c't 3/2016
S. 144
Praxis
LAN-Party: Grundlagen
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Zusammen zocken

Multiplayer-Spiele für die LAN-Party

Warum nicht die alten Zocker-Freunde aktivieren und sich zum gemeinsamen Monsterabknallen, Festungsbau oder Rätsellösen treffen? Den nötigen lokalen Multiplayer-Modus bieten nicht nur immer wieder gern gespielte Genre-Klassiker, sondern auch einige aktuelle Titel.

Wenn es draußen so kalt geworden ist, dass man das Haus nicht mehr freiwillig verlässt, ist die Zeit für eine LAN-Party. Bei vielen Spiele-Fans dürfte die letzte schon eine ganze Weile her sein. Mit dem Aufkommen von schnellem Internet fehlte vielen Spielern die Lust, dicke Gaming-PCs durch die Lande zu fahren. Man wich auf Online-Server aus und begegnete den Freunden nur noch in Chatrooms – kein Vergleich zum geselligen Beisammensein in den eigenen vier Wänden.

Am LAN-Party-Rezept hat sich seit den 90er-Jahren fast nichts geändert: Freunde samt PC einladen, beliebte neue und alte Spiele, reichlich Getränke und Knabberzeug und viel, viel Spaß. Nur muss man heutzutage viel weniger schleppen. Statt fetter PCs gibts schnelle Gaming-Notebooks, statt schwerer Röhrenmonitore schicke HD-Displays. Ein schneller WLAN-Router ersetzt die Stolperfallen der wackeligen BNC-Netzwerke.

Wenn Sie mal wieder eine LAN-Party organisieren wollen, helfen unsere Tipps zu geeigneten Multiplayer-Spielen und zum Aufsetzen und Konfigurieren von Servern. Außerdem stellen wir für Spiele optimierte Kommunikationstools vor – für den Fall, dass nicht alle Freunde im selben Zimmer Platz finden oder ein Teammitglied doch nur übers Internet teilnehmen kann.

Spiele fürs LAN

Die meisten aktuellen Spiele bieten einen Mehrspieler-Modus, aber der läuft fast immer über öffentliche Server – einen reinen LAN-Modus haben nur wenige neue Titel. Doch gibt es Klassiker, die nichts von ihrem Charme verloren haben und trotz angestaubter Grafik immer noch Spaß machen.

Klassiker wie Counterstrike machen trotz altbackener Grafik immer noch Riesenspaß.

Entscheiden Sie zunächst, ob Sie miteinander (Coop) oder gegeneinander (Deathmatch) spielen möchten. Klassische Spaßgaranten für schnelle Deathmatches sind noch immer die Ego-Shooter Unreal Tournament 2004 und Quake 3 Arena, für Coop-Matches eignet sich die überzeichnete und ballerintensive Serious-Sam-Serie. Wer es eher taktisch mag, kann die Schlachtensimulation Battlefield 1942 kostenlos über den EA-Spieleclient Origin beziehen oder greift auf den LAN-Klassiker Counter Strike: Source zurück.

Echtzeitstrategen haben mit Age of Empires 2, Command & Conquer Generals, Company of Heroes und Warcraft 3 ihren Spaß – und sollten pro Match mindestens eine Stunde einplanen. Schnell und adrenalingeladen sind die Rennen im kostenlosen Trackmania Nations, die dank Dutzenden von Strecken nicht langweilig werden. Spiele-Klassiker haben auf LAN-Partys einen weiteren Vorteil: Sie sind fast allen Partygästen bekannt, sodass man ohne lange Eingewöhnungszeit sofort loszocken kann.

Eines der besten – halbwegs – aktuellen LAN-Spiele ist Borderlands 2. Diese Kombination aus Open-World-Shooter und Rollenspiel bietet unzählige Waffen und Gegner, Fahrzeuge, eine interessante Story und eine hübsche 3D-Welt im Comic-Look (Cel-Shading). Im Mehrspieler-Modus erforscht man zusammen die Welt und löst Haupt- und Nebenquests, was so viel Spaß macht, dass man einen ganzen Abend allein mit Borderlands 2 füllen kann. Wer es etwas düsterer mag, startet Left 4 Dead 2. In dem Zombie-Survival-Spiel ballert man sich zu viert einen Weg durch den zombieverseuchten Süden der USA und muss Aufgaben lösen, die sich nur im Team meistern lassen.

