Rennsänfte

Fahrbericht: Porsche 911 Carrera S

Wir haben den neuen Porsche kurz gefahren. Wie bei den Cup- beziehungsweise GT-Modellen sind die Querstabilisatoren jetzt weicher, dafür die Federn straffer. Das führt zu dem angenehmen Effekt, dass der schnellste 911 (auf dem Nürburgring) nicht unkomfortabler geworden ist

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Porsche 911 Carrera S 17 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Der neue 911er wurde sichtbar überarbeitet, er ist eindeutig breiter. Wie bei den Cup- beziehungsweise GT-Modellen sind die Querstabilisatoren jetzt weicher, dafür die Federn straffer. Das führt zu dem angenehmen Effekt, dass er (auf dem Nürburgring) der schnellste, nicht aber der unkomfortabelste 911 geworden ist. Wir haben den neuen Porsche als Carrera S kurz gefahren.

Ziemlich präsent steht der Porsche auf den Asphalt, große Räder – 20 Zoll vorne und 21 Zoll hinten – füllen die Radhäuser aus und die Kofferraumhaube erstreckt sich nach vorn bis unter das Niveau der Scheinwerfer. Wie jede neue 911er Generation ist auch diese nicht nur formal eine Interpretation des Ur-Modells. So wollen es - wie es scheint – die Kunden. Bei Porsche ist das längst zum Konzept geworden, das heute – wenig überraschend – „Timeless Machine” heißt.

Nicht alles ist praktisch

Nicht alles, was schön aussieht, ist auch praktisch. Die schicken Flanken profitieren von versenkbaren Türgriffen. Beim Öffnen erweisen sie sich aber als fummelig. Im Innenraum ist Retro Trumpf, das Armaturenbrett mit seinen strengen geometrischen Formen nimmt Anleihen bei Klassikern wie der Modellreihe 964. Allerdings erweist sich der kleine Sims am unteren Ende als Staubfänger, genau wie die Rinne rings um den Wählhebel des Achtgang-Doppelkupplungsgetriebes oder der Einsatz im Becherhalter.

Die Sitzposition ungewohnt hoch, aber immer noch sehr gut – und das, obwohl die Lenksäule jetzt kürzer ist. Das Cockpit mit den vier digitalen Rundinstrumenten plus den mittig sitzenden Analog-Drehzahlmesser ist weitgehend von Bedienelementen entschlackt. Unter anderem sind fünf Kippschalter übriggeblieben, mit denen man die adaptiven Dämpfer oder das ESP einstellt. Allerdings hat dieser Bedienpurismus auch zur Folge, dass sich manche Funktion in Untermenüs des Infotainments versteckt. Noch unpraktischer als die Türgriffe.

Natürlich ist auch der 992 schneller als der Vorgänger, jedenfalls auf der Nordschleife des Nürburgrings, wo er ihm rund fünf Sekunden abnimmt. Auf der Landstraßen bewegt sich der Neue nun spürbar agiler als der keineswegs schlechte Vorgänger, ohne dabei den Komfort zu opfern. Im Gegenteil.

Zackigere Querdynamik

Wie bei den Cup- beziehungsweise GT-Modellen sind die Querstabilisatoren jetzt weicher, dafür die Federn härter. Diese Maßnahmen berücksichtigen die durch den fünf Zentimeter breiteren Vorderwagen und breiteren Reifen veränderte Geometrie. Sie ermöglichen eine leichtere Verschränkung, die den Wagen in Kurven schneller, aber den Komfort nicht schlechter werden lässt. Zusätzlich haben die Ingenieure dem neuen 911er damit ein noch zackigeres Einlenken beigebracht. Vor allem in engen Ecken folgt die Vorderachse der Lenkung jetzt noch williger. Straffer als bisher bietet sie nach wie vor vorbildliche Präzision und Transparenz.