Mercedes C 300 e im Test: Plug-in-Hybrid mit riesiger Batterie und Schnellladung

Seite 3: MBUX und Ausblick

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Das PHEV kommt noch einmal mit einem anders abgestimmten Fahrwerk, vor allem jedoch einer automatischen pneumatischen Niveauregelung für die Hinterachse, die immer auf neutral einregelt. Besonders interessant im direkten Vergleich: Das PHEV fährt sich trotz des höheren Gewichts am harmonischsten unter allen Antriebsvarianten. Das liegt hauptsächlich an seiner perfekten Achslastverteilung von 50:50, mit der abseits der berühmten feuchten Wiese der Allradantrieb überflüssig wird. Wohlige Erinnerungen an gute Transaxle-Konstruktionen werden wach. Selbst die Chassis-Bewegungen auf der "Comfort"-Einstellung der Dämpfer werden weniger tragisch, da weniger komplex.

Im Innenraum möchte ich hier nicht die Varianten der Lederfarben aufzählen, die finden Sie viel besser aufbereitet im Konfigurator. Stattdessen sprach ich mit der verantwortlichen Ingenieurin die Änderungen des MBUX zur C-Klasse durch. Die Fahrhilfen orientieren sich an der E-Klasse, sie funktionieren meistens ähnlich gut oder zeigen dieselben Schwächen. Interessant ist der Verzicht auf die Innenraumüberwachung (in der E-Klasse als IR-Kamera im Tacho gelöst). Dinge wie Müdigkeit schätzt die C-Klasse also wie früher anhand sekundärer Parameter wie Lenkverhalten, und damit weniger gut.

Mercedes-Benz C 300 d T-Modell (16 Bilder)

Das T-Modell (Kombi) macht bei der C-Klasse in Deutschland 2/3 der Verkäufe aus. Hier mit dem starken Dieselmotor als C 300 d. (Bild: Daimler)

In der C-Klasse bietet MBUX erstmals alle großen Musik-Streaming-Dienste (außer das eh fragwürdige Youtube Music) an: Spotify, Amazon Music, Apple Music, plus die HiFi-Variante Tidal. Wie in der S-Klasse steuert die Sprachsteuerung jetzt mehr Systeme im Auto, kann zum Beispiel die Fenster öffnen und schließen. Ab und zu spricht der Sprachassistent den Fahrer mit dem hinterlegten Namen an, zum Beispiel morgens bei der ersten Fahrt. Beim Aussteigen warnt die Stimme, wenn das Telefon noch in der Ladeschale liegt.

Insgesamt sind die funktionalen Änderungen gegenüber den schon bekannten MBUX-System damit überschaubar. In der C-Klasse, in der es MBUX bisher nicht gab, bedeutet es gerade im Bereich der Sprachsteuerung einen riesigen Schritt. Künftig sollen neue Funktionen, aber auch Fixes Over-the-Air (über Mobilfunk) kommen. Die Infotainment-Einheit flasht dann bei Bedarf auch andere Steuergeräte, zum Beispiel den separaten Tacho. Die größte auf-den-ersten-Blick-Änderung ist die sanfte Neigung des LCD-Mitteldisplays 6° Richtung Fahrer. Mercedes bietet auch eine kleine Infotainment-Variante an, die (wie es im deutschen Premium-Bereich üblich ist) so schmerzt, dass der Aufpreis alternativlos scheint. Bei der kleinen Variante schrumpft auch die Tachoeinheit. Die Hardware der großen MBUX-Einheit bleibt gewohnt üppig: Nvidia-SoC mit 6 Cores, 16 GByte RAM, 256 GByte SSD – hier lässt Mercedes Raum für Zukunftssicherheit. Die kräftige Hardware ist auch der Grund, warum der Sprachassistent selbst ohne Mobilfunkverbindung so gut funktioniert.

Die leider noch nicht fahrbare Variante C 180 dürfte sehr interessant werden, genauso wie der C 220 d mit einem druckvollen, sehr abgasarmen Turbodiesel. Der Flurfunk spricht auch bereits über eine mögliche "All-Terrain"-Variante, die sich bei der E-Klasse im Kinder-, Hunde-, Urlaubs-, Anhänger- und Zementsackbetrieb beliebt gemacht hat. Die größte Freude ist jedoch der herrlich neutral fahrende PHEV mit so satter Reichweite, dass er den gesamten Alltag elektrisch fahren kann und das Gegengewicht vorne eigentlich nur für den Urlaub da ist. Hier wird es mit dem C 300 de wieder einen Diesel-PHEV geben, der dasselbe kann.

Wie beim Infotainment wird sich die Kombination des Adjektivs "toll" mit dem Substantiv "Mercedes" in einem Preis niederschlagen, der einen überlegen lässt, ob eine Stufe im Kofferraum und weniger Reichweite des gebrauchten Vorgängers nicht eigentlich recht erträglich wären, so im Großen und Ganzen der Dinge. Die kleinste Motorisierung im C 180 fängt bei 41.198 Euro an. Den Preis der PHEV wird Mercedes zum Bestellstart bekanntgeben.

(cgl)