c't 9/2016
S. 49
News
Forschung

Human Brain Project geht in die Betriebsphase

Das BrainScalS-System besteht aus 20 Wafern mit 384 HICANN-Chips, die jeweils 512 künstliche Neuronen enthalten.

Das 2013 gestartete und mit 1,2 Milliarden Euro von der EU geförderte Human Brain Project (HBP) hat die Anlaufphase abgeschlossen. Ende März stellten die HBP-Projektleiter in Genf erste Prototypen der insgesamt sechs Technologieplattformen vor, die dazu beitragen sollen, Strukturen und Funktionen des menschlichen Gehirns vollständig zu verstehen und mittels leistungsfähiger Hard- und Software nachzubilden.

An dem auf zehn Jahre angelegten Human Brain Project sind mehr als einhundert Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus 24 Ländern beteiligt. Aber auch Wissenschaftler, die nicht zum HBP-Konsortium gehören, erhalten über ein zentrales Web-Portal Zugriff auf die Infrastruktur und können sich mit anderen Forschern austauschen. Ziel ist die Verknüpfung möglichst vieler Projekte und Daten, um die Gehirnforschung voranzutreiben.

Unterteilt ist das Human Brain Project in die Segmente Neuroinformatik, Medizinische Informatik, Gehirnsimulation, Supercomputing, Neuronales Rechnen und Neurorobotik. Jedes Teilsegment hat eine eigene Technologieplattform. Für den Bereich „Neuronales Rechnen“ beispielsweise stellen die Universitäten in Manchester und Heidelberg zwei sogenannte neuromorphe Computersysteme zur Simulation neuronaler Netze zur Verfügung.

In Manchester steht ein auf dem SpiNNaker-Projekt basierendes System. Darin verrichten 500 000 Prozessoren mit je 18 ARM-Kernen ihre Arbeit. Jeder Chip kann bis zu 16 000 Neuronen und 8 Millionen Synapsen simulieren. Das in Heidelberg beheimatete BrainScaleS-System basiert auf einem Computing-Modell, das sich stärker an echten Gehirnstrukturen orientiert. Dort verrichten 20 in 180-nm-Technik hergestellte Silizium-Wafer ihren Dienst. Auf jedem Wafer befinden sich knapp 200 000 künstliche Neuronen und mehr als 58 Millionen Synapsen. (pmz@ct.de)