c't 9/2016
S. 192
Story
Aufmacherbild
Quelle: Michael Thiele, Dortmund

Mein ist die Rache (1)

Die oberste Maxime im Leben Prebens lautete: Langsamkeit. Direkt darauf folgte Gelassenheit in seiner Liste. Nach der Hektik, der Aufgeregtheit und Schnelligkeit seines Daseins in Sektor drei der Mega-City Neun bedeutete das absolute Gegenteil davon ihm einfach alles.

Preben genoss seinen Ruhestand in Sektor zwei, liebte es, dem Mähroboter zuzusehen, den er auf geringstmögliche Geschwindigkeit eingestellt hatte. Der kleine Wusler kümmerte sich leise schnurrend um den Rasen des mauerumsäumten Grundstückes. Preben bezeichnete die Bewegung des automatischen Rasenmähers als Green-Cruising.

Die wärmende Oktobersonne an diesem Samstag ließ die Fassade des im altenglischen Landstil hergerichteten Reihenhauses erstrahlen. Preben, dessen einzige Sorge sein schön gepflegter englischer Rasen war, verfolgte den Weg des Green-Cruisers zurück in die Dockingstation. Danach erhob sich der Fünfzigjährige, dessen asketisch wirkender Körperbau darüber hinwegtäuschte, dass er sehr unsportlich war, weil er sein Haus so gut wie nie verließ.