c't 24/2016
S. 102
Marktübersicht
Grafikkarten
Aufmacherbild

Die Richtige finden

Kaufberatung: Grafikkarten zum Spielen, Arbeiten und Rechnen

Eine neue Grafikkarte muss her, aber welche? Aktuelle Spiele laufen mit modernen DirectX-12-Karten ruckelfrei; 4K und VR brauchen zusätzlich mächtig Power. Doch nur ausgewählte Modelle unterstützen alle aktuellen Video- und Display-Standards.

Wer sich heute eine Grafikkarte kaufen möchte, hat die Auswahl von über 1200 Modellen, die zwischen 20 und 12.000 Euro kosten. Jetzt bloß nicht erschrecken – nach dem Lesen dieses Artikels wissen Sie genau, zu welcher Karte Sie greifen müssen. Zwar steckt heute in fast jedem PC ein integrierter Grafikprozessor, dennoch gibt es mehr Gründe als je zuvor, auf eine zusätzliche Grafikkarte zu setzen.

PC-Spieler haben so viele Titel zur Auswahl wie noch nie und können sie auf 4K-Bildschirmen mit hohen Bildraten oder direkt in der Virtual Reality (VR) erleben. Die Palette reicht von genialen Indie-Spielen über Strategieperlen wie Civilization VI hin zu grafisch imposanten Schlachtensimulationen wie Battlefield 1. Mittlerweile erscheinen auch nahezu alle Konsolenspiele für Gaming-PCs, sehen darauf schicker aus und lassen sich besser steuern. Auch nicht unwichtig: Die PC-Versionen sind im Vergleich wesentlich günstiger und meist schon für 40 bis 50 Euro zu bekommen – die gleichen Konsolenversionen kosten üblicherweise bis zu 70 Euro. Wer also beispielsweise 10 Konsolenspiele pro Jahr kauft, hat bis zu 300 Euro mehr als der PC-Spieler ausgegeben. Dafür bekommt man eine leistungsfähige Gaming-Karte mit mehr 3D-Performance als die brandneue Playstation 4 Pro.

Battlefield 1 gehört zu den grafisch aufwendigsten Spielen. Mit einer 4-GByte-Grafikkarte der Serie GeForce GTX 1050 Ti oder Radeon RX 470 läuft das Spiel in Full HD ruckelfrei.

Nicht nur Spieler profitieren von einer separaten Grafikkarte. Ältere Rechner lassen sich schon mit einer 120-Euro-Grafikkarte zu Multimedia-Alleskönnern aufrüsten, die 4K-Bildschirme ansteuern und superscharfe Streaming-Videos wiedergeben. Selbst Hochkontrastbilder (High Dynamic Range/HDR) geben solche Karten aus und zeigen Filme und angepasste Spiele mit beeindruckender Farbbrillanz.

Über spezielle Schnittstellen beschleunigen GPUs die Oberflächen und Effekte von Betriebssystemen (Windows, Linux, macOS) sowie vieler Anwendungen (Photoshop, Powerpoint et cetera) und wandeln HD-Videos bei geringer CPU-Last und schneller als in Echtzeit in andere Formate um, etwa für YouTube, Smartphones oder Streaming-Konsolen wie Shield Android TV. Viele Spezialanwendungen für Videoschnitt und Bildbearbeitung beschleunigen manche Effekte über GPUs, unterstützen aber meist nur ganz bestimmte Modelle und Treiberversionen. Vor dem Kauf einer Grafikkarte muss man sich folglich auf den Webseiten der Software-Hersteller informieren. Wissenschaftler und Forscher nutzen die hohe Rechenleistung moderner GPUs beispielsweise für maschinelles Lernen (Deep Learning), die CT-Bildkonstruktion, Erdbebenforschung oder Strömungssimulationen.

Des Shaders Kern

Das Herz einer Grafikkarte ist der Grafikchip (Graphics Processing Unit/GPU), dessen Aufbau und Taktfrequenz die 3D-Performance bestimmen. Die GPU-Hersteller AMD und Nvidia versuchen sich im Wettrüsten um die schnellste GPU alle paar Monate zu übertreffen. Je nach Leistungsfähigkeit und Preis teilt man Grafikkarten in vier Kategorien ein: Büro (20 bis 100 Euro), Multimedia (100 bis 200 Euro), Gaming (200 bis 500 Euro) und High End (ab 500 Euro). Mit dem Preis steigt die Leistungsfähigkeit – sofern man aktuelle Modelle miteinander vergleicht. Mehr als zwei Jahre alte Karten mit Seltenheitswert können wesentlich teurer sein als aktuelle, schnellere Modelle.

AMD und Nvidia führen ihre Grafikkarten unter den Bezeichnungen „Radeon“ beziehungsweise „GeForce“. Beide Hersteller haben auch wesentlich teurere Profi-Varianten mit Spezialfunktionen als „FirePro“ und „Quadro“ im Angebot. Ihre Treiber sind für CAD-, Konstruktions- und Renderprogramme optimiert und zertifiziert. Nvidia stellt überdies noch reine „Tesla“-Rechenkarten für Supercomputer her. Gemeinsam haben alle diese Serien, dass sie die gleichen Grafikchips wie günstigere Consumer-Karten nutzen, aber die Treiber bestimmte Funktionen zuschalten oder blockieren.

Welche nehmen?

Die allererste Frage ist meist: Soll ich zu AMD oder Nvidia greifen und durch was unterscheiden sie sich? Grundsätzlich: Mit keinem Hersteller macht man wirklich etwas verkehrt; es gibt jedoch Unterschiede, die man vor dem Kauf kennen sollte.