JavaLand 2019 mit erneuter Rekordkulisse

Seite 2: GraalVM und Jakarta EE

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Eine weitere Kerntechnik, die JVM und hier insbesondere ihre Performance, stand hoch im Kurs. Die noch junge GraalVM, ausgelegt für hohe Performance, fand ebenfalls reges Interesse, sowohl im Rahmen einer eigenen Session als auch im Zusammenspiel mit Kotlin Native. Letzteres stellte Sacha Selzer im Zuge des Newcomer Track vor, wobisher wenig erfahrene Sprecher die Gelegenheit für ihren ersten großen Auftritt bekamen.

Java goes native – der erste Talk im Lecture Tent (Abb. 3)

Stellt die Teilnehmerzahl bei den Vorträgen einen Indikator dar, ist das Interesse an der Enterprise Edition aktuell eher durchwachsen. Java EE wurde von Oracle an die Eclipse Foundation übertragen und lebt dort als Jakarta EE weiter. Doch sind noch viele juristische Fragen zu klären, bevor die Weiterentwicklung wieder auf vollen Touren laufen kann. Dennoch werden einzelne Spezifikationen aktiv weiterentwickelt und der GlassFish Application Server wurde kürzlich in seiner ersten Eclipse-Version präsentiert.

Das interessierte Publikum konnte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion über den aktuellen Stand und die künftige Entwicklung informieren. Eine wichtige Änderung ist die Entwicklungsreihenfolge: Es wird nicht mehr erst spezifiziert und dann implementiert. Künftig entsteht erst Code, der anschließend standardisiert wird.

Expertenpanel zur Jakarta Enterprise Edition bei der Diskussion (Abb. 4)

Obwohl hochgradig interessant, war die Expertendiskussion eine eher spärlich besuchte Veranstaltung. Während einige der Experten forderten, nicht nur das MicroProfile in den Standard zu integrieren, sondern darüber hinaus ein frei zusammenstellbares Profil zu etablieren, gab sich Oracles Vertreter in dieser Frage skeptisch, verbunden mit der Sorge, dass man dies nicht zertifizieren könne. Wie sehr die Entwicklergemeinde es jedoch wünscht, war bei Vorträgen zum MicroProfile erkennbar; diese waren nämlich überwiegend sehr gut besucht. Das sollte Oracle ein Hinweis sein.

Das MicroProfile steht für die Etablierung von Microservices und Cloud. Während die Cloud noch im letzten Jahr das vielleicht dominierende Thema war, hat sich hier der Hype etwas gelegt und es war ein wenig "business as usual" erkennbar. Das Thema Microservices sorgte nach wie vor für volle Vorträge, egal ob es um Messaging, Testing oder Schnittstellen ging. Besonders erwähnenswert ist das Thema Transaktionen.

Gab es im letzten Jahr Warnungen, dass Microservices und Transaktionen nicht zusammenpassen, zeigte Lars Röwenkamp eine vielbeachtete Herangehensweise auf. Software wird "einfach" so gestaltet, dass ein Verzicht auf Transaktionen möglich wird. Das wird durch eine passende fachliche Reaktion erreicht, häufig eine Kompensation. Während eine Transaktion atomar, also ganz oder gar nicht abläuft, wird nun zugelassen, dass Teile einer Aktionskette bereits abgeschlossen sind, bevor die letzte Aktion ausgeführt wird. Ist beispielsweise eine Zahlung erfolgt, ohne dass der Betrag dem Empfänger zugebucht werden konnte, wird die Zahlung nicht ungeschehen gemacht (Rollback), sondern durch eine Rückzahlung kompensiert.

Nach wie vor hoher Informationsbedarf bestand bei Container-Techniken, wobei hier nicht so sehr der einzelne Container, sondern deren Orchestrierung, beispielsweise mit Kubernetes, oder deren Testbarkeit im Vordergrund standen. Überhaupt Testing: Wurde es früher als lästige Pflicht angesehen, gehören automatisierte Tests nun zum Standardrepertoire. Gut besuchte Vorträge zeigten das starke Interesse der Entwicklergemeinschaft.

Testen hat etwas mit Methodik zu tun. In diese Richtung geht auch das Thema Softwarearchitektur, das ebenfalls stark nachgefragt wurde. Carola Lilienthal grenzte Microservices von einer SOA ab und zeigte Wege von modularen Strukturen zu Microservices auf. Das Thema griff auch Henning Schwentner auf, der zeigte, wie ein Monolith mittels DDD (Domain Driven Design) strukturiert und in eine andere Architektur überführt werden kann.

Die sechste Auflage der Veranstaltung konnte das stete Wachstum fortsetzen. Es war zwar nicht mehr ganz so rasant wie in den Vorjahren, aber das ist auch gut so, um nicht zu einer unhandlichen Massenveranstaltung zu werden. Die kommende Ausgabe findet vom 17. bis 19. März 2020 erneut im Phantasialand statt.

Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(ane)