c't 23/2016
S. 28
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Differential Privacy
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Differential Privacy

Wie man Nutzerdaten erheben kann, ohne die Nutzer zu überwachen

Unternehmen wie Apple, Facebook, Google & Co. brauchen möglichst viele private Daten über ihre Kunden, um ihnen zum Beispiel maßgeschneiderte Werbung vorsetzen zu können. Deshalb sind diese Unternehmen als Datenkraken verschrien. Um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat man sich das Konzept der Differential Privacy ausgedacht.

Die Datensammelwut von Apple, Facebook und Google wird oft kritisiert. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat Facebook angekündigt, die mit einem WhatsApp-Konto verknüpfte Telefonnummer und die Nutzungsmuster mit dem Mutterkonzern teilen zu wollen. Im Herbst 2014, als Facebook WhatsApp für 22 Milliarden Dollar übernahm, hörte sich das noch ganz anders an; die Vermischung der Daten wurde damals ausgeschlossen. Die Vorlieben und Abneigungen seiner Benutzer kennt Facebook durch deren Aktivitäten auf seiner Plattform bereits sehr genau. Bislang fehlte der letzte Schritt: die eindeutige Identifikation eines Benutzers. Dabei hilft die Telefonnummer, die jetzt aus den WhatsApp-Daten beigesteuert wird. Die Berge an personenbezogenen Daten inklusive verifizierten Verbindungen befähigen Facebook, mehr und passgenauere Werbung zu verkaufen, der eigentliche Grund für die Änderung.

Apple will da offenbar einen anderen Weg gehen. Mit iOS 10 und macOS Sierra wird Apple erstmalig bestimmte Nutzerdaten mithilfe von Differential Privacy erheben und schützen. Apple stellte die Idee auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz WWDC vor – eigentlich ist das Konzept aber gar nicht so neu. Entwickelt wurde die Idee schon 2006 von Cynthia Dwork, einer Informatikerin und Forscherin am Microsoft Research Lab Silicon Valley. Weitere Forschungen und Veröffentlichungen erfolgten zusammen mit Aaron Roth, einem Informatik-Professor der Universität von Pennsylvania. Die MS-Forschungs-Einrichtung wurde Ende 2014 geschlossen und es ist auch nicht dokumentiert, dass der Hersteller Differential Privacy in Windows oder in anderer MS-Software einsetzt. Konkurrent Google nutzt Differential Privacy, um die Nutzungsgewohnheiten der Anwender seines Chrome Browsers auszuwerten.