Test: Kia Ceed 1.4 T-GDI

Inhaltsverzeichnis

Im direkten Vergleich zu den 1.4 TSI und 1.5 TSI mit 150 PS aus dem Volkswagen-Konzern wirkt der Motor geringfügig zäher, gerade im unteren Drehzahlbereich. Kia gibt 210 km/h, 8,9 Sekunden im Standardsprint und 5,7 Liter auf 100 Kilometer an. Wir kamen auf minimal 5,6 Liter, im Schnitt waren es rund 6,7 Liter. Zum Vergleich: Volkswagen nennt für den Golf 1.5 TSI ACT mit 150 PS und Schaltgetriebe (Test) 216 km/h, 8,3 Sekunden und 5,2 Liter, Mercedes für den A180 mit 136 PS und Schaltgetriebe 215 km/h, 9,2 Sekunden und 5,5 Liter.

Losgelöst von solchen Zahlenspielen wirkt der Ceed mehr als nur ausreichend agil. Es geht bei Bedarf flott voran, alle normalen Alltagsaufgaben erledigt die Maschine locker, ohne irgendwo gestresst zu wirken. Dem Motor merkt man den gesparten Aufwand daran an, dass er unter 2000/min vergleichsweise wenig spontan auf einen Beschleunigungswunsch reagiert.

Gummiartig

Das bedeutet aber nicht, dass man ihn nicht niedertourig fahren kann. Um 1500 bis 2200/min ist entspanntes Reisen möglich. Das gefällt ebenso wie eine sehr lässig agierende Schaltempfehlung. Meist hat man schon selbst hochgeschaltet, bevor sie aktiv wird. Schalten mag ich allerdings gar nicht gern. Der Ceed hat offenbar eine antiquierte Form der Seilzugschaltung – jedenfalls fühlten sich die ersten ihrer Art so an: Lange Wege, unpräzise Gassen, und ein erst gummiartiges, dann „Gang hineinfallendes“ Gefühl am Schalthebel.

Angesichts des mehr als ausreichenden Temperamentes liegt der Gedanke nahe, ob es nicht auch eine Nummer kleiner geht. Kia bietet dafür einen Dreizylinder mit 120 PS an, der mit 172 Nm allerdings viel weniger Drehkraft bereitstellt. Auch die Werksangaben deuten mit 11,1 Sekunden und 190 km/h auf erheblich geringeres Temperament hin. Beim Anschaffungspreis liegen 1000 Euro zwischen den Motoren.

Hörbar

Fühlbar wird ein Unterschied zu deutlich teureren Autos in dieser Klasse bei der Geräuschdämmung. Der Ceed ist nicht dramatisch laut, doch im Vergleich zur kürzlich gefahrenen Mercedes A-Klasse ist man hier akustisch viel näher dran, was Motoren- wie Umgebungsgeräusche betrifft. Ob Antrieb, Fahrwerk, Reifen, Wind – alles ist deutlicher zu vernehmen als in den besten Autos dieses Segmentes.

Wie bei Asiaten üblich, ist die Lenkung einigermaßen gefühlsarm. Immerhin aber, und das gefällt mir, ist sie recht direkt. Mit der Straffheit des Fahrwerks fühlt sich das ansatzweise agil an. Mir würde ein gefühlvolleres Anfedern wie beim Daimler oder BMW gefallen. Aber das erfordert einen Entwicklungsaufwand, den sich Marken wie Kia oder Renault in diesem Segment sparen. Der Ceed wirkt damit stets etwas unruhig.

Viel inklusive

Der kleine Rückstand in vielen Bereichen im Vergleich zu den besten Autos in dieser Klasse muss immer auch vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass Kia den Ceed fair einpreist. Ein bereits recht gut ausgestatteter Kia Ceed 1.4 T-GDI Spirit kostet 24.690 Euro. Inklusive sind dann unter anderem LED-Scheinwerfer, Digitalradio, Android Auto und Apple Carplay, Zwei-Zonen-Klimaautomatik und Sitzheizung. Für diesen Umfang legt man anderswo ordentlich (zusätzliches) Geld auf den Tisch. Typisch asiatisch ist auch die Aufpreisgestaltung: Elektrisch verstellbare Stoff-Ledersitze oder ein Schiebedach gibt es nur zusammen mit dem Navigationspaket, gleiches gilt für den Einparkassistenten.

Dennoch: Ein mit Bedacht zusammengestellter Ceed 1.4 T-GDI wird kaum mehr als 25.000 Euro kosten, je nach Verhandlungsgeschick auch deutlich weniger. In den gängigen Autobörsen werden neue Ceed mit 140 PS zum Teil schon für unter 20.000 Euro angeboten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt also – jedenfalls gemessen an den Konkurrenten aus Deutschland. Die mögen im Detail etwas ausgefeilter wirken, sind aber eben auch erheblich teurer.

Die Kosten für die Überführung hat Kia übernommen, jene für Kraftstoff der Autor. (mfz)