c't 9/2016
S. 190
Spielekritik
VR-Jump’n’Run

Super Mario in Virtual Reality

In dem VR-Spiel Lucky’s Tale kann man mit der Rift tief in die Welt eines Jump’n’Run à la Super Mario 64 abtauchen.

Um zu zeigen, was in der neuen Virtual-Reality-Brille Rift steckt, legt Hersteller Oculus dem System sein 3D-Jump’n’Run Lucky’s Tale bei. Das Spiel ist eine tiefe Verbeugung vor dem Nintendo-Klassiker Super Mario 64. Die Hauptfigur ist zwar ein Fuchs und man rettet ein Schwein statt einer Prinzessin, dennoch strotzt das Spiel nur so vor Anspielungen auf den Nintendo-Klempner: Hier wie dort sammelt man Münzen ein, und natürlich bekommt man ein neues Leben, wenn man 100 Stück davon auf dem Konto hat. Unterwegs muss Lucky schnappenden Pflanzen ausweichen und am Ende jedes Levels entscheidet die Sprunghöhe an der Zielfahne, wie viele Bonuspunkte es gibt.

Trotz alledem ist Lucky’s Tale kein schamloser Nintendo-Klon. Das liegt nicht nur an der ungewöhnlichen Perspektive. Anders als bei Mario schwebt der Oculus-Rift-bebrillte Spieler mal über, mal neben und mal hinter dem Fuchs Lucky. Das sieht in Virtual Reality so aus, als würde man als körperlose Entität über ein Miniatur-Wunderland fliegen. Dank des präzisen Trackingsystems der Rift kann man sich dabei nicht nur in 360 Grad umsehen, sondern auch beliebige Spielelemente von ganz Nahem betrachten. Anders als bei konventionellen Third-Person-Spielen lässt sich die Kameraperspektive nicht manuell steuern – das würde in VR ziemlich schnell Übelkeit verursachen. Stattdessen schwebt die Kamera automatisch mit langsamen und gleichmäßigen Bewegungen über der Spielwelt. Das ist zuerst ein bisschen irritierend, man gewöhnt sich aber schnell dran. Wenn man sich sehr schnell nach oben bewegt oder nach unten fällt, muss man manchmal ein wenig warten, bis die Kamera mitgekommen ist. Das kann im Zeitrennen-Modus nerven, wenn man ein Level innerhalb einer festgelegten Zeit schaffen muss.