c't 16/2016
S. 38
News
Android

Rund um die Uhr

Künftig auch Nexus-Smartwatches und ein Update für Android Wear

Bevor Google im Herbst neue Nexus-Geräte auf den Markt bringt, sickern immer mehr Details zu kommenden Smartphones und Smartwatches durch.

Auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz Google I/O im Mai drehte sich alles um das kommende Android 7 alias Nougat. Die Neuerungen beim Android-Wear-System für Smartwatches wurden hingegen kaum beachtet. Zu Unrecht, denn Android Wear 2.0 soll das größte Update seit Bestehen werden.

Nun hat Google die zweite Vorabversion für Entwickler freigegeben. Auffälligste Neuerung gegenüber der ersten Developer-Preview sind die Handgelenkgesten: Bislang taugten sie nur zum Scrollen durch Karten und Menüs. Künftig lassen sich damit auch innerhalb einer App bestimmte Funktionen aufrufen.

Unter Wear 2.0 kann man künftig auch per Tastatur antworten. Die Quicksettings sind schlanker und der Drawer lässt sich nun über die Krone erreichen.

Grundsätzlich wird Android Wear 2.0 einen neuen Look und ein auf die kleinen Uhren-Displays besser zugeschnittenes Bedienkonzept mitbringen. Praktische Neuerungen: Die Krone der Uhren ruft den App Drawer auf und die über einen Wisch nach unten zu erreichenden Quick Settings bündeln nun in einer kompakten Ansicht alle wichtigen Einstellungen, beispielsweise die Helligkeit und den Flugmodus. Dazu kommen flexiblere und interaktivere Watchfaces sowie App-Funktionen und -Menüs, die sich durch Wischgesten von oben oder unten schneller erreichen lassen. Zudem ermöglicht „Smart Reply“ bequemes Beantworten von Nachrichten – entweder mit Antwort-Vorschlägen oder durch Texteingabe über die Minitastatur direkt auf dem Uhrendisplay.

Google zum Umschnallen

Die finale Version von Android Wear 2.0 soll im Herbst erscheinen, wahrscheinlich zusammen mit Google-Hardware. So verdichten sich die Gerüchte, dass die firmeneigene Nexus-Reihe um zwei Smartwatches erweitert wird. Die beiden Uhren mit dem Codenamen Swordfish und Angelfish sollen ein rundes Zifferblatt haben und Insidern zufolge optisch an die kleinere Moto 360 respektive an die Urbane von LG erinnern.

Das größere Angelfish-Modell soll mit drei Buttons, LTE, GPS und einem Pulssensor aufwarten. Die kleinere Swordfish-Uhr hat nur eine Krone und kommt ohne LTE und GPS. Ob sie über einen optischen Sensor den Puls messen kann, ist derzeit noch unklar. Zwar sind mit Tag Heuer, Fossil und Casio mittlerweile auch konventionelle Uhrenhersteller auf den Smartwatch-Zug aufgesprungen, doch offenbar will Google den Erfolg von Android Wear nicht ausschließlich von Drittherstellern abhängig machen.

Auch über kommende Nexus-Smartphones wird im Vorfeld traditionell viel orakelt: Halbwegs sicher ist, dass von HTC zwei Nexus-Smartphones kommen sollen, eines mit 5-Zoll-Display und 1920 × 1080 Pixel, das andere mit 5,5 Zoll und 2560 × 1440 Bildpunkten, 4 GByte Arbeitsspeicher und mindestens 32 GByte Flash-Speicher. Mittlerweile rumort es auch, dass beide Modelle den unlängst von Qualcomm vorgestellten High-End-Prozessor Snapdragon 821 bekommen sollen. Gegenüber dem vorherigen 820er soll er etwas flotter arbeiten.

Sollte sich das bewahrheiten, wären die Nexus-Smartphones – zusammen mit Samsungs Galaxy Note 7 – wohl die ersten Modelle mit der neuen CPU. Die Nutzer dürfte es freuen, so sorgte insbesondere das Nexus 5X mit seinem Snapdragon 808 und den daraus resultierenden Lags und Rucklern oft für Frust. Das größere Nexus 6P blieb mit seinem Snapdragon 810 davon verschont. Falls wirklich beide Geräte mit dem 821er auf den Markt kommen, klafft zwischen unterschiedlichen Modellen keine Performance-Lücke mehr.

Zart schmelzend

Die Nexus-Smartphones werden mit Android 7 auf den Markt kommen. Die Entwicklungen an dessen API sind seit einigen Wochen abgeschlossen. Mit dem API-Level 24 können Programmierer nun Android-7-kompatible Apps schreiben. Aber nicht alle Features der Programmierschnittstelle stoßen auf Gegenliebe: Zwar lassen sich unter Android 7 weiterhin eigene Sicherheitszertifikate hinzufügen, doch wie die Android-Entwickler mitteilen, nutzt das System nur die vorinstallierten Sicherheitszertifikate, um verschlüsselte Verbindungen aufzubauen.

Das soll für mehr Sicherheit sorgen, indem es verhindert, dass böswillige Apps sich mit eigenen Zertifikaten in eigentlich sicheren Datenverkehr einklinken und sensible Daten abhören. Es könnte sich aber als Bumerang erweisen, weil Poweruser und App-Tester keinen schädlichen Netzwerkverkehr mehr aufdecken können: Auch in der c’t-Redaktion haben wir mit solchen „gutmütigen“ Man-in-the-middle-Angriffen so manche App als Datenschleuder enttarnt oder sind so auf Sicherheitslücken gestoßen. Damit könnte künftig Schluss sein, außer eine App lässt es explizit zu, dass ein anderes Zertifikat verwendet wird. Gerade Programmierer, die etwas zu verbergen haben, dürften aber kaum von diesem Opt-in Gebrauch machen. (spo@ct.de)