c't 12/2016
S. 33
News
Digitalfernsehen DVB-T2 HD

HDTV per Stabantenne

Wissenswertes zum Start von DVB-T2 HD

Halb Europa hat es schon, jetzt kommt es auch nach Deutschland: Mit dem DVB-T-Nachfolger wird man künftig mehr als 40 Programme in Full HD über Stab- oder Dachantenne empfangen können.

Ab dem 31. Mai wird man in zahlreichen Ballungsräumen das neue terrestrisch ausgestrahlte Fernsehen DVB-T2 HD empfangen können.

Rechtzeitig zur Fußball-EM startet am 31. Mai in 18 Ballungsräumen (siehe Grafik) die erste Ausbaustufe des terrestrischen Digitalfernsehens DVB-T2 HD.

Wie der Name verspricht, werden über DVB-T2 HD hochaufgelöste Programme ausgestrahlt, und zwar in Full HD mit 50 Vollbildern pro Sekunde (1080p50); als Audioformat kommt Dolby Digital (AC3) zum Einsatz. Damit setzt sich der neue Empfangsweg vorerst zumindest nominell an die Spitze der Übertragungsauflösung, auf allen anderen Wegen bekommt man bisher nur 720p50 (öffentlich-rechtlich) oder 1080i50 (privat).

Neue Receiver nötig

Beim Kauf DVB-T2-HD-tauglicher Geräte sollten Sie auf diese Logos achten.

Um DVB-T2 HD empfangen zu können, benötigt man neue Receiver. Hiesige Empfangsgeräte müssen drei Bedingungen erfüllen: Sie brauchen einen DVB-T2-Tuner, müssen das Videoformat HEVC dekodieren können (High Efficiency Video Coding, H.265) und entweder ein eingebautes Irdeto-Entschlüsselungsmodul oder einen CI-Plus-Schacht besitzen. Letzteres ist nötig, weil die meisten Privatsender verschlüsselt ausgestrahlt werden. Die Entschlüsselungsmodule bietet der Plattformbetreiber Media Broadcast an. Für den mobilen Empfang und zum Nachrüsten soll es USB-Empfänger sowie HDMI-Sticks mit integrierten Entschlüsselungsmodulen geben, sodass man dafür keine Smartcard benötigt. Sie sollen übers Internet freigeschaltet werden.

Es reicht nicht, beim Kauf nur auf das DVB-T2-Zeichen zu achten. Stattdessen gibt es zwei gleich Logo-Programme: Das grüne DVB-T2 HD von der Deutschen TV-Plattform e.V. garantiert grundsätzlich den Empfang aller Programme, allerdings braucht man für die Privatsender ein Entschlüsselungsmodul. Geräte mit „Freenet TV“-Logo können die Privatsender von Haus aus entschlüsseln. Empfänger, die nur die öffentlich-rechtlichen Programme empfangen, bekommen keines der Logos.

Die Deutsche TV-Plattform hat eine Liste DVB-T2-HD-geeigneter Empfangsgeräte veröffentlicht, die zertifizierte Fernseher sowie Empfangs-Boxen umfasst und fortlaufend aktualisiert werden soll (siehe c’t-Link unten).

Programme & Kosten

Während des Testbetriebs bis zum Frühjahr 2017 kann man die öffentlich-rechtlichen Programme Das Erste und ZDF sowie die Privatprogramme RTL, ProSieben, Sat.1 und Vox kostenfrei empfangen. Danach soll in den 18 Ballungsräumen der Regelbetrieb starten und das Angebot um 40 weitere Sender wachsen, davon 20 Privatsender.

Die unverschlüsselt ausgestrahlten öffentlich-rechtlichen Programme sind selbstverständlich kostenfrei, doch auch die verschlüsselten Privatsender werden während der Einführungsphase freigeschaltet. Später will Media Broadcast für deren Entschlüsselung ein „monatliches Zugangsentgelt im mittleren einstelligen Euro-Bereich“ erheben – konkretere Zahlen lagen bis zum Redaktionsschluss noch nicht vor.

Mit der Aufschaltung weiterer Programme werden die bisherigen DVB-T-Programme sukzessive abgeschaltet, sodass man mit den alten Empfängern in den Ballungsräumen im Laufe des kommenden Jahres nichts mehr anfangen kann. Der Ausbau des Sendenetzes soll auch in ländlichen Regionen bis Ende 2019 abgeschlossen sein. (vza@ct.de)