HTML5, Video und Google TV im Fokus der I/O-Konferenz

Von Google etwas Neues über das Internet zu hören würde kaum jemanden überraschen. So verwundert es nicht, dass HTML5 und Video auf der I/O Hauptthemen waren.

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Von
  • Frank Gerhardt
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Von Google etwas Neues über das Internet zu hören würde kaum jemanden überraschen. So verwundert es nicht, dass HTML5 und Video auf der I/O Hauptthemen waren. Richtig Gas gibt die Firma mit Android – und mit dem auf der Konferenz vorgestellten Google TV will sie ins Wohnzimmer.

Googles I/O ist als Entwicklerkonferenz angelegt. "I/O" möchte Google als "Innovation in the Open" verstanden wissen, nicht etwa als simplen Input/Output. Alle Sessions wurden auf Video aufgezeichnet und sind bei YouTube zu finden. Die beiden Keynotes übertrug die Firma erstmals live über das Video-Portal. So kamen zu den 5000 Teilnehmern noch 24.000 Zuschauer aus aller Welt hinzu.

Dass die Entwickler Google am Herzen liegen, zeigte sich nicht nur in den Dankesäußerungen in den Keynotes, sondern auch an den kostenlos verschenkten Android-Handys. Am ersten Tag bekam jeder Teilnehmer ein Motorola Droid von Verizon und am zweiten Tag ein HTC Evo von Sprint geschenkt – für 400 US-Dollar Konferenzgebühr ein gutes Geschäft. Angesichts der bekannten Spendierfreude ist es folglich kein Wunder, dass die Konferenz schon zweieinhalb Monate vorher ausverkauft war.

5000 Teilnehmer wollen organisatorisch gestemmt werden.

An den Geschenken zeigt sich aber auch das Dilemma der Offenheit. Zwar ist das Android-Betriebssystem Open Source, aber die verschenkten Handys sind mit einem SIM-Lock versehen und lassen sich nach einer kurzen Probezeit nur mit einem Vertrag weiternutzen. Ein pures Android OS ließe sich nur installieren, wenn man das Root-Passwort knackt. Google zieht sich dabei auf die Position zurück, nur Technikanbieter zu sein. Schließlich müssten die Netzbetreiber auch Vorkehrungen für den Betrieb treffen, sodass es verständlich sei, dass sie die Kontrolle über die Handys nicht aufgeben wollen. Für Entwickler bedeutet das, dass sie trotz eines Open-Source-Betriebssystems keine Chance haben, eine selbst kompilierte Version auf ihrem Gerät zu installieren.

HTML5 und Open Video waren die bestimmenden Themen am ersten Konferenztag. Den ersten und einzigen ungeplanten Lacher erntete ein Keynote-Sprecher,  als er die komplette HTML5-Unterstützung in allen Browsern für Ende 2010 ankündigte. So wünschenswert das ist, wollte daran kaum jemand glauben. Richtig ist allerdings, dass sich alle Browser-Hersteller die Unterstützung von HTML5 auf ihre Fahnen geschrieben haben. Abzuwarten bleibt, wie kompatibel die Implementierungen sein werden.

Nach den Querelen um die Videofunktionen in HTML5 überraschte Google mit der Veröffentlichung des VP8-Codecs unter einer lizenzkostenfreien Open-Source-Lizenz. Vertreter von Mozilla und Opera demonstrierten, dass sie VP8 bereits in Vorabversionen ihrer Browser eingebaut haben. Auch Adobes Flash Player wird in der kommenden Version VP8 unterstützen.

Googles Entwickler-Projekte präsentieren sich.

Eine etwas merkwürdige Rolle spielte Adobe an mehreren Stellen. Von Google erhielt die Firma immer wieder ein paar Streicheleinheiten, aber es machte sich auch das Gefühl breit, dass Google Adobe eigentlich nicht braucht. Es sah fast aus, als ob Adobe noch was bei Google gut hätte und nach den Auseinandersetzungen mit Apple ein bisschen aufgepäppelt werden sollte. Adobe präsentierte in der Keynote ein paar neue Funktionen von DreamWeaver und die Animationsmöglichkeiten von HTML5. Ein Beispiel zeigte Ducati-Motorräder, die mit dem <transition>-Tag in ein Werbebanner hinein- und herausgefahren wurden. Angesichts der weitreichenden Möglichkeiten von HTML5, CSS und JavaScript und ihrer Verbreitung in den Browsern stellt sich allerdings die Frage – ungeachtet der Tatsache, dass der Flash Player den Video-Codec VP8 unterstützt –, wer denn dann noch Flash braucht. Inkonsistent erscheint Googles Botschaft, auf offene Standards zu setzen und ausgerechnet Flash als einziges proprietäres Format mit an Bord zu haben.