c't 13/2016
S. 110
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Full HD vom Funkturm

Erste Erfahrungen mit DVB-T2 HD

Stabantennen raus, jetzt gibts was auf die Augen: DVB-T2 HD verspricht Fernsehen in Blu-ray-Qualität über Antenne, erfordert allerdings meist den Kauf neuer Empfänger.

Seit dem 31. Mai ist die erste Ausbaustufe von DVB-T2 HD offiziell in der Pilotphase. In 18 Ballungsräumen kann man über 36 umgerüstete Sendestandorte sechs HDTV-Programme mit Stab- oder Dachantenne empfangen: Das Erste, ZDF, Sat.1, ProSieben, RTL und Vox.

Die bisherigen DVB-T-Programme werden bis zum Beginn des Regelbetriebs im Frühjahr 2017 zunächst parallel ausgestrahlt (Simulcast). Der offizielle Startschuss für DVB-T2 HD wird in den meisten Regionen das Aus für DVB-T markieren. Das Angebot via DVB-T2 HD soll 2017 um 20 öffentlich-rechtliche und 20 private Sender wachsen, alte DVB-T-Receiver und TVs mit DVB-T-Tuner zeigen dann nur noch ein schwarzes Bild. Eventuell wollen die öffentlich-rechtlichen Sender den Simulcast in einigen Regionen um wenige Monate ausdehnen, um den Kunden mehr Zeit für den Wechsel zu geben. Der weitere Ausbau von DVB-T2 in ländlichen Regionen soll bis 2019 abgeschlossen sein; ob die Privatsender auch dort überall dabei sein werden, ist fraglich.

Um Konsumenten den Einstieg bei DVB-T2 HD schmackhaft zu machen, wird das Programm in Full HD mit 50 Vollbildern pro Sekunde ausgestrahlt (1080p50); als Audioformat kommt Dolby Digital (AC3) zum Einsatz. Nominell ist die Auflösung damit besser als bei allen anderen TV-Empfangswegen, denn dort senden die öffentlich-rechtlichen Sender mit 720p50 und die privaten mit 1080i50. Das „beste Fernseherlebnis“ bekommt man folglich – zumindest theoretisch – erstmals über die Antenne.

Doch zumindest während der bis Frühjahr 2017 geplanten Testphase darf man nicht erwarten, dass wirklich alles wie 1080p aussieht: Das Gros der Inhalte wird momentan noch hochskaliert. Trotzdem klingt HD-Fernsehen mit über 40 Kanälen über Antenne nach einem verlockenden Angebot – selbst wenn man es nur für den Zweitfernseher, den Camper oder den mobilen TV-Genuss an der Bushaltestelle nutzt.

Alles neu?

Dummerweise kann man nicht einfach einen neuen Suchlauf starten und danach die HDTV-Programme empfangen. Meist benötigt man ein neues Empfangsgerät, selbst wenn auf der Umverpackung schon ein DVB-T2-Logo klebte. Denn das deutsche DVB-T2 HD unterscheidet sich technisch von dem in Nachbarländern eingesetzten DVB-T2.

Für den Empfang von DVB-T2 HD braucht man nicht nur einen DVB-T2-Tuner, sondern auch einen Decoder für das moderne Videoformat HEVC (High Efficiency Video Coding). Wer ein neues Gerät kaufen will, sollte daher auf das grüne Logo „DVB-T2 HD“ achten. Solcherart gekennzeichnete Receiver und Fernseher sind grundsätzlich für den Empfang geeignet, benötigen aber zum Anzeigen der überwiegend verschlüsselt ausgestrahlten Privatsender das Common Access Module von „Freenet TV“ – die Freenet AG hatte Anfang des Jahres den technischen Plattformbetreiber Media Broadcast übernommen. Entschlüsselungsmodule zum Nachrüsten gibt es für knapp 80 Euro im Handel.

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