c't 11/2017
S. 128
Marktübersicht
Prepaid-Tarife
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Günstige Prepaid-Angebote für den Mobilfunk

Bei Prepaid-Angeboten kann der Kunde noch ein Schnäppchen machen, wenn er sich gelegentlich umschaut, welche Früchte im Garten anderer Tarifanbieter wachsen. Einige Tarife bieten neuerdings schnelles LTE und Urlaubstelefonate ohne horrende Aufpreise. Ohne Haken und Ösen scheint es aber wieder mal nicht zu gehen. Wir haben sie in etlichen Angeboten gefunden.

Der Markt für Prepaid-Tarife im Mobilfunk ist sehr lebhaft. Ständig schrauben die Anbieter an ihren Produkten herum, geben hier etwas Volumen hinzu, senken da die Preise, erhöhen dort die Datenrate. Manche Mitbewerber ziehen mit, andere lassen ihre Produkte über längere Zeiträume, wie sie sind. Und so finden sich am Markt sehr unterschiedliche Angebote.

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Tabelle: Smartphone-Prepaid-Tarife (Auswahl)
Tabelle: Smartphone-Prepaid-Tarife (Auswahl) Reine Datentarife (Auswahl)

Prepaid-Tarife haben gegenüber Laufzeittarifen, die oft mit einer Vertragsbindung von 24 Monaten einhergehen, erhebliche Vorteile. Zunächst einmal sind sie sehr günstig, jeder Kunde kann jederzeit ohne großen Aufwand wechseln. Preissenkungen geben Prepaid-Anbieter stets sofort unaufgefordert an ihre Kunden weiter. Bei Laufzeitverträgen geht das nur auf dem Kulanzwege – und muss oft mit einer Vertragsverlängerung bezahlt werden, die wiederum einen Wechsel für weitere zwei Jahre unmöglich oder doch zumindest teuer macht. Smartphone-Anfänger finden mit Prepaid-Angeboten das für sie geeignete Volumenpaket, ohne zwei Jahre lang im Laufzeittarif zu viel zu bezahlen. Mit 500 Megabyte bis 1 Gigabyte im Monat kommt man bei nicht übermäßg verschwenderischer Nutzung gut hin – wer viel Musik oder Videos streamt, braucht mehr.

Groß sind die Preisspannen bei Datenvolumen nicht. Ein Gigabyte kostet bei fast allen Anbietern rund 10 Euro; beim einen oder anderen bekommt man für dieses Geld auch 1,5 Gigabyte. Umso mehr empfiehlt es sich aber, bei den übrigen enthaltenen Leistungen ganz genau hinzuschauen. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Anbietern.

D-Netz-Qualität

Einige Prepaid-Anbieter wie Bildmobil und Pennymobil werben mit bester „D-Netz-Qualität“. Das Köderwort „D-Netz-Qualität“ bedient die tradierte Überlieferung aus den Anfangstagen des Mobilfunks, in der die D-Netze auf 900 MHz eine bessere Netzversorgung boten als die E-Netze auf 1800 MHz. Das ist längst überholt, schon seit Jahren nutzen Netzbetreiber alle Frequenzbereiche, sowohl für GSM als auch für UMTS und LTE.

Viele Discount-Anbieter stellen den Kunden im Vorkasse-Bereich nur UMTS zur Verfügung (Abbildung links). Das schränkt die Nutzbarkeit, hier am Beispiel des Vodafone-Netzes dargestellt, spürbar ein.

In Netztests schneiden Telekom und Vodafone in der Regel zwar weiterhin besser ab als O2 samt dem 2014 gekauften Betreiber E-Plus, doch das nützt einigen Prepaid-Kunden wenig (siehe auch den Kasten „Das richtige Netz“), denn bei vielen Prepaid-Angeboten steht den Kunden gar nicht die volle Leistungsfähigkeit der Netze zur Verfügung. Pennymobil nutzt beispielsweise das Telekom-Netz, schließt seine Kunden aber vom schnellen LTE-Netz aus. Der Tarif bietet mit einem Schneckentempo von 7,2 MBit pro Sekunde sogar nur knapp ein Sechstel des Tempos, welches das Telekom-Netz per UMTS liefern könnte (42 MBit/s). Das ist eben nicht die beste Netzqualität, sondern eine deutlich eingeschränkte. Ganz dreist treibt es Edekamobil. Klickt man dort auf den Link „Netzabdeckung“, erscheint eine Karte für LTE, obwohl der Tarif nur mit dem UMTS-Netz genutzt werden kann.

Der größte Haken ist nicht einmal die geringere Geschwindigkeit: Das LTE-Netz bietet gerade bei der Telekom und bei Vodafone eine viel größere Abdeckung als das UMTS-Netz, das in einigen Gegenden sogar bereits zurückgebaut wird.