Besonders beliebt sind derzeit Spiele, die Elemente aus den Genres Survival, Ego-Shooter, Horror und Aufbau kombinieren. Die meisten von ihnen setzen zumindest zum Spielstart eine Internet-Verbindung voraus. Solche Survival-Sandbox-Titel bieten mit Open-World-Maps eine hohe Handlungsfreiheit. Beim auch für jüngere Spieler geeigneten Klassiker Minecraft lässt sich die Spielwelt beliebig umgestalten und noch die verrückteste Bauidee umsetzen. Minecraft ist eine Plattform, auf der sich eigene Spielideen gut umsetzen lassen. Besonderen Mehrspielerspaß bringen herunterladbare Maps für Capture The Flag, Hunger Games oder Spleef (man zerstört die Bodenblöcke einer hochgelegenen Arena unter dem Gegner und versucht, ihn in den Abgrund stürzen zu lassen).

Beim Dinosaurier-Spektakel Ark: Survival Evolved gründet man mit mehreren Spielern einen Stamm (Tribe) und reitet auf gezähmten Dinos.

Das Spiel 7 Days to Die ist eine Art Minecraft für Erwachsene: Es bietet eine sehenswerte Grafik, ähnlich umfangreiche Bau- und Crafting-Funktionen und Horden aggressiver Zombies, die am Tag noch langsam, in der Nacht jedoch schnell und im Pulk tödlich sind. Im Team baut man stabile Behausungen und verteidigt sie gegen die anstürmenden Untoten – Tower Defense auf höchstem Niveau. Das Early-Access-Spiel setzt Steam voraus, ebenso wie das Dinosaurier-Spektakel Ark: Survival Evolved. Hier gründen Spielergruppen Stämme (Tribes), die gemeinsam Ressourcen nutzen und mit gezähmten Dinos gegeneinander in einer riesigen und dank der Unreal Engine 4 bildhübschen Umgebung antreten können.

Ein weiteres Early-Access-Game lässt sich bislang nur im Multiplayer-Modus spielen: Descent Underground ist angetreten, die Descent-Reihe mit aktueller Grafik fortzusetzen. Darin fliegt man mit einem Mini-Raumschiff durch dreidimensionale, von Roboterdrohnen bewachte Höhlenlabyrinthe. Einzelmissionen fehlen noch; gegeneinander antreten kann man aber schon.

Freie Spiele

Bei einer LAN-Party brauchen alle dasselbe Spiel – daran führt kein Weg vorbei. Gut, dass der Spielspaß nicht unbedingt etwas kosten muss: Auch Free-to-Play-Spiele und kostenlose Open-Source-Games machen jede Menge Spaß (alle Links siehe c’t-Link am Ende des Artikels).

Wenn bei der LAN-Party eine ausreichend gute Internet-Verbindung zur Verfügung steht, empfiehlt sich die Online-Plattform Steam mit einer ganzen Reihe von Free-to-Play-Spielen. Der Steam-Client listet sie über das Menü „Spiele / Kostenlos spielbar“ auf, über Filter rechts in der Leiste lässt sich gezielt nach Genre, Betriebssystem und Multiplayer-fähigen Spielen suchen.

Viel Spaß macht beispielsweise der seit Jahren von Valve Software weiterentwickelte Comic-Shooter Team Fortress 2. Ein stetiger Fluss von Neuerungen, Ergänzungen, lustigen Hüten und anderen Gegenständen hält die Community bei Laune, diverse Maps bieten unterschiedliche Gameplay-Modi, beispielsweise Capture the Flag, das Halten von Kontrollpunkten, Frachtbeförderung, Arena und King of the Hill. Um lokal im LAN zu spielen, starten Sie direkt von einem Client aus einen Server, mit dem die anderen Spieler sich dann verbinden. Bei größeren LAN-Parties sollte es besser ein dedizierter lokaler Server sein. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Aufsetzen des Servers für Linux und Windows liefert das Team-Fortress-Wiki (siehe c’t-Link).

