c't 9/2016
S. 130
Kaufberatung
Smarte Fahrräder
Aufmacherbild

Ihr Rad wird smart

Die Smartphonisierung des Fahrrads

Rahmen, Gabel, zwei Räder und ein bisschen Beiwerk – viel mehr braucht ein Fahrrad eigentlich nicht. Doch mit ein paar Gadgets kann man sein Fahrrad zum Smartbike aufrüsten und damit nicht nur die eigenen Wege tracken, sondern auch die sportliche Leistung verbessern und sicherer und komfortabler radeln.

In 100 Metern links abbiegen – solche Ansagen hört man nicht nur im Auto, sondern immer häufiger auf Fuß- und Radwegen. Gerne lassen sich Radler von ihrem Smartphone auf unbekanntem Terrain führen, Smartphone-Halterungen prangen an immer mehr Fahrradlenkern. Das ist für die Smartphonisierung des Fahrrades aber erst der Anfang.

Die Bikelogger-App zeigt nicht nur die Geschwindigkeit an, sondern auch Höhe und Temperatur.

Zur Aufzeichnung von Touren kann man die GPS-Funktion seines Smartphones nutzen – was den Akku aber recht schnell leert. Da hilft der Nabendynamo weiter: Der erzeugt nicht nur Strom für die Beleuchtung, sondern optional auch fürs Smartphone. Einige USB-Lader können mehr: Per Bluetooth liefern sie dem Smartphone Informationen zur aktuellen Geschwindigkeit und geografischen Höhe oder zeigen den Füllstand ihres Pufferakkus an.

Wenn es nur darum geht, die zurückgelegten Kilometer zu erfassen, tut es auch ein ans Rad montierter batteriebetriebener Bluetooth-Sensor. Viele erfassen außer der Umdrehungsgeschwindigkeit des Hinterrades auch die Umdrehungszahl der Tretkurbeln. Andere nutzen die Impulse aus dem Nabendynamo zur Erfassung der Geschwindigkeit. Einige Sensoren speichern die zurückgelegte Strecke sogar ohne permanente Verbindung zum Smartphone.

Bluetooth in der Version 4.0 LE (Low Energy) hat sich mittlerweile als Standard zur Übertragung der Daten zwischen Sporttrackern und Smartphones durchgesetzt. Bluetooth LE verbraucht besonders wenig Strom und ist in fast jedes aktuelle Smartphone und fast alle Fitness-Apps eingebaut. So setzen auch immer mehr Sensorenhersteller auf Bluetooth. Zur Übertragung von Trittfrequenz und Geschwindigkeit hat die Bluetooth-SIG das Bluetooth-Profil „Cycling Speed and Cadence“ (CSCP) definiert; daher ist man bei der Wahl der App nicht auf den Hersteller des Sensors begrenzt. Um die richtige Geschwindigkeit aus der Umdrehung zu errechnen, braucht man den genauen Umfang seines Reifens – Conti und Schwalbe stellen passende Daten online bereit (siehe c’t-Link am Ende des Artikels).

Einige Geräte kommunizieren per ANT+, etwa bessere Fahrradcomputer. Nur Samsung und Sony bauen aber entsprechende Technik in ihre Telefone ein – und das auch nur in die teuren Modelle wie Samsung Galaxy S7 und Sony Xperia Z5. Auch bei ANT+ gibt es Standard-Profile, beispielsweise für Herzfrequenzsensoren, Trittfrequenzmesser oder Waagen. Im Test kam es allerdings vor, dass ANT+-Apps die Sensoren nicht sahen oder sich nur mit herstellereigenen Radcomputern verbanden.

Mit der Bitlock-App kann man anderen Zugriff auf das eigene Fahrrad geben. Dazu muss man sich einmal am Bluetooth-Schloss treffen.

Das passierte uns mit ANT+-Sensoren, die die beim Fahren auf die Pedale wirkende Kraft messen. Diese ist neben der Trittfrequenz vor allem für Sportler interessant. Solche Sensoren sind mit Preisen ab 1000 Euro aber nur für Spitzensportler und betuchte Amateure sinnvoll: Sie ersetzen entweder das Pedal oder gleich die ganze Tretkurbel. Obwohl unsere Test-Smartphones durchaus den von den Pedalen verwendeten ANT+-Funkstandard sprechen, konnten wir damit keine Verbindung herstellen. Geht es um die Verbindung zum Smartphone, raten wir deshalb vom Kauf von ANT+-Sensoren ab.

Sicherheit

Das Smartphone während der Fahrt zu bedienen ist ebenso verboten wie im Auto – auch mit einer Lenkerhalterung. Ein paar Funktionen kann man über eine Bluetooth-Fernbedienung steuern, die man neben dem Lenkergriff positioniert. Erhöhte Sicherheit verspricht auch Garmins Radar-Rückspiegel „Varia Radar“, das den rückwärtigen Verkehr per Radar beobachtet und den Fahrer über ein Display am Lenker auf mögliche Gefahren hinweist. Verbesserte Sichtbarkeit versprechen die Revolights – um eine klassische Beleuchtung kommt man trotzdem nicht herum, denn die futuristisch anmutende Beleuchtung ist in Deutschland nicht zugelassen. Auch der Schlüssel kann in der Tasche bleiben: Per Bluetooth steuerbare Schlösser entriegeln sich automatisch, sobald man sich dem Rad nähert.

Rad geklaut? Velocate weiß, wo es ist. Dorthin geht man aber besser mit der Polizei im Schlepptau.

Geklaute Fahrräder lassen sich recht einfach wiederfinden – sofern sie mit einem kleinen Kästchen ausgerüstet sind, das die Position erfasst und per Mobilfunk überträgt. Besonders gut gefallen hat uns das Velocate. Hier ist die Sendetechnik in ein übliches Rücklicht eingebaut – das ist so unauffällig, dass wohl kaum ein Dieb auf den Gedanken kommt, dass darin ein Sender steckt.