Prepaid mit Grundgebühren

Die variable Abrechnung nach Verbrauch gibt es hauptsächlich für Telefonie und SMS. Einige Anbieter rechnen auch den Internetzugang pro Megabyte ab, das aber zu ungünstigen Tarifen. Bei einem Megabyte-Preis von 23 Cent erhält man für 10 Euro gerade 44 Megabyte. Kauft man hingegen ein Datenpaket für einen Monat, gibt es für das gleiche Geld ein Gigabyte. Viele Anbieter schalten den Internet-Zugang nur frei, wenn der Kunde ein Datenpaket bucht.

Anders als in den Vertragstarifen gibt es bei Prepaid-Angeboten bislang keine Tarif-Automatik, die Transfervolumen automatisch nachkauft, sobald das Monatskontingent erschöpft ist. Aber bei den meisten Anbietern kann der Kunde Volumen nachordern, sofern er Guthaben auf dem Konto hat. In aller Regel kosten schon kleine Pakete einen vergleichsweise stolzen Preis. Aldi Talk verfolgt da eine andere Strategie: Der Anbieter setzt das monatlich verbrauchte Volumen für den restlichen Abrechungszeitraum zurück und räumt für den Neustart der Zählung gegenüber dem Monatspreis einen Rabatt ein.

Eine Automatik gibt es gleichwohl bei den meisten zubuchbaren Paketen zu beachten. Denn sie werden automatisch so lange verlängert, bis das Restguthaben dazu nicht mehr reicht. Will man nur einmal mehr Volumen buchen – etwa, weil man im Urlaub keinen WLAN-Zugang hat – sollte man also gleich nach der Buchung des Pakets für den folgenden Abrechnungszeitraum wieder auf ein günstigeres Paket umschalten.

13. Gehalt für den Provider

Einige Anbieter zeigen sich erfinderisch, wenn es um den Abrechnungszeitraum geht. Bei Vodafone, der Telekom und O2 beträgt er nur 28 Tage. Da alle Monate außer dem Februar um zwei bis drei Tage länger sind, wird der vermeintliche Monatspreis rechnerisch 13,035-mal im Jahr fällig – man zahlt also ein 13. Monatsgehalt an den Anbieter. Der 28-Tage-Trick hebelt die Volumenzählung bei Android-Smartphones aus, die einen gesamten Monat umfasst. Hier muss man den Abrechnungszeitraum händisch zurückstellen.

Allgemein sind Prepaid-Tarife kompliziert und ändern sich häufig, weil der Markt sehr dynamisch ist. Die Provider verteilen die zur Wahl des passenden Tarifs nötigen Informationen gerne auf verschiedene Dokumente, sodass der Kunde viel Arbeit hat. Das kann auch nach hinten losgehen: Bildmobil beispielsweise nennt auf seiner Website und in den herunterzuladenden Tarifdokumenten unterschiedliche Preise für Telefonate im Ausland. Vermutlich wird der niedrigere Preis berechnet, sicher ist das aber nicht. Unsere Anfrage dazu ließ der Provider bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet – trotz einer automatisch generierten E-Mail, dass man Anfragen „grundsätzlich“ innerhalb 24 Stunden bearbeiten werde.

Eine Kostenfalle für Reisende ist die Schweiz. Wer dort durchfährt, braucht nicht nur eine Vignette fürs Auto, sondern muss auch genau hinschauen, ob das EU-Roaming seines Anbieters die Schweiz abdeckt. Die meisten Anbieter haben die nämlich ausgenommen. Das kann richtig teuer werden, insbesondere fürs Datenroaming.

Einige Vorkasse-Anbieter haben Roaming-Optionen auch für Nicht-EU-Länder.

Die SMS, die man beim ersten Einbuchen in ein Schweizer Netz erhält, sollte man immer besonders sorgfältig studieren. Denn dort werden meistens ganz andere Preise aufgerufen als im Rest Europas. Bei Rossmannmobil beispielsweise kostet ein einminütiges ankommendes Telefonat in der Schweiz 96 Cent. Abgehende Gespräche werden je nach Netz mit 1,21 oder 1,82 Euro pro Minute berechnet. Ein Gigabyte Transfervolumen, in Deutschland und dem Rest der EU für 10 Euro zu haben, kostet dort 4000 Euro. In anderen Nichtmitgliedsländern wie Norwegen, Island und Liechtenstein gelten die günstigen EU-Tarife der meisten Anbieter.

