c't 19/2016
S. 124
Trend
Initiative gegen ablenkende Apps

Glücksspielautomat in der Tasche

Ein Designer kämpft gegen süchtig machende Apps

Tristan Harris erklärt die Psycho-Tricks von App-Entwicklern und schlägt ein Gütesiegel für Software vor, die Nutzer nicht ablenkt.

Wer vor ein paar Jahren dachte, dass die Menschheit unmöglich noch länger auf Bildschirme starren könne, lag falsch. In den USA verbrachten Smartphone- und Tablet-Besitzer 2011 täglich eineinhalb Stunden mit diesen Geräten, mittlerweile sind es knapp vier Stunden.

Viele echte und noch mehr selbsternannte Experten geißeln Heavy-Handy-User als „Smombies“ – Smartphone-Zombies. Sie sollten „das Ding doch mal weglegen“, forderte zum Beispiel der Spiegel neulich auf seiner Titelseite.

Folgt man dem Designer Tristan Harris, ist das allerdings nicht so einfach. Harris gibt nicht den Nutzern die Schuld an ihrer Sucht, sondern den App-Entwicklern. Er wirft ihnen vor, Anwender mit Psycho-Tricks süchtig zu machen. „Wir leben in einer Aufmerksamkeitsökonomie, in der Firmen an unserer Zeit verdienen. Es ist ein Rennen zum Grund unseres Unterbewusstseins, um unsere Aufmerksamkeit zu kapern“, schreibt er im „Manifest“ seiner Initiative „Time Well Spent“.