Test Hyundai i30 1.4 T-GDI Premium

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Dieses Anfahrärgernis ist auch deshalb so schlimm, weil es eigentlich das einzige ist. Soll heißen, der i30 wirkt mit dem 1400er-Topmotor jenseits des Krawalltigers und R-Golf-Jägers „N“ in der Hedonismuslinie „Premium“ ansonsten unaufgeregt, entkoppelt und dienstfertig – ein Auto ganz ohne Schwach- und Höhepunkte. Anlässlich einer Probefahrt mit einem Polo 6c sagte ich mal: „Ein wunderbares Auto. Es ist nur so, dass du es nach der Ausfahrt sofort wieder vergisst. Wie bin ich jetzt eigentlich hier?“ So hat man sich das Fahren im Hyundai i30 auch vorzustellen.
Der Motor läuft kultiviert. Enttäuschend ist jedoch die Effizienz. Sportliche Ambitionen erstickt der i30 ohnehin schon im Keim. Insbesondere dann, wenn man hektischer unterwegs sein will, merkt man erst, welch lange und landschaftsreiche Strecken zwischen den sechs Gängen liegen. Man lernt Zahnräder unterschiedlicher Herkunft kennen … Auf Deutsch: Wer schnell schalten will, kommt mit diesem Getriebe nicht weit.

Nicht verstanden habe ich persönlich auch die elektrische Handbremse. Sie schien mir so, als hätte sie ein ganz humorvoller Kenner und Liebhaber von Franz Kafka konstruiert. Sie funktioniert nämlich immer, außer man rechnet damit oder will sie emanzipiert für sich nutzen. Also passiert es (zumindest mir, so viel Einschränkung muss ich schon machen) so gut wie dauernd, dass man mit treudoofem Gesichtsausdruck und irritiert aufnölenden Motorsound gegen die Bremsbacken anzufahren versucht. Dann aber wenn man an einer abschüssigen Strecke den Motor ausstellt, kann man davon ausgehen, die Handbremse dezidiert manuell aktivieren zu müssen. Hab ich schon mal erwähnt, dass ich es hasse, wenn mich Autos als den Idioten dastehen lassen, der ich nicht bin?

Das Fahrwerk: jammern auf hohem Niveau

Wenn man aber nicht denkt und möglichst unemotional von A nach B kommen will, dann gibt es im Hyundai i30 nahezu gar nichts was einen stört. Klar, das Fahrwerk könnte noch ein wenig mehr Raffinesse haben. Im Vergleich zu Fahrzeugen aus dem Wolfsburger Konzern fehlt ihm beides: Knackigkeit und Komfort. Dabei ist der Hyundai sehr sportlich und unwahrscheinlich komfortabel: nur eben umgekehrt. Er wirkt sportlich straff, was den Komfort angeht und ist viel zu weich, was den Sport angeht. Bodenwellen und Kanten werden zwar trocken an die Passagiere weitergereicht, in der Kurve liegt der Hyundai i30 dann aber doch zu weich. Die Seitenneigung ist zu groß, die Karosseriebewegungen sind zu ausgeprägt. Die Rüsselsheimer Koreaner (der i30 wurde in der PSA- äh, Opel-Stadt entwickelt) haben alles richtig gemacht, nur eben in den falschen Kategorien …
Aber man kann hier schon auf sehr hohem Niveau gefahrlos jammern.

Wattierte Lenkung

Bei der Gelegenheit würde man dann auch die Lenkung einschließen, die dem Fahrer in erster Linie möglichst wenig Ärger machen will. Details über die Fahrbahnbeschaffenheit oder die gewünschte bzw. angepeilte Richtung stören den Chef ja sicher nur. Aber da hier ein sportlicher Fahrstil ohnehin deplatziert erscheint, kann man die zu wattierte Lenkung mit etwas Wohlwollen sogar als Teil einer harmonisch gemeinten Abstimmung verbuchen. Wie eine harmonische Abstimmung in gut aussieht, kann man im VW Golf erfahren.

So eine betont ruhige Fahrweise schreit natürlich, auch unter dem Stichwort Spritsparen, nach einer exzessiven Ausnutzung des Tempomats. Und damit auch wieder danach, unbedingt die 1900 Euro für das Doppelkupplungsgetriebe zu investieren. Nur im Paket damit bekommt man nämlich einen Abstandsregeltempomat bei dem man auch die Geschwindigkeit richtig einstellen kann. Es unverständlich und im Alltagsbetrieb ärgerlich, dass der serienmäßige Tempomat in der Version mit Schaltgetriebe nicht anzeigt, welche Geschwindigkeit gerade eingestellt ist.

An der Zapfsäule machte der i30 eine ebenso unauffällige Figur wie überall sonst. 7,8 Liter Gesamtdurchschnitt sind nicht besonders gut. Zumal die Fahrer der 150-PS-Gölfe-Leons-Octavias da nicht einmal müde gähnen können. Grinsend deklassieren sie den Hyundai 1860er-mäßig, lassen ihn an jeder forsch gefahrenen Ecke eine gefühlte Ewigkeit stehen. Und an der Tankstelle drehen sie dem Hyundai-Fahrer dann auch noch eine lange Nase und brauchen im Schnitt über einen Liter weniger auf 100 km. Ich selbst brauchte mit dem i30 sogar über acht Liter, werde aber (natürlich völlig zu Unrecht) mobbingverdächtig häufig auf meinen aggressiven Fahrstil angesprochen. (chlo)