Einen Trick hat sich Vodafone einfallen lassen. Das Angebot „CallYa“ lässt sich ohne Mehrkosten innerhalb der gesamten EU nutzen. Trotzdem bietet das Unternehmen noch Tages- und Wochenpässe in seiner App an – und die Pakete lassen sich tatsächlich buchen. Wer sich davon ins Bockshorn jagen lässt, zahlt also für eine Inklusivleistung noch einmal.

Komfortabel aufladen

Flexibel sind die Anbieter beim Thema Aufladung. Wurden früher nur Guthabenkarten in Geschäften verkauft, lässt sich die Aufladung von Prepaid-Konten inzwischen auch bequem per App oder SMS vornehmen. Voraussetzung dafür ist, dass man beim Anbieter die Daten des Girokontos, eines Bezahldienstes (Paypal) oder einer Kreditkarte für die Abbuchung hinterlegt. Sehr einfach geht die Online-Aufladung anbieterübergreifend bei Prelado (www.prelado.de): Hier kann man per Abbuchung, Kreditkarte oder Paypal zahlen und Prepaid-Konten bei gängigen Mobilfunkanbietern in Deutschland aufladen.

Wenn das Konto auf null steht, muss man nach Vertragsende oft seinem Restguthaben hinterherrennen. Kunden von Vodafone und O2 können ihr Prepaid-Konto aber auch per Banküberweisung auffüllen, etwa die 9,99 Euro monatliche Grundgebühr für den Datentarif oder den genau passenden Betrag, um am Vertragsende die Portierungskosten auf dem Prepaid-Konto zu hinterlegen. Bei Vodafone ist das denkbar einfach: Betrag an ein Konto bei der Deutschen Bank überweisen und im Betreff die Mobilfunknummer angeben. Bei O2 ist es etwas komplizierter: Hier muss man durch eine kostenlose SMS ohne Text an die Kurzwahl 56656 die Überweisungsdaten anfordern. Der Betreff der Überweisung muss bei O2 nicht nur die Mobilfunknummer, sondern auch eine vierstellige Prüfsumme umfassen.

Problematisch werden kann es, wenn man neues Guthaben benötigt, um wieder Zugang zum Internet zu erhalten. Per App klappt die Aufladung dann nur im WLAN, und für diesen Fall muss man in der Regel für den Zugriff aufs Kundenkonto seinen Benutzernamen samt Kennwort zur Hand haben – bei Einwahl übers Mobilnetz ist das unnötig. Auch zum Versand von Auflade-SMS muss man meist noch ein Restguthaben von neun Cent auf dem Konto haben. Hat man einen Aufladecode, lässt sich das damit verbundene Guthaben aber sogar im Ausland kostenlos per USSD-Wählcode (Sternchen-Code) aufs Konto übertragen.

Unversehens ohne Guthaben dazustehen, ist fast unmöglich. Die Anbieter warnen mehrfach mit Ansagen vor Anrufen und per SMS, wenn der Kontostand auf ein kritisch niedriges Niveau fällt. Eine detaillierte Auflistung, wie sich die vom Guthaben abgebuchten Einzelposten zusammensetzen – ähnlich einer Rechnung bei Vertragstarifen – bekommen Prepaid-Kunden nicht. Abbuchungen durch Abo-Betrüger bleiben deshalb oft lange unbemerkt. Deshalb sollten Sie unbedingt eine Drittanbietersperre einrichten; bei vielen Anbietern klappt das inzwischen online über das Service-Portal.

Alle Prepaid-Anbieter ermöglichen bei drohendem Guthaben-Leerstand automatische Aufladungen. Damit hebelt man aber die Kostenkontrolle aus. Insbesondere Kindern und Jugendlichen sollte man keinen solchen Blankoscheck ausstellen.

Günstig buchen

Die meisten Prepaid-Karten gibt es faktisch gratis, muss man sie kaufen, erhält man in der Regel ein Startguthaben. Die Karten können Sie im Laden erstehen oder sich als „Freikarte“ zuschicken lassen. Die Online-Bestellung ist bequemer. Im Ladengeschäft lassen sich die Netzbetreiber den Ausweis vorlegen; die online bestellte SIM hingegen kommt in einem einfachen Brief noch ohne jede Prüfung. Hier reicht dem Netzbetreiber die Tatsache, dass der Brief zugestellt wurde, als Identitätsnachweis. Das mag sich ab Juli aufgrund von gesetzlichen Vorgaben noch ändern.

Die Discounter-Karten lassen sich nur in Ladengeschäften der jeweiligen Kette erwerben; nur Aldi verschickt Prepaid-Karten kostenfrei per Post. Kauft man in den Ladengeschäften der Netzbetreiber, wird es oft teurer. Die Anbieter berechnen dann beispielsweise eine Pauschale für die Aktivierung, die für Online-Besteller kostenlos ist. Im Shop wird auch oft ein Kaufpreis berechnet, der anders als bei Bestellung im Internet kein Guthaben umfasst.

