c't 17/2016
S. 176
Web-Tipps
Berliner Musikleben, Nobel-Mediathek

Historischer Spaziergang

http://simpk.de/topographie/berlinkarte.html

Zu einem virtuellen Rundgang durchs historische Berlin lädt seit Mitte Juli die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein. Deren Staatliches Institut für Musikforschung hat ein tolles Mash-up geschaffen: Die Topographie des Berliner Konzertlebens 1880–1945 bildet auf einer interaktiven Karte etwa 250 historische geografische Orte des Berliner Konzertlebens im angegebenen Zeitraum ab, beispielsweise Ausbildungsstätten, Musikverlage, Musikinstrumentenbauer, Konzertsäle sowie Wohnorte von Interpreten und Komponisten.

Basis der Topografie sind laut Institut Daten, die es im Rahmen des Projekts „Archiv des Konzertlebens“ ermittelt hat. In dem Projekt sind Konzertprogramme mit dem Schwerpunkt Berlin von 1880 bis 1945 digitalisiert und die jeweiligen Konzertstätten, beteiligten Institutionen und Personen sowie die aufgeführten Werke in einer Datenbank erfasst worden. Die Karte hat man mit freien Open-Source-Anwendungen realisiert, beispielsweise der JavaScript-Bibliothek Leaflet. Die Kartendaten und die jeweiligen Koordinaten der Topografie des Konzertlebens stammen von OpenStreetMap und HistoMapBerlin. (hob@ct.de)

Nobel-Mediathek

www.mediatheque.lindau-nobel.org

Einmal jährlich kommen in Lindau 30 bis 40 Nobelpreisträger mit führenden Nachwuchswissenschaftlern aus aller Welt zusammen. Die Tagungen sollen den Austausch zwischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Disziplinen fördern. Die Veranstalter dokumentieren ihre „Lindau Nobel Laureate Meetings“ in Bild und Ton.

Da ist ein Kleinod entstanden, das weit über eine gigantische Sammlung von Vorträgen der Nobelpreisträger hinausgeht: die Mediathek auf lindau-nobel.org. Vorträge in Video und Audio, Diskussionen, Mini-Lectures, Topic Cluster, Lehrfilme, 360°-Lab-Pictures, weitere Videos, Ausstellungen und vieles mehr finden sich auf der dennoch übersichtlichen Site.

Wollen Sie zum Beispiel wissen, wie das Fluoreszenz-Mikroskop funktioniert? Das ist in einem Lehrfilm mit einem Stephan Hell als Comic-Figur hübsch erklärt – sogar Kinder kommen hier mit, so sie denn Englisch sprechen. Lehrer dürften viele Anregungen entdecken. Man kann auf der Site unendlich viel spannende und lehrreiche Zeit verbringen; etwa mal so schöne Vorträge hören wie den von Paul Dirac 1976 über „Basic Reliefs and Prejudices in Physics“.

Die Mediathek-Macher rund um Dr. Patricia Edema und Mario Cann stellen insgesamt 462 Nobelpreisträger auf eigenen Info-Seiten vor, für 324 findet man sogenannte „Life Paths“ mit den wichtigen Stationen auf einem Zeitstrahl. Beeindruckende 538 Vorträge von 66 Tagungen stehen inzwischen zum Abruf bereit, zum Teil einfache, unterhaltsame, zum Teil aber auch wissenschaftlich sehr anspruchsvolle. Von alten Vorträgen gibt es mit Bildern illustrierte Bandaufzeichnungen.

Auf der Site lässt sich überdies die Fotoausstellung „Sketches of Science“ des Wissenschaftsfotografen Volker Steger bewundern. Hier posieren 85 Nobelpreisträger mit selbstgemalten Zeichnungen – nur einer hat geschummelt (wer, verraten wir nicht). Toll gelungen sind auch die von Steger gemachten 360°-Bilder aus den Laboren der Forscher. (as@ct.de)

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