Schneller First-Person-Shooter à la Quake: Beim Download des Comic-Shooters Warsow kommt die Server-Software für die LAN-Party gleich mit.

Schnellen Shooter-Spaß à la Quake bieten im LAN gleich mehrere Open-Source-Spiele. Für das gute alte Deathmatch unter Linux, Windows und Mac OS eignet sich etwa Cube 2: Sauerbraten, dessen jüngste Version allerdings noch aus 2013 ist. Aktueller ist der schnelle, futuristische Comic-Shooter Warsow, der erst kürzlich in Version 2.0 für Linux, Windows und OS X erschienen ist. Der Download des Clients bringt auch gleich die Server-Software sowie eine Anleitung zum Aufsetzen eines dedizierten Servers mit. Auch der Shooter Xonotic enthält eine eigenständige Server-Version des Spiels.

Open-World-Sandbox-Spiele-Fans finden in Minetest eine kostenlose Alternative zu Minecraft. In diesem für Linux, Windows und OS X verfügbaren Open-Source-Game lässt sich mit Blöcken so ziemlich alles konstruieren. Das Spielen in der dreidimensionalen, nahezu endlosen Welt funktioniert auch gemeinsam im LAN. Ein Server ist schnell aufgesetzt, das Minetest-Wiki erklärt wie (siehe c’t-Link). Mods peppen das Spiel mit neuen Block-Varianten, putzigen Tieren und anderem auf.

Das rundenbasierte Strategiespiel Freeciv ist stark von der Civilization-Reihe inspiriert. Fernziel ist die Eroberung der Welt, in der Zwischenzeit gilt es, Ressourcen zu verwalten, das eigene Land zu Wohlstand zu bringen und andere Länder zu erobern. Dabei können bis zu 30 Spieler im LAN gegeneinander antreten. Freeciv gibt es für Linux, Windows und OS X.

Multiplayer-Modus und Server

Je nach Spiel stehen unterschiedliche Wege zur Wahl, um in der Gruppe zu zocken: Am einfachsten ist es, das lokale Spiel im Multiplayer-Modus zu starten, was sich besonders für Action- und Shooter-Spiele eignet. Zum Teil lassen sich wie in Minecraft bereits begonnene Spiele im LAN freigeben. Die Mitspieler finden das freigegebene Spiel über das jeweilige Multiplayer-Menü und können teilnehmen (Join). Besondere Netzwerk-Einstellungen sind in der Regel nicht nötig.

Rollenspiele und Ego-Shooter im Missionmodus beginnen meist mit leicht zu bewältigenden Aufgaben und steigern den Schwierigkeitsgrad im Verlauf des Spiels. Bei den Vertretern des Survival-Genres ist es umgekehrt: Am Anfang fehlen Ressourcen und eine sichere Basis, was auf der LAN-Party schnell frustrieren oder langweilen kann, weil alle erst einmal mit Sammeln und Bauen beschäftigt sind.

In diesem Fall bietet sich ein dedizierter Server mit mehr Konfigurationsoptionen an, dessen Spielwelt man vorbereiten kann – etwa mit einer Zentrale am Startpunkt oder einer Grundausstattung an Werkzeug, Waffen oder Nahrung für jeden Spieler. Bei Early-Access-Spielen, die nur einen Spielstand speichern können, muss man seinen Singleplayer-Spielstand dazu nicht opfern. Da sich Server über Rcon-Fernsteuer-Software oder sogar per Web-Frontend (7 Days to Die) kontrollieren lassen, kann man schnell Änderungen am Spielgeschehen vornehmen oder Arena-Spiele managen, bei denen ein Spielleiter die kämpfenden Spieler mit Gegnern überrascht und mit Ausrüstung versorgt.

