Apples neues macOS Sierra: Mehr Continuity
Apple hat Mitte Juni die diesjährige Entwicklerkonferenz WWDC genutzt, um im Rahmen der Eröffnung zahlreiche neue Programme vorzustellen – Apps und vor allem Betriebssysteme. Ab September kann man mit Apples nächster Auflage seines PC- und Laptop-Betriebssystems rechnen (Version 10.12 alias Sierra). Statt wie bisher OS X wird dieser Betriebssystemzweig dann macOS heißen.
Sierra bekommt als erstes Desktop-Betriebssystem von Apple die Sprachassistentin Siri. Sie hört auf Sprachkommandos, beispielsweise zum Steuern der Musikanwendung iTunes. Auch durchsucht Siri auf Wunsch lokale Datenbestände. Fundstellen kann der Anwender per Drag & Drop in Dokumente ziehen oder in der Mitteilungszentrale zwischenlagern.
Continuity, ein Sammelsurium aus Funktionen zur Zusammenarbeit von Macs und anderen Apple-Geräten, wird erweitert. Macs mit macOS Sierra soll man mit einer Apple Watch automatisch entsperren können (Auto Unlock). Das Universal Clipboard teilt die Zwischenablage von Mac und iPhone oder iPad via iCloud, Dokumente und Desktop-Inhalte lassen sich auf Wunsch automatisch über die Cloud unter den Geräten einer Apple-ID synchronisieren. Bezahlvorgänge, die man auf dem Mac im Desktop-Browser Safari startet, lassen sich per Fingerabdruck auf einem iOS-Gerät abschließen (Apple Pay, in Deutschland bisher nicht eingeführt).
Sierra ist auch Apples erste OS-Version, die umfassend hinter sich aufräumt: Sie löscht selbstständig Cache- und Log-Dateien, Installationspakete, Foto-Miniaturen, iPhone-Backups oder auch Papierkorbinhalte, die älter als 30 Tage sind. Weniger wichtige Dokumente kann man in die Cloud auslagern; auf dem Mac werden sie durch Platzhalter gekennzeichnet.
Der systemeigene Video-Abspieler bekommt eine Bild-in-Bild-Funktion und die Fenster aller Apps soll man in Tabs organisieren können; Entwickler müssen dafür keinen Finger rühren. Außerdem werden in Sierra diverse System-Anwendungen weiterentwickelt. Beispielsweise soll die Foto-App Gesichter, Szenen und Objekte erkennen, iTunes bekommt ein optimiertes User-Interface.
Für etliche Spezialitäten war während der Eröffnungsveranstaltung keine Zeit übrig. Dazu zählt das neue Apple File System (APFS), das sich besonders gut für SSDs eignen soll, standardmäßig verschlüsselt und für alle Apple-Geräte ausgelegt wird – von der Apple Watch bis zum Mac Pro. Dateiattribute und die TRIM-Funktion sind nicht mehr Anhängsel wie bei HFS+, sondern integriert. Hinzu kommen Container, 64-Bit-Inode-Nummern, Dateistempelgenauigkeit im Nanosekundenbereich, Sparse Files oder auch der Copy-on-Write-Prozess, der das Dateisystem besser gegen Abstürze sichert. APFS wird nicht vor 2017 erwartet.
Apple hat macOS Sierra für MacBook- und iMac-Modelle ausgelegt, die ab Ende 2009 produziert wurden; MacBook Air, MacBook Pro, Mac mini und Mac Pro sind ab Baujahr 2010 geeignet. Eingetragene Entwickler können Beta-Versionen ab sofort ausprobieren. Die öffentliche Beta-Phase startet im Juli.
(dz@ct.de)