Spartipps für Spezialfälle

Etliche Prepaid-Angebote mögen auf den ersten Blick unvorteilhaft erscheinen, sie können sich dennoch für einige spezialgelagerte Sonderfälle lohnen. O2 ist zwar mit einer mangelhaften Netzabdeckung beleumundet, doch Prepaid-Angebote im O2-Netz bieten vergleichsweise hohes Datenvolumen und können durchweg das reaktionsschnelle LTE nutzen – wenn auch nur mit 21,6 MBit pro Sekunde.

Zum Kasten: Das richtige Netz

Wer viel ins Ausland telefoniert, kann bei Lebara fündig werden – vorausgesetzt, er beißt sich durch das verwirrende Tarifwerk durch. Es enthält einige Ungereimtheiten: So ist die beim ersten Augenschein passende Allnet Flat mit 1 Gigabyte Datenvolumen genauso teuer wie der Tarif Komplett M, der nicht nur das dreifache Datenvolumen liefert, sondern obendrein 250 Telefonminuten in 48 Länder.

Congstar, Pennymobil sowie Jamobil bieten gratis eine Messaging-Option zum Texten, etwa mit WhatsApp, Facebook Messenger oder Threema. Damit lässt sich auch ohne Guthaben auf dem Kartenkonto und selbst ohne gebuchte Datenoption noch 1 Gigabyte pro Monat als Texthäppchen übertragen – allerdings nur im Kriechgang mit 32 kBit pro Sekunde.

Wer sein Smartphone nur an wenigen Tagen außerhalb von WLANs betreibt, könnte mit einem Tagespass für mobiles Internet günstig fahren. Solche Pässe gibt es mit unterschiedlichem Inklusivvolumen. Üblich sind Tagespässe mit 25 Megabyte für rund 1 Euro, doch es gibt auch Tagespässe mit 1 Gigabyte, zum Beispiel bei Aldi Talk (2 Euro). Doch Vorsicht: Sie sollten die mobile Internetnutzung am Smartphone nur für den jeweiligen Buchungszeitraum einschalten. Andernfalls sucht das Smartphone weiterhin per Mobilfunk Verbindung mit dem Internet, was automatisch den Kauf des nächsten Tagespasses veranlasst oder verbrauchsabhängig abgerechnet wird – und das kann dann teuer werden, siehe oben.

Mit einem preiswerten Adapter lässt sich eine Nano-Karte ohne Werkzeug auf jedes gängige SIM-Karten-Format bringen.

Wenn Sie eine SIM-Karte bestellen und keine Triple-SIM erhalten, sondern sich für ein Format entscheiden müssen, sollten Sie immer eine im Nano-Format ordern und anschließend falls erforderlich mit einem Adapter auf Mini- oder Mikro-Format bringen. Ein Adaptersatz kostet nur ein paar Euro, eine neue SIM hingegen meist 15 Euro. Die SIM-Karte wird länger halten als Ihr Smartphone und die Chancen sind groß, dass die Karte in Ihr nächstes Gerät passt. Gute Erfahrungen haben wir mit SIM-Adaptern des Hersteller Wicked Chili gemacht; diese fixieren die SIM-Karte so, dass sie sich wie eine Originalkarte handhaben lässt.

Keine Angst vor einer falschen Entscheidung: Ein Wechsel ist jederzeit problemlos möglich. Falls Sie noch ein Guthaben auf der SIM-Karte haben, können Sie sich dieses auszahlen lassen. Problematisch ist nur die Portierung der Mobilfunknummer. Für die Freigabe zur Portierung wird versteckt in der Preisliste meist ein Preis von 25 bis 30 Euro aufgerufen. Im Prepaid-Bereich ist es unüblich, dass der neue Anbieter diese Kosten übernimmt, der Kunde bleibt also darauf sitzen.

Deutlich im Vorteil sind Nutzer eines Dual-SIM-Handys: Wenn Telefon- und Datenkarte getrennt sind, muss man sich bei einem Wechsel des Datendienstes keine Gedanken um die Portierung der Rufnummer machen. Zudem kann man bei Auslandsaufenthalten die Datenkarte temporär durch ein günstiges Prepaid-Angebot vor Ort ersetzen. Bei den Netzbetreibern gibt es grundsätzlich keine Dual-SIM-Handys, weil der Kunde ja nicht dazu animiert werden soll, Karten von anderen Netzen zu nutzen. Im Fachhandel gibt es aber eine wachsende Auswahl an leistungsfähigen Dual-SIM-Handys. (mil@ct.de/uma@ct.de)