ließ sich bisher per Apple Watch nur unter Einsatz von optionalen Mini-EKG-Systemen wie dem Kardia Band von AliveCor erkennen. (dz@ct.de)