Für die auf Steam erhältlichen Spiele gibt es eine Auswahl an dedizierten Servern: Man findet sie, wenn man im Bibliotheksmenü statt „Spiele“ den Eintrag „Tools“ auswählt. Da die kostenpflichtigen Spiele als Clients dienen, sind die Server gratis herunterladbar. Der Serverrechner benötigt je nach Spiel zwar viel Speicher und Prozessorleistung, aber keine leistungsstarke Grafikkarte – das Rendern übernehmen die Clients. Die Spiele-Clients listen im Multiplayer- oder Server-Menü meist zunächst öffentliche Server auf. Um den eigenen zu finden, klickt man auf „LAN“ oder gibt die IP-Adresse des Serverrechners und den Netzwerk-Port ein, über den das Spiel kommuniziert.

Da die meisten Server mit einigen Programmparametern wie Passwort oder Port gestartet werden, ruft man sie am besten über eine kleine Batchdatei auf. Funktionierende Startdateien mit Standardparametern gibt es im Internet in den Wikis der jeweiligen Spiele. Hier stehen auch Infos zu den Config-Dateien der Server. Diese enthalten Einstellungen zu den Spielen wie Schwierigkeitsgrad, Begrenzung der Spielerzahl oder PvP-Optionen (Erlauben oder Verbieten von Person-versus-Person-Kämpfen). Zum Anpassen der Config-Dateien reicht ein einfacher Editor.

Die Netzwerk-Ports sind von Spiel zu Spiel verschieden. Im LAN bereitet das keine Probleme, da Server und Clients in der Regel die voreingestellten Standard-Ports nutzen. Wenn ein oder mehrere Spieler aber übers Internet mitspielen wollen, müssen die Spiele-Ports im Router für den Fernzugang freigegeben werden (Port-Forwarding [1]). Die externe IP-Adresse fragt man einfach über Web-Dienste wie „Meine IP-Adresse“ ab [2]. Da die meisten Provider DSL-Leitungen alle 24 Stunden kurz trennen – in der Regel um Mitternacht –, sollte man um diese Zeit eine kurze Spielpause einplanen, um die neue IP-Adresse einzurichten. Ein DynDNS-Dienst, der dies automatisch erledigt [3], ist zwar bequemer, für eine Wochenend-Party aber nicht unbedingt notwendig.

Sprachverbindung übers LAN

Auf einer LAN-Party im kleinen Kreis kann man sich Kommentare einfach zurufen. Bei mehr als fünf Personen, getrennten Räumen oder Teilnehmern, die übers Internet mitspielen, braucht man für Team-Absprachen eine Sprachkonferenz-Software sowie Headsets. Spielt man über Steam, reicht oft der dort integrierte Chat, mit dem sich Sprache und Textnachrichten via Steam Overlay austauschen lassen. Allerdings unterstützen nicht alle Spiele Steams Voice-Chat.

Wollen sich mehrere Teams getrennt voneinander absprechen, muss eine Software wie Teamspeak oder dessen Open-Source-Konkurrent Mumble her. Skype eignet sich nicht, weil es zu viele Ressourcen frisst und damit unter Umständen das Spiel ausbremst. Ein Teamspeak- oder Mumble-Server lässt sich im LAN leicht aufsetzen [4]. Dort richten Sie dann für jedes Team einen Kanal ein. Die kostenlose Variante von Teamspeak verbindet maximal 32 Personen, beim freien Mumble gibt es diese Einschränkung nicht. Für LAN-Parties weniger geeignet ist das unter Gamern beliebte Discord, da es dafür keinen lokalen Server gibt. Die ganze Kommunikation geht bei Discord ausschließlich über die Server des Anbieters.

Manche Spiele bringen einen eigenen Voice-Chat mit, beispielsweise das Open-World-Survival-Game 7 Days to Die. Um miteinander übers Headset sprechen zu können, muss man sich gegenseitig im Spiel auf die Freundesliste setzen und darf in der Spielwelt nicht weit voneinander entfernt sein. Befindet man sich an unterschiedlichen Enden der Karte, muss man auf eine separate Sprachübertragungs-Software zurückgreifen. (rop@ct.de/lmd@ct.de/mfi@ct.de)