c't 4/2016
S. 88
Trend
Autonomes Fahren

Ziemlich beste Assistenten

Autos brauchen uns immer weniger zum Fahren

Es vergehen noch viele Jahre, ehe man das erste vollautonom fahrende Auto in Deutschland kaufen kann. In der Zwischenzeit bestücken die Hersteller ihre Modelle mit immer mehr Assistenzsystemen, die uns entlasten sollen – aber auch gefährden können.

Meine Hände werden feucht. Sie umklammern das Lenkrad des neuen Audi A4 – doch so richtig fahre ich gar nicht. Ich lenke zwar, aber das Gaspedal habe ich nur zum Losfahren kurz angetippt und Bremsen ist kaum nötig: Die Verkehrszeichenerkennung sagt dem Tempomaten, wie schnell er fahren darf, das Navi meldet ihm enge Kurven und Einmündungen, damit er das Tempo drosselt, und das Abstandsradar verhindert Kollisionen.

Willkommen in der Welt der Fahrassistenz. Hier werden Sie überholt. Bild: Daimler AG

Jetzt schleiche ich aber über die Beschleunigungsspur an der A 352. Ein Sattelzug hat mich eingeholt und fährt an mir vorbei. Die junge Frau im Mini hinter mir fährt dicht auf und wenn ich ihre Gesten richtig deute, ist sie mit dem Fahrstil des A4 gar nicht einverstanden: Gib Gas, du Idiot! Oder meint sie gar mich? Der Audi hält sich strikt ans letzte Schild: 50 km/h. Erst gegen Ende der Beschleunigungsspur erkennt er meine Absicht, auf die Autobahn zu wechseln, und schaltet auf Richttempo 130 um. Er beschleunigt jedoch mit der umweltbewussten Gelassenheit einer Maschine – nix „Pedal to the Metal“. Wenn ich jetzt nicht eingreife, brauche ich noch einige hundert Meter der Standspur, ehe ich am Lkw vorbei bin. Oder ich bremse und schere dahinter ein. Ist die Mini-Fahrerin noch hinter mir?