c't 23/2016
S. 182
Web-Tipps
Schönes Wetter, Maschinen-Moral, Lesetagebuch

Vom Winde verweht

https://www.ventusky.com

Richtig schön sieht das Wetter in Apps oder bei der Wettervorhersage nicht aus – meistens informieren nur kleine Icons über Regen, Sonne oder Wolken. VentuSky legt Wert auf Schönheit und visualisiert komplexe Zusammenhänge des globalen Wetters auf beeindruckende Weise. Eine zoombare Weltkarte zeigt Windströmungen auf der Erde fast in Echtzeit. Deutlich ist etwa zu sehen, wie Luft weit aus dem hohen Norden Europas bis nach Deutschland strömt und dort für klirrende Kälte sorgt. Das Wetter ist ein komplexes System und selbst ein Hurrikan, der auf der anderen Seite der Erde tobt, hat Auswirkungen auf das Wetter in Europa.

VentuSky wurde von Marek Mojzik und Martin Prantl entwickelt, die beide bei einer meteorologischen Gesellschaft in Pilsen arbeiten. Für die Darstellung der Winde nutzen sie Strömungslinien, die normalerweise Bewegungen von Flüssigkeiten veranschaulichen. Doch auch für Winde sind die Linien geeignet, erklären die Betreiber. Die zusätzlichen Farben auf der Karte geben außerdem das Gefühl wieder, „das das betreffende Wetter bei uns auslöst“. Kalte Luft ist blau gefärbt und heiße Wüstenluft dunkelrot. VentuSky visualisiert auch Niederschlag, Bewölkung und Gewitter.

Mit einem Schieberegler lässt sich die Vorhersage für die nächsten Stunden und Tage abrufen. Die Seite verwendet dafür drei Wettermodelle aus den USA (GFS), Kanada (GEM) und Deutschland (ICON), zwischen denen man schnell wechseln kann. Sind sich alle Modelle einig, dass es regnet, sollte man wirklich einen Schirm einpacken. (dbe@ct.de)

Moral der Maschinen

http://moralmachine.mit.edu

Eine Ärztin, ein Kind oder ein Obdachloser – wessen Leben ist mehr wert? Einerseits eine leichte Frage: Jedes Leben ist gleich viel wert. Andererseits ist es eine schwierige Frage, nämlich dann, wenn der Tod unausweichlich ist: Bei einem autonomen Auto versagen die Bremsen und es rast auf einen Zebrastreifen zu. Dort befinden sich zwei Kinder und eine Ärztin auf der einen Seite und auf der anderen ein Opa und zwei Obdachlose. Welche Gruppe soll der Autopilot überfahren, wenn ein Ausweichen unmöglich ist?

Für dieses Dilemma gibt es keine richtige Antwort, weiß die Plattform Moral Machine des MIT Media Lab. Die Seite konfrontiert die Nutzer mit verschiedenen solcher Szenarien. Über Leben und Tod entscheidet allein der Nutzer. Mal sterben die Autoinsassen, mal „nur“ ein Hund, mal fünf Ärzte. Am Ende erzeugt die Seite aus den Entscheidungen eine Auswertung. Sie zeigt, wer dem Nutzer eher am Herzen lag: Mensch oder Haustier, Mann oder Frau, Ältere oder Kinder.

Mit den interaktiven Experimenten will die Plattform zur Diskussion anregen: Welche Entscheidungen sollen Maschinen und künstliche Intelligenzen treffen, wenn Menschenleben in Gefahr sind? Die Nutzer können eigene Szenarien erstellen und sie um „juristische Komplikationen“ ergänzen – hat ein Fußgänger den Tod eher verdient, wenn er über eine rote Ampel latscht? (dbe@ct.de)

Liebes Lesetagebuch!

https://lesetagebu.ch

Der Herbst lädt ein, mal wieder ein gutes Buch zur Hand zu nehmen. Doch Viellesern kann bei der Lektüre schnell der Überblick verloren gehen: Habe ich den vierten Potter-Band wirklich schon gelesen? Und wie hieß doch gleich der komische Thriller, der spontan im Einkaufswagen gelandet ist?

Das Lesetagebuch behält den Überblick: Der kleine Web-Dienst von Daniel Diekmeier notiert gekaufte, gewünschte und gelesene Bücher. Sie lassen sich über eine Suchfunktion hinzufügen oder über eine CSV-Datei importieren. Nutzer können ihre Meinung zu den Werken aufschreiben und eine Wertung vergeben. Ehrgeizige Leser können außerdem als „Leseziel“ festlegen, wie viele Bücher oder Seiten sie in einem Jahr lesen möchten. Wer etwas an der Plattform vermisst, der kann dem Entwickler Verbesserungsvorschläge via Mail und Twitter senden. Immerhin verspricht die Seite eine „Bücherplattform, die du dir schon immer gewünscht hast“. (dbe@ct.de)

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