c't 2/2016
S. 28
News
Linux

Mesa 11.1 bringt optimierte 3D-Treiber

Neue Versionen von Mesa und Qemu ermöglichen 3D-Beschleunigung in virtuellen Maschinen.

Die 3D-Treiber von Mesa 11.1 entlocken modernen Grafikchips von AMD, Intel und Nvidia mehr Geschwindigkeit. Die neue Version der Grafikbibliothek, über die alle großen Linux-Distributionen die quelloffenen, standardmäßig eingerichteten 3D-Treiber erhalten, bringt zudem erstmals den 3D-Treiber Virgl mit. Er ermöglicht 3D-Beschleunigung bei Linux-Distributionen, die in virtuellen Maschinen (VMs) unter der Kernel-eigenen Virtualisierungslösung KVM laufen.

Der für Linux-Gastsysteme gedachte Mesa-Treiber führt die 3D-Befehle allerdings nicht selbst aus; er leitet sie vielmehr über den Linux-Kernel und den Systememulator Qemu an den Wirt durch, damit der die 3D-Befehle mit seinem Grafiktreiber und folglich mit der Hardware-Beschleunigung des Grafikchips ausführt. Dieses über mehrere Jahre unter dem Begriff „Virgl 3D“ entwickelte Verfahren erfordert daher mindestens Qemu 2.5 und den im Januar erwarteten Linux-Kernel 4.4.

Der in Mesa 11.1 enthaltene 3D-Treiber von Intel beherrscht 16x Multisample Anti-Aliasing (MSAA) – allerdings nur bei Skylake-Prozessoren, zu denen die seit August verkauften Core-i-Modelle der 6000er-Reihe gehören. Beim für aktuelle AMD-Grafikprozessoren zuständigen Treiber Radeonsi gab es eine ganze Reihe kleinerer Verbesserungen, um die Performance ein wenig zu steigern oder Fehler und Funktionslücken zu beseitigen.

AMD hat derweil bei der Vorstellung der Initiative „GPUOpen“ (siehe Seite 18) seine Treiberstrategie für Linux näher erläutert. Seinen proprietären Catalyst-Treiber will das Unternehmen ad acta legen und durch zwei Treiberfamilien ersetzen. Bei der einen sind die Treiber für Linux-Kernel, X-Server, Multimedia-Funktionen und 3D-Beschleunigung alle Open-Source-Software. Drei dieser Treiber kommen auch bei der zweiten Treiberfamilie zum Einsatz, zu der ein proprietärer 3D-Treiber gehört; dieser für Gamer und professionelle Einsatzgebiete gedachte Treiber soll Funktionen implementieren, die dem quelloffenen Treiber fehlen. Die quelloffene Treiberfamilie heißt Amdgpu und ist in einigen der neuesten Linux-Distributionen bereits enthalten; die zweite Familie will AMD bald vorstellen. (thl@ct.de)

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Qemu 2.5: Live-Migration unter widrigen Bedingungen

Zwei bei Qemu 2.5 eingeführte Funktionen sollen die Übertragung einer laufenden virtuellen Maschine (VM) auf einen anderen Wirt robuster machen. Das ist für die Virtualisierung mit KVM und Xen relevant, bei der Qemu typischerweise mitwirkt.

Bei der „Post-copy live migration“ kann der neue Wirt die VM bereits übernehmen, noch bevor er den kompletten Arbeitsspeicherinhalt erhalten hat, denn die fehlenden Teile kann der Wirt jetzt beim ersten Zugriff nachordern. Bei der „Autoconverge Live Migration“ reduziert Qemu die in der VM nutzbare Prozessorzeit, wenn eine Live-Migration vorbereitet wird. Durch diese Ansätze funktioniert die Migration auch bei VMs, deren Arbeitsspeicherinhalte sich äußerst schnell ändern.

Neu sind auch Schnittstellen, über die ein Linux-Gast die 3D-Beschleunigung des Wirts verwenden kann (siehe Mesa-11.1-Meldung oben). In Kombination mit Linux 4.4 soll der Treiber Virtio-Pci bessere Performance bieten. (thl@ct.de)

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Wine und CrossOver aktualisiert

Wine kann Windows-Programmen beim Ausführen unter Linux, BSD-Derivaten und OS X jetzt vorspielen, dass sie unter Windows 8.1 oder Windows 10 laufen. Die kürzlich veröffentlichte Version 1.8 hat zudem Unterstützung für DirectWrite und Direct2D gebracht, mit denen Anwendungen die Hardware-Beschleunigung nutzen können, wenn sie Schriften und anderen Elemente der Bedienoberfläche ausgeben.

Unter Wine laufende Windows-Anwendungen setzen ihre Audio-Ausgaben nun automatisch über PulseAudio ab, mit dem modernere Linux-Distributionen die Audio-Ausgabe zentral regeln. Ebenfalls neu, aber noch unvollständig ist die Unterstützung von Direct3D 10 und 11. Eine Datenbank auf der Winehq-Homepage erläutert, welche Windows-Spiele und -Anwendungen mit Wine laufen und welche Einschränkungen es dabei gibt.

Die Firma Codeweavers bietet mit CrossOver eine kostenpflichtige Wine-Version für Linux und OS X mit Support an. Die vor Kurzem veröffentlichte Version 15 basiert bereits auf Wine 1.8. CrossOver vereinfacht die gelegentlich etwas komplizierte Wine-Bedienung und bietet bessere Kompatibilität mit populären Windows-Anwendungen wie MS Office 2013. (thl@ct.de)

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Service Pack für Suse Linux Enterprise 12

Verbesserter Hardware-Support, eine Software zum Single-Sign-on sowie Mini-Betriebssystem-Images – das sind einige der Neuerungen, die Suse mit dem Service Pack 1 (SP1) für die Desktop- und Server-Varianten von Suse Linux Enterprise 12 (SLE12) eingeführt hat. Als neu gilt auch Support für die Container-Virtualisierung mit Docker, obwohl Suse diesen bereits seit einigen Monaten über ein eigens eingeführtes SLE-Modul anbietet.

Die als JeOS (Just enough Operating System) bezeichneten Mini-Images sind für Kunden gedacht, die Container, Appliances, virtuelle Maschinen oder Server aufsetzen wollen, bei denen das Betriebssystem nur aus den unbedingt nötigen Komponenten besteht. Die nur für den SLE-Server (SLES) erhältlichen JeOS-Images gibt es in verschiedenen Varianten. Diese sind ungefähr 300 MByte groß und enthalten derzeit noch Komponenten aus SLE12 ohne Service Pack. Suse liefert zudem KIWI-Bauanleitungen mit, über die man sich eigene JeOS-Images maßschneidern kann.

Zum Einrichten eines Directory Servers zum Single-Sign-on liegt nun die Server-Software Shibboleth bei. Um die Unterstützung für moderne Hardware zu verbessern, hat Suse eine Reihe von Treibern aktualisiert und einige neue integriert. Der Kernel basiert nach wie vor auf Linux 3.12 und soll beim nächsten, Ende 2016 erwarteten Service Pack 2 einen Sprung auf eine modernere Version machen. (thl@ct.de)