Die schöne und schnelle MV Agusta F3 800 passt in keine Klasse

Klassenlos

Der glücklosen MV Agusta F3 675, eine Skulptur mit einem Design, wie es wohl nur aus Italien kommen kann, wurde nun aus guten Gründen die F3 800 an die Seite gestellt. Sie kennt zwar keine Leistungsprobleme, dafür aber passt sie in keine Rennsportklasse mehr

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Von
  • Ingo Gach
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Varese (Italien), 27. Juni 2013 – Erst letztes Jahr betrat die dreizylindrige MV Agusta F3 675 die Bühne. Eine Skulptur aus Metall und Kunststoff mit einem Design, wie es nur aus Italien kommen kann: Fließende Formen, hinreißende Schwünge und liebevolle Details. Wer hat schon je einen dreifach übereinander gestaffelten Auspuff konstruiert? Leider fuhr sie nicht so gut, wie sie aussah, weshalb MV Agusta jetzt eine vergrößerte Variante aufgelegt hat: Die F3 800. Ein Motorrad, das in keine Kategorie passen will, aber bildschön und verteufelt schnell ist.

Viel hätte nicht gefehlt und die F3 wäre nie gebaut worden. Die große Marke wäre untergegangen, hätte sie nicht Claudio Castiglioni 1997, 17 Jahre nach ihrer Insolvenz, wiederbelebt. Der vorletztes Jahr verstorbene Motorradenthusiast ließ so wunderschöne Maschinen wie die F4 750 unter der Federführung von Design-Guru Massimo Tamburini erbauen. Heute führt sein Sohn Giovanni Castiglioni das Geschäft erfolgreich weiter. Agusta baute zwar bereits seit 1927 neben Fliegern auch Motorräder, doch machte erst Domenico Agusta 1945 aus der Zweirad-Sparte eine Motorradmanufaktur.

Schöne Schale, dürftiger Kern bei der 675er

Die F3 war zwar schön, kränkelte aber an ihrer Motorabstimmung und die versprochenen 128 PS waren auch nicht vollzählig. Ihr Dreizylinder quälte sich durch das untere Drehzahlband, um erst im fünfstelligen Bereich adäquate Leistung abzuliefern. Immerhin 125 PS, aber das Mapping der Einspritzanlage war eher suboptimal abgestimmt. Noch dazu wurde sie in Vergleichstests von ihrer einzigen dreizylindrigen Konkurrentin, der Triumph Daytona 675 R, gnadenlos abgewatscht.

Das konnte die Firma mit 38 Fahrer- und 37 Konstrukteurs-WM-Titeln nicht auf sich beruhen lassen. Alleine Giacomo Agostini gewann auf MV Agusta 13 (!) WM-Titel und ist damit bis heute Rekordhalter. Phil Read, Mike Hailwood und John Surtees hatten sich im Werk in Varese die Klinke in die Hand gegeben.

Man folgte der alten Weisheit, dass Hubraum durch nichts zu ersetzen ist und stockte ihn auf 798 Kubikzentimeter auf. Der Hubraum der F3 675 ist auf die Regelung in der Supersportklasse zurückzuführen, wonach dort Vierzylinder mit 600, Zweizylinder mit 750 und eben Dreizylinder mit 675 Kubik antreten dürfen.

Schwer einzuordnen

Damit ereilt die F3 800 dasselbe Schicksal wie schon die Kollegin Ducati 848 aus Bologna: Sie passt in keine Rennsportklasse. Aber MV Agusta will mit der F3 800 ausdrücklich den „normalen Kunden“ ansprechen, der sein Glück bei Renntrainings und auf der Landstraße sucht.