Falschmeldungen sollen US-Wähler beeinflusst haben
Die Berichterstattung der etablierten Medien im Vorfeld zu den US-Präsidentschaftswahlen ist von Fake-News in sozialen Netzwerken überlagert worden. So lautet der Vorwurf, den zuletzt die US-amerikanische Medienplattform BuzzFeed, zuvor aber schon die britische Tageszeitung The Guardian geäußert hat. Demnach haben Firmen, die ihren Gewinn mithilfe von Google AdSense erwirtschaften, auf Facebook und Twitter tausende Falschmeldungen veröffentlicht, die wiederum eifrig von Social Bots und Trump-Befürwortern geteilt worden seien.
In Veles, einer kleinen Stadt in Mazedonien, sind dem Guardian zufolge 150 Domains registriert, unter denen tagtäglich Clinton-feindliche oder Trump-befürwortende Artikel veröffentlicht wurden. Warum? Ein junger Mann habe die Idee verfolgt, per Google AdSense Geld damit zu verdienen. Das Geschäftsmodell ist simpel: Der AdSense-Kunde bietet seine Webseite für Werbeanzeigen an. Durch jeden Besuch der Seite steigen die Einnahmen für den Seitenbetreiber. Der mazedonische Seitenbetreiber analysierte also, mit welchen Meldungen er die meisten Klicks für seine Seite gewinnen würde.
Das Ergebnis seiner Analyse seien Meldungen gewesen, welche die Diskussionen zu den anstehenden US-Wahlen befeuerten. Seine Geschäftsidee sprach sich herum: Heute sind von den 150 Domains noch über 100 aktiv und hören auf URLs wie WorldPoliticus.com und USConservativeToday.com. Sie erwecken damit den Anschein, aus den USA zu stammen.
Überschriften wie „Hillary Clinton wird 2017 vor Gericht stehen“ erreichten bis zu 140.000 Klicks, Shares und Reaktionen durch die Werbekanäle sozialer Netzwerke. Forscher der University of Southern California haben allein auf Twitter 400.000 Social Bots gefunden, die sich in die politische Debatte einmischten und für 20 Prozent aller Wahlkampf-Tweets sorgten. 75 Prozent von ihnen unterstützten Trump.
Google kündigte vergangene Woche einen AGB-Wechsel an, wonach Webseiten mit Falschinformationen aus dem AdSense-Programm ausscheiden müssten. Facebook passte die Werberichtlinien an und droht mit Accountsperre bei Zuwiderhandlung. Facebook-Chef Mark Zuckerberg behauptete in einem Statement zum Vorwurf, „über 99 Prozent der Posts, die Nutzer auf Facebook sehen, sind authentisch“. Dass Hoaxes zu einer Änderung des Wahlergebnisses geführt hätten können, sei „eine verrückte Annahme“. (lel@